Die optimale Reisekasse

Die Mischung macht’s

Eigentlich brauchen sich die Deutschen über ihre Urlaubskasse kaum mehr Gedanken zu machen, so lange die Reise ins Euroland geht. Dann reicht in den meisten Fällen die Girocard und ein bisschen Bargeld – wären da nicht einige Unwägbarkeiten, die einem die Stimmung vermiesen können. Wer in außereuropäische Länder reist, muss seine Finanzen dagegen strategisch planen.

Leichte Panik machte sich breit, als auch der dritte und der vierte Geldautomat am Urlaubsort auf Sardinien keine Scheine ausspuckten. Und auch am nächsten Tag gab es kein Bargeld. Was war passiert? Die heimische Bank – in diesem Fall die Norisbank – hatte im Sommer 2010 das Kartenlimit ihrer Kunden fürs Ausland mal kurzerhand auf Null gesetzt. Begründung: Es gab zu viele Skimmingversuche. Dabei spähen Betrüger die PIN und den Magnetstreifen der Maestro-Karten aus, um damit das Konto des Betroffenen leer zu räumen. Es kostete die Urlauberin einige Anrufe bei der Bank in Deutschland, dann wurde der Verfügungsrahmen wieder erhöht und das Problem war gelöst.

Inzwischen verfügen Norisbank-Kunden über ein Limit in Deutschland sowie im europäischen Ausland von 1 000 Euro pro Tag oder 3 000 Euro pro Woche. Doch wer mit einer Giro- beziehungsweise Maestrocard der Deutschen Bank oder einer Tochter ins außereuropäische Ausland reist, sollte vor Reiseantritt seinen Bankberater besuchen und eine verfügbare Summe festsetzen. Sonst kann er ebenfalls in die peinliche Situation geraten, dass der Automat kein Bares ausspuckt. Für diesen Fall hält Pressesprecherin Anke Veil einen Tipp bereit: „Auf der Rückseite der Karte steht eine Telefonnummer. Anrufen und es erfolgt sofort die Freigabe.“

Die Bank fürchtet Opfer von Betrügern zu werden, die außerhalb Europas leichteres Spiel haben. Der Grund: Seit Januar sind die Giro- oder Maestrocard genannten ehemaligen EC-Karten mit einem Chip ausgestattet. Der bedeutet für Deutschland und Europa einen sehr viel besseren Schutz. Die Geldautomaten im außereuropäischen Ausland aber können den Chip nicht lesen. Aus diesem Grund sind alle Karten zusätzlich mit dem früher üblichen Magnetstreifen ausgestattet, der aber leicht zu kopieren beziehungsweise zu manipulieren ist. Doch so viel Vorsicht wie die Deutsche Bank lassen die Konkurrenten kaum walten. So erlaubt die Sparkasse Köln/Bonn das Abheben von bis zu 500 Euro pro Tag. Die Commerzbank setzt das Inlandslimit auf 2 000 Euro fest, für das Ausland gelten 500 Euro täglich.

Erhöhter Verfügungsrahmen

Grundsätzlich aber zeigen sich die Institute gesprächsbereit, was die Grenzen der verfügbaren Summen angeht. Michaela Roth, Pressesprecherin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands in Berlin, empfiehlt: „Wer zum Beispiel im Urlaub ein teures Mitbringsel erstehen will, kann sich entsprechen seiner Bonität einen größeren Verfügungsrahmen einräumen lassen.“ Dabei schauen sich die Berater die Ein- und Ausgänge auf den Girokonten ihrer Kunden genau an. Diese Bewegungen bilden die Basis für den Verfügungsrahmen.

Diese Vorsorge zu Hause reicht oftmals nicht aus. Zwar gibt die Hausbank ihre eigenen Grenzen vor. Doch die Bank, die den jeweiligen Automaten im Ausland betreibt, darf ebenfalls Limits festsetzen und die liegen häufig unter denen der heimischen Bank oder Sparkasse. Wo sie die Grenzen setzt, erfährt der Urlauber erst, wenn er Geld zieht.

Innerhalb der Eurozone ist der Einkauf mit einer Girocard gebührenfrei, außerhalb der Währungszone fällt meist ein Prozent vom Umsatz als Gebühren an. In Spanien und in der Türkei verlangen die Händler häufig zusätzlich zur PIN-Zahlung eine Unterschrift des Kunden. Am Automaten kostet die Bargeldbeschaffung meistens ebenfalls ein Prozent vom Umsatz. Wer weiß, mit welchem Institut seine Hausbank im Urlaubsland kooperiert, kann dort günstiger Geld ziehen. Die Deutsche Bank arbeitet beispielsweise in England mit Barclays und in Frankreich mit der BNP Parisbas zusammen.

In den Markt der Karten ist viel Bewegung gekommen und die Kunden können davon profitieren. So bekommen zum Beispiel die Kunden der ING-Diba zwar keine Maestrocard, dafür erlaubt ihnen aber die Visacard kostenloses Geldabheben an allen Automaten mit dem Visa-Logo und zwar europaweit. Noch bessere Bedingungen bietet die Deutsche Kreditbank DKB. Mit der Visacard der Internet-Bank kostet die Bedienung des Geldautomaten ebenfalls keinen Cent, aber das weltweit. Das gilt ebenfalls für die Visacard der comdirect. Letztere setzt das Limit für die Tagesration bei 600 Euro fest. Voraussetzung für den Einsatz der beschriebenen Visacards ist jeweils die Führung eines Girokontos. Zu Engpässen kann es im Ausland auch mit diesen attraktiven Karten kommen. Wenn zum Beispiel der Inhaber des Plastikstücks am Freitag 600 Euro in einem Urlaubsort abhebt und die Bank bucht diesen Vorgang nicht durch, gibt es bis Montag keinen Nachschub mehr. Deshalb ist es ratsam, seine Ausgaben fürs Wochenende strategisch zu planen.

