Studententag

Blick nach vorn

Himmelhoch jauchzend und bisweilen betrübt – dazwischen schwankte die Stimmung unter den Studenten – aka Zahnis – im Frankfurter Kongresszentrum. Je nach Themenlage war ihren Gesichtern abzulesen, wie groß die Vorfreude auf die Berufsausübung derzeit sein kann, gemessen an den Realbedingungen. Dennoch einte sie die Zuversicht und ... der Blick nach vorn.

Lebenslanges Lernen ist ein viel zitierter Begriff, wenn auch noch nicht eindeutig definiert. Zahnärzten ist er längst bekannt, sind Fortbildungen doch traditionell Bestandteil ihrer Berufsausübung. Der Hirnforscher Dr. Martin C. Hirsch – Enkel des Physik-Nobelpreisträgers Werner Heisenberg – gab den zukünftigen Zahnmedizinern faszinierende Einblicke in die Zukunft des Lernens. Unter der Überschrift „Lernen 2.0“ präsentierte er die Trends:

Visuelles Denken ist auf dem Vormarsch. Eine ausgeprägte Bildkompetenz werde zunehmend wichtiger. „Zahnärzte müssen Bilder lesen können. Deshalb werden sie stärker visuell lernen“, sagte Hirsch. Konkret könne das durch die Erstellung und Verwendung von „visuell summarys“, zu Deutsch „Postervorträge“, trainiert werden. Hirsch mahnte an, dass visuelles Denken in den Approbationsordnungen noch nicht den entsprechenden Stellenwert einnehme.

Ein zweiter Trend sei das Lernen im Netz mit digitalen Assistenten. „The iPad will change the way doctors practice medicine“, zitierte Hirsch den verstorbenen Apple-Chef Steve Jobs. Aus der Sicht von Hirsch werde es grundsätzlich einen Anstieg des Lernanteils mit Tablet-PCs geben. An die Studenten appellierte Hirsch, mehr Druck auf die Fachgesellschaften zu machen. „Das Wissen sollte valide an einem zentralen Zugang zur Verfügung stehen.“ Neudeutsch: an einem single point of entry.

Wege in die Zukunft

Wie die Zukunft nach dem Studium mit Blick auf die Formen zahnärztlicher Berufsausübung aussehen kann, beleuchtete der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Dietmar Oesterreich.

Besteht der Wunsch, die zweijährige Assistenzzeit im Ausland zu absolvieren, müsse das mit der jeweiligen KZV abgeklärt werden. Für den Start gilt: „Theorie allein reicht nicht. Sammeln sie zunächst praktische Erfahrungen. Das hat größte Priorität“, betonte Oesterreich und ergänzte mit Blick auf das Honorar: „Die Realentwicklung des Einnahmenüberschusses hat sich seit den 1970er-Jahren nach unten entwickelt.“ Die Übernahme einer Einzelpraxis sei als Modell zur Existenzgründung Trumpf. Gemeinschaftspraxen seien aber zunehmend beliebt. Und auch das Angestelltenverhältnis sei eine zunehmend größere Option. Das Klischee des Porschefahrers habe ausgedient. Vielmehr genieße der zahnmedizinische Berufsstand nicht erst seit gestern öffentliches Ansehen für seine ausgezeichneten Präventionsleistungen. Sein Appell an den Nachwuchs lautete: „Sie müssen die medizinische Bedeutung der Zahnmedizin, also auch die Wechselbeziehungen zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit der Bevölkerung verständlich machen.“ Sonst entstehde leicht eine falsche und einseitige Wahrnehmung von der Zahnmedizin als „Wellnessmedizin“.

Dass Kinderzahnheilkunde in den USA (pediatric dentistry) nicht nur angesehen, sondern auch rentabel ist, stellte Dr. Tanja Roloff, Hamburg, heraus: „Die Facharztausbildung dauert dort drei Jahre und das Gros der etwa 5 000 Kollegen ist männlich.“ In Deutschland sei Kinderzahnheilkunde ein Fach mit wenig Konkurrenz und vielen Patienten, ermutigte sie die Teilnehmer.

Prof. Dr. Dr. Hans-Jörg Staehle, Heidelberg, bewertete komplementäre Behandlungsmethoden. Sein Hauptkritikpunkt richtete sich gegen das zugrunde liegende Menschenbild. Staehle: „Arzneien werden nach äußerst fragwürdigen Parametern, wie etwa dem Gesichtsausdruck eines Menschen ausgewählt.“ Erste Ansätze von wissenschaftlichen Belegen zur Evidenz gebe es höchstens bei der Akupunktur. Das einzelne Kammern Fortbildungen in Kinesiologie anbieten, kritisierte Staehle scharf.

Bei einem offenen Arbeitstreffen des Bundesverbands der Zahnmedizinstudenten in Deutschland (BdZM) diskutierten die Teilnehmer in Gruppen über die neue Approbationsordnung, den Patientenmangel, das zahniportal „zahnigroups“, über dentalfresh und über die Online-Plattform der DGZMK .

Die DGZMK gewährte den Studenten, wie auch schon in vergangenen Jahren, eine Reisekostenbeihilfe.

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