Studie von Ernst & Young

Kliniklandschaft im Umbruch

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Im Krankenhaussektor gibt es dynamische Veränderungen. Klamme Kommunen können Defizite ihrer Kliniken oft nicht mehr ausgleichen – Kosten und Konkurrenzdruck steigen stetig. Während grundsätzlich ein Kliniksterben zu beobachten ist, steigern die privaten Krankenhäuser ihren Marktanteil. Die Prüfungs- und Beratungsorganisation Ernst Young hat die Veränderungen seit 1992 in einer Studie zusammengefasst.

Die Studie beruht auf einer Befragung von 300 Krankenhausmanagern und 1 500 Verbrauchern in Deutschland. Der Tenor: Wegen wegbrechender Steuereinnahmen werden die deutschen Kommunen immer weniger in der Lage sein, Defizite ihrer kommunalen Krankenhäuser auszugleichen. Dies werde dazu führen, dass die Zahl der Klinikschließungen, -fusionen und -verkäufe deutlich steigen wird.

Anstieg der Ausgaben

Seit dem Jahr 2000 sind die Kosten im Krankenhausbereich um über 20 Prozent gestiegen. Dieser Trend werde höchstwahrscheinlich auch in den kommenden Jahren anhalten: Konkret erwarten über 80 Prozent der befragten Krankenhausmanager einen Anstieg der Personal- und Sachkosten in den nächsten zwei Jahren. „Wegen der älter werdenden Bevölkerung und aufgrund neuer diagnostischer und therapeutischer Verfahren sind steigende Kosten im Krankenhaussektor vorprogrammiert – trotz aller Bemühungen um Kostensenkungen“, urteilt Nils Söhnle, Partner bei Ernst & Young.

Hinzu kommen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise: Zum einen ist „weniger Geld im System“ – aufgrund der Ausfälle an Krankenkassenbeiträgen durch die gestiegene Arbeitslosigkeit und die hohe Inanspruchnahme der Kurzarbeit. Hinzu kommen die Steuerausfälle bei den Bundesländern und Kommunen. Da die Bundesländer für die Krankenhausinvestitionen verantwortlich zeichnen, könnten fehlende Einnahmen zu einem weiteren Rückgang der Investitionsbudgets führen. Vor allem aber dürfte sich die Finanznot vieler Kommunen auswirken, die als Krankenhausträger häufig für die Investitionsaufgaben ihrer Länder in die Bresche sprangen und überdies laufende Verluste ihrer Krankenhäuser ausglichen. „Die Wirtschaftskrise führt dazu, dass die Kommunen vielfach die Defizite der öffentlichen Krankenhäuser nicht mehr ausgleichen können und die Länder ihre KrankenhausInvestitionen reduzieren“, beobachtet Stefan Viering, Partner bei Ernst & Young.

Krise belastet öffentliche Kliniken

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise werden, so die Studie, insbesondere Krankenhäuser der öffentlichen Hand treffen. Viering sieht daher die deutsche Krankenhauslandschaft im Umbruch: „Steigenden Ausgaben und stagnierenden Einnahmen steht die unverändert anspruchsvolle Aufgabe gegenüber, die Bevölkerung mit medizinischen Leistungen auf hohem Niveau zu versorgen. Dieses Dilemma könnte sich vor allem für solche Häuser als unauflösbar erweisen, die in den vergangenen Jahren bereits Verluste gemacht oder nur knapp profitabel gearbeitet haben.“

Es geht um die Verteilung der Marktanteile im Krankenhaussektor. Der Wettbewerbsdruck nimmt zu. 81 Prozent der befragten Krankenhausmanager bezeichnen den Konkurrenzdruck bereits heute als hoch oder sehr hoch, 77 Prozent erwarten eine weitere Intensivierung des Wettbewerbs. Um zukünftig im Wettbewerb bestehen zu können, wollen die Krankenhäuser nicht nur die Kosten senken, sondern auch in qualitätssteigernde Maßnahmen und neue Angebote investieren. Kostensenkungsprogramme spielen derzeit bei 84 Prozent der Krankenhäuser eine große bis sehr große Rolle. Geld sparen wollen die Manager vor allem bei den medizinischen Verbrauchsgütern.

Aber auch Personal soll abgebaut werden: Gut jedes dritte Krankenhaus (39 Prozent) will die Zahl der Beschäftigten in der Pflege beziehungsweise in der Verwaltung reduzieren. Immerhin jedes fünfte Krankenhaus (21 Prozent) plant sogar, zukünftig weniger Ärzte zu beschäftigen.

Gleichzeitig wollen die Krankenhäuser aber auch neue Investitionen tätigen und bestimmte Fachbereiche stärken (62 Prozent), Gebäude modernisieren (61 Prozent) oder den Komfort für die Patienten erhöhen (51 Prozent). Zusätzliches Personal wollen hingegen nur die wenigsten Kliniken einstellen. Unterm Strich ist daher mit einem weiteren Arbeitsplatzabbau bei den Krankenhäusern zu rechnen.

Eine Erweiterung des Angebotspektrums planen relativ viele Krankenhäuser: Dazu zählen Hotelleistungen für Angehörige (22 Prozent), die Einrichtung von Fitness-Centern (18 Prozent) oder alternative Medizin-Angebote (12 Prozent).

Private Anbieter auf dem Vormarsch

Sowohl bei den qualitätssteigernden Investitionen als auch bei der Etablierung neuer Angebote zeigen sich private Krankenhäuser deutlich investitionsfreudiger als freigemeinnützige und vor allem öffentliche. So will jedes fünfte private, aber nur jedes zehnte öffentliche Krankenhaus zukünftig alternative Medizin ins Angebot nehmen. Die Einrichtung einer Privatstation planen 45 Prozent der privaten, aber nur 25 Prozent der öffentlichen Krankenhäuser.

Für die privaten Krankenhauskonzerne böten sich neue Chancen. Sie befänden sich aufgrund ihres größeren finanziellen Spielraums in einer weit günstigeren Ausgangsposition und würden in den kommenden Jahren ihren Marktanteil weiter ausbauen. Die Unterschiede in der deutschen Krankenhauslandschaft werden daher weiter zunehmen, lautet das Fazit der Studie.

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