Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

die Befassung der Medizin mit psychosomatischen Erkrankungen ist kein „neuzeitliches Gewäsch“: Diese Aufgabe ist so alt wie die ursprüngliche „Wiege“ unserer Demokratie. Schon in der griechischen Antike interessierte die damaligen Schulen der Heilberufe das Zusammenspiel von Psyche und Soma. Der Drang nach gesicherten Erkenntnissen in diesem Feld hatte durch die Jahrhunderte Bestand. Aber das Feld ist so komplex, dass die Fachwelt auch heute noch darum ringt, in diesen Sektor mehr klinisch abgesichertes schulmedizinisches Licht zu bekommen.

Die wissenschaftlichen Anstrengungen in den verschiedenen Fachgebieten medizi-nischer, biologischer, chemischer und physikalischer Provenienz lassen zwar hoffen, dass sich aus systemischer Sicht hier vieles an Wissen gewinnen lässt. Aber gesunde Skepsis ist angebracht. Denn in den zurückliegenden Jahrzehnten hat euphorischer Optimismus, dass mit dem richtigen neurochirurgischen Schnitt, mit der gezielt ein-gesetzten „Wunderpille“ Psyche und Soma geheilt werden können, dann doch wieder nüchterner Erkenntnis weichen müssen: Es reicht nicht, nur an einem Faden dieses Erkenntnisgeflechts zu ziehen. Die Multikausalität von Ursachen und Symptomen verwehrt die einfache medizinische Lösung. Hilfreiches, in der Praxis anwendbares Wissen gibt es allerdings, wie der Fortbildungsschwerpunkt dieses Heftes zeigt: und zwar an verhaltenspsychologischen Erfahrungen im Umgang mit psychosomatisch erkrankten Patienten. Das ist das Pfund, vom dem Arzt oder Zahnarzt im Praxisalltag zehren können. Voraussetzung ist aber – neben entsprechenden Kenntnissen in Medizin, Psychologie und Kommunikation – das dafür erforderliche Quantum an Zuwendung. Dass das in unserer auf schnelle und ökonomische Ergebnisse zielenden Welt immer weniger Verständnis findet, ist bedenklich – zumal die Zahl der Erkrankungsfälle mit psychischen oder psychosomatischen Störungen, so weisen es die Statistiken der letzten Jahre aus, ständig steigt.

Es bleibt dabei: Der Umgang mit psycho-somatischen Störungen erfordert Zeit. Zeit, die zwar „Geld“ ist, die sich aber durch Vermeidung von Folgekosten auszahlt. Dort, wo therapeutisch gezielt umsetzbare medizinische Therapien nicht greifbar sind, wird das der Ansatz bleiben.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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