52. Fortbildungswoche Westerland

Erhalten oder doch ziehen, das war hier die Frage

Mit 1700 Teilnehmern waren die Fortbildungstage der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein wieder ein voller Erfolg. Zahnärztinnen und Zahnärzte kamen nicht selten mit ihrem kompletten Team auf die Insel, um dort zum Thema „Zähne – wie erhalten, wann ersetzen?“ aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in 19 Vorträgen zu hören, diese in 48 Seminaren zu vertiefen, dann im Kollegenkreis – möglicherweise auch kontrovers – zu diskutieren, um dann das Erlernte gemeinsam in die Praxis umzusetzen.

Aus dem Blickwinkel der Standespolitik umriss Kammerpräsident Dr. Ulrich Rubehn die zahnärztliche Situation in seiner Eröffnungsrede mit deutlichen Worten: „Unser Berufsstand versucht, die Patienten nachhaltig gut zu versorgen. In der Gesundheitspolitik erleben wir aber seit nunmehr 30 Jahren das Gegenteil: kurzfristige Maßnahmen ohne jegliche Nachhaltigkeit. Sparen und Kosten dämpfen, aber immer nur mit Blick auf die nächste Wahl!“ Er kritisierte hart: „Offenbar ist die Politik zu nachhaltigen Reformen nicht in der Lage!“

Das zahnärztliche Thema war geschickt gewählt, denn hier hat der Fortbildungsreferent und Vizepräsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, Dr. Michael Brandt, gleich alle Fachbereiche der Zahnmedizin „unter einen Hut gebracht“. Von der Prophylaxe, über Parodontologie, Ästhetik, Konservierende ZHK, Traumatologie, Implantologie, Prothetik, Kieferorthopädie und Notfallmedizin waren alle Themenbereiche abgedeckt, die die zahnärztliche Diagnostik und Therapie im täglichen Alltag berühren. Alle Referenten beleuchteten den Zahn aus jeweils ihrer Perspektive. Hier nur einige Beispiele: Das Thema Botulinumtoxin beschäftigt derzeit nicht nur die Zahnärzte, sondern auch ihre Verbände, denn es stellt sich die Frage, inwieweit der Zahnarzt dieses „Nervengift“ einsetzten darf. Prof. Dr. Dr. Bodo Hoffmeister, Berlin, gab eine deutliche Antwort: „Botox darf in alle oralen Muskel gespritzt werden, wenn eine zahnärztliche Indikation vorliegt wie bei CMD, intraoperativer Relaxation oraler Muskel, und mehr. Finger weg bei „ästhetischer Applikation“ auch im perioralen Bereich!“ Der Kieferorthopäde kann die Remodellierung eines durch den Rheumaschub destruierten Kiefergelenks bei Kindern deutlich unterstützen. Hierzu gab Prof. Bärbel Kahl-Nike, Hamburg, entscheidende Tipps: „Denken Sie daran, dass der Rheumafaktor bei Kindern nicht immer deutlich ist! Arbeiten Sie immer in enger Kooperation mit dem Kinderrheumatologen“ und „machen Sie nie in beiden Kiefern gleichzeitig eine Multiband-Therapie!“ Prof. Dr. Sören Jepsen, Bonn, gab aufgrund langjähriger Beobachtungen die Empfehlung: „Auch beim parodontal vorgeschädigten Gebiss können Implantate als Brückenpfeiler gute Dienste leisten. Wichtig ist eine sehr engmaschige Kontrolle und die Mitarbeit des gesamten Teams sowie eine hervorragende Compliance des Patienten.“ Mit 59 aktiven „zahnärztlichen“ Golfern krönte der Dental-Golf-Cub 2010 als Sahnehäubchen die Fortbildungswoche. Die „zusammengeschlagenen“ 5 200 Euro wurden vom Marine Golfclub auf 6 000 Euro aufgestockt und der Bürgermeisterin Petra Reiber für Familien in Not übergeben. In seinem Schlusswort erklärte Brandt: „Wir gehen aus dieser Tagung mit der gestärkten Erkenntnis, dass die Schonung und der Erhalt der Zahnsubstanz die Zukunft ist.“

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