1. Grüner Ärztetag

Auf Augenhöhe

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„Liebe Grüne, willkommen in der Mitte der Gesellschaft.“ Tragende Worte vom alten Vize und neuen Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Frank-Ulrich Montgomery. Nur zwei Wochen vor dem 114. Deutschen Ärztetag präsentierte sich die grünste aller Parteien der Ärzteschaft als Ansprechpartner.

Die Tagungsposter verkündeten: „Grün macht gesünder“. Ist das so einfach? „Ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen bedarf des Dialogs, nicht nur der Regelung“ appellierte Jürgen Trittin (Foto r.), Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, vor den 210 Teilnehmern im Berliner Umweltforum Auferstehungskirche. Die Ärzteschaft sei eine durchsetzungsstarke Berufsgruppe. Gerade bei der Ausgestaltung des Gesundheitssystems hätten die Mediziner großen Einfluss. Momentan befinde sich der Beruf jedoch grundlegend im Wandel. Aus Sicht des Fraktionsvorsitzenden bewegt sich die Ärzteschaft derzeit an der Grenze zwischen Ethik und Ökonomie.

Dass sich ein Wandel vollzieht, bestätigte auch Montgomery (Foto l.). Aus seiner Sicht spiegelt der Grüne Ärztetag inhaltlich die Agenda des diesjährigen Deutschen Ärztetages: Rationierung, Priorisierung, die Feminisierung des Arztberufs, die überbordende Bürokratie, die Rolle der Komplementärmedizin, die Qualität des Medizinstudiums und die zukünftige Ausgestaltung des Arztberufs seien Themen, die für den Berufsstand derzeit Priorität hätten.

Montgomery ergänzte noch ein Thema: den ärztlich assistierten Suizid. Seit 1979 gibt es die Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung – zuletzt überarbeitet im Februar dieses Jahres. Darin wird festgehalten, dass „ein offensichtlicher Sterbevorgang nicht durch lebenserhaltende Therapien künstlich in die Länge gezogen werden soll“. Gleichzeitig gilt: „Die Tötung auf Verlangen ist strafbar, auch wenn sie auf Verlangen des Patienten erfolgt.“ Und: „Die Mitwirkung des Arztes bei der Selbsttötung ist keine ärztliche Aufgabe.“ Trotz dieses Regelungsrahmens seien aber noch Fragen offen. Das Institut für Demoskopie Allensbach habe in diesem Zusammenhang die Ärzte befragt. 30 Prozent befürworteten eine Regelung, wonach der Arzt beim Suizid unterstützen dürfe, so Montgomery.

Megatrends in der Medizin

Megatrends im Gesundheitswesen skizzierte Prof. Friedrich Wilhelm Schwartz vom Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung von der Medizinischen Hochschule Hannover. Epidemien chronischer Krankheiten wie Adipositas oder Diabetes seien neben steigenden Fallzahlen von Depressionen, Alzheimer, chronischem Rückenschmerz, Atopien und COPD Herausforderungen für das Gesundheitswesen. Nicht populär, aber ein massives Problem seien alkoholabhängige Erkrankungen. Und: „Auf der Staatenebene wird zukünftig ein Wettbewerb über leistungfähige und gesunde Bevölkerungen entstehen“, ergänzte der Wissenschaftler. Auf dem „Grünen Tag der Gesundheitsberufe“ will die Partei am 24. September in Berlin erneut aktuelle Gesundheitsfragen diskutieren. Dann wird es darum gehen, wie Berufszufriedenheit und Versorgungsqualität erhalten beziehungsweise verbessert werden können.

Über den Deutschen Ärztetag 2011 berichten wir auf Seite 22.

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