Reisen nach Übersee

Besonders für Reisen in die USA, Australien oder Neuseeland eignen sich die Kreditkarten von Visa, Mastercard, American Express oder Diners Club. Anders als in Europa gehören sie dort zum Alltag und werden von den meisten Restaurants, Geschäften und Hotels akzeptiert. Auch die Bargeldbeschaffung funktioniert gut mit diesen Plastikstücken. Über die Gebühren solle man sich allerdings vor der Reise informieren. Meist werden pro Karteneinsatz zwischen zwei und drei Prozent vom Umsatz oder ein Mindestbetrag verlangt. Die größte Verbreitung weisen nach wie vor Mastercard und Visa auf. Reiseexperten raten dazu, die Belege aufzuheben und wieder zu Hause mit der Monatsabrechung zu vergleichen. Bei Unstimmigkeiten kann der Kunde innerhalb von vier Wochen reklamieren.

Als preiswerte Alternative zur Girocard empfiehlt sich nach wie vor die Sparcard der Postbank. Ihre Inhaber können weltweit zehnmal pro Jahr kostenlos Geld an Automaten abheben, die das Visa-Zeichen tragen – vorausgesetzt das Sparkonto ist gut gefüllt. Ab der elften Abhebung kostet jeder Vorgang 5,50 Euro. Hinzu kommen noch eventuelle Gebühren, die der Automatenbetreiber erhebt. Dafür kommt die Postbank nicht auf.

Fast aus der Mode gekommen sind Reiseschecks. Der „normale“ Reisende braucht sie nicht mehr. Wer aber zum Beispiel in abgelegene Gebiete in Afrika, Südamerika oder Asien reist, ist mit den Wertpapieren gut versorgt. Sie werden überall auf der Welt eingelöst. Weiteres Plus: Bei Verlust werden sie gegen Vorlage der Quittung ersetzt. Deshalb sollte diese immer getrennt von den Schecks aufbewahrt werden. Die Handhabung der Travellerschecks ist allerdings etwas kompliziert. Der Reisende unterzeichnet die Papiere das erste Mal beim Kauf. Die zweite Unterschrift erfolgt beim Einlösen. Zusätzlich legt er den Personalausweis beziehungsweise den Reisepass vor. Ein Nachteil der Reiseschecks sind die hohen Gebühren. Beim Kauf fallen mindestens sechs Euro an. Weitere Gebühren kommen beim Einlösen dazu. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät dazu, schon beim Kauf nach Akzeptanzstellen zu fragen, die die Schecks kostenlos einlösen. Die Papiere gibt es in den wichtigsten Währungen wie Euro, Dollar, Pfund, Schweizer Franken oder japanische Yen. Vor dem Gang zur Bank sollten Käufer wissen, welche Währung an ihrem Reiseziel am ehesten akzeptiert wird.

Bargeld in Landeswährung

Überhaupt keine Probleme beim Bezahlen bereitet Bargeld. Deshalb gehören Scheine und Münzen in der jeweiligen Landeswährung unbedingt in den Geldbeutel. Mit ihnen kann man den ersten Kaffee am Flughafen, die Taxifahrt zum Hotel oder die erste Mahlzeit bezahlen. Wie hoch der Betrag sein sollte, hängt von verschiedenen Gegebenheiten ab. Wichtig ist zum Beispiel, wie leicht die Bargeldbeschaffung mit Maestrooder Kreditkarten vor Ort ist. Wie hoch ist das Verlustrisiko?

Ohne Bargeld sollte kein Tourist unterwegs sein. Allerdings sollte er nicht sein gesamtes Barvermögen am Körper tragen. Wenn möglich, kann er einen Teil im Safe des Hotels deponieren. Für normale Urlaubsreisen reicht der Gegenwert von 200 bis 300 Euro. Denn bei Diebstahl gibt es keinen Ersatz. Wichtig für den Bargeldumtausch ist es zu wissen, ob die Reise in ein Hart- oder Weichwährungsland geht. Zu Ländern mit harter Währung zählen zum Beispiel die Schweiz, Großbritannien, die USA oder die skandinavischen Länder. In diesen Fällen tauscht man seinen Bedarf zu Hause um. Denn der Umtausch im jeweiligen Land ist meist teurer. Genau umgekehrt verhält es sich bei Weichwährungsländern wie die osteuropäischen Staaten, die Türkei, Südamerika oder Nordafrika. Wer dorthin fährt, tauscht in der Heimat nur einen kleinen Betrag, denn der Umtausch vor Ort ist lukrativer.

Passiert der sogenannte Worst Case und der Tourist steht plötzlich ohne Geld da, kann er sich immer noch an seine Lieben daheim wenden. Sie können mit einer Blitzüberweisung aus der Patsche helfen. Diesen Service bieten Geldtransfer-Dienste wie zum Beispiel Western Union an, die mit Banken zusammenarbeiten. Damit sie über einen solchen Dienst an ihr Geld kommen, benötigen Reisende einen gültigen Ausweis und einige Informationen vom Absender des Bargelds. Meistens kann das Geld schon wenige Minuten nach der Überweisung bei einer der Agenturen vor Ort abgeholt werden. Dieser Dienst ist allerdings ziemlich teuer. Doch es tut gut zu wissen, dass immer noch eine Quelle existiert, wenn der Automat im sardischen Hinterland oder im Pariser Quartier Latin nichts mehr ausspuckt.

Marlene EndruweitWirtschaftsjournalistinm.endruweit@netcologne.de

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