Fortschrittliche Orthopädie

Operieren mit dem iPod

Heftarchiv Medizin
Die modernen MP3-Player halten nun offenbar auch Einzug in den OP-Saal – nicht zum Musikhören, sondern als Hilfsmittel für den Operateur. In einigen Fachdisziplinen sind sie schon im Einsatz.

Neue Wege gehen die Orthopäden am Städtischen Klinikum Köln-Merheim: Dort läuft derzeit eine Pilotstudie, in der ein iPod bei Hüft- und Kniegelenksoperationen eingesetzt wird. Geprüft wird, inwieweit das kleine Gerät die Abläufe bei der Operation vereinfachen und möglicherweise die Präzision bei der Gelenkersatz-OP noch steigern kann.

Das geht folgendermaßen: Der iPod, an dem Antennen-Kugeln sowie ein kleiner Taststab angebracht sind, steckt in einer sterilen Hülle und kann über die Antennen- Kugeln von einem Infrarot-Kamerasystem, das sich zwei Meter vom OP-Tisch entfernt befindet, geortet werden. Der iPod-Taststab wird über die Stelle gehalten, wo das neu zu implantierende Hüftgelenk eingepasst werden muss, und innerhalb von Millisekunden wird die Gelenk-Geometrie erfasst, digitalisiert und an das Kamera-System übermittelt. Via iPod kommen die Informationen zum Operateur zurück. „Das funktioniert kabelfrei mit W-Lan, ganz ohne Stolperfallen im OP“, sagt Dr. Holger Bäthis, der die neue Technologie am Kölner Klinikum erprobt.

W-Lan als Übermittler

Voraussetzung für die innovative Übermittlungstechnik ist die bereits seit Jahren etablierte computergestützte Navigation, die laut Prof. Dr. Rolf Haaker nicht nur in der Orthopädie Anwendung findet, sondern auch in der Neurochirurgie, bei Operationen im HNO-Bereich und in der Gesichtschirurgie. In all diesen Bereichen, in denen die computergestützte Navigation laut Haaker zur deutlichen Verbesserung der Operationsergebnisse geführt hat, ist ebenfalls eine Informationsübertragung per iPod denkbar. „Die Exaktheit mit dem iPod ist ausreichend gut“, betont der Mediziner. Das Gerät hat dabei den Vorteil, dass es einfach zu bedienen ist und erheblich kleiner als die bisherige „Workstation“ mit Rechner und Großmonitor. „Das ermöglicht wahrscheinlich auch kürzere OP-Zeiten“, vermutet Haaker.

Auch für Bäthis ist dies ein wichtiges Argument pro iPod: „Die Systeme sind bislang groß wie Kühlschränke und erfordern immer zusätzliches Personal für die Bedienung“. Mit dem iPod lässt sich diese jedoch deutlich vereinfachen, der Operateur hat zudem das kleine Gerät selbst in der Hand und genau im Blickfeld und muss sich nicht zum Monitor umdrehen. Auch für Bäthis ist dies ein wichtiges Argument pro iPod: „Die Systeme sind bislang groß wie Kühlschränke und erfordern immer zusätzliches Personal für die Bedienung“. Mit dem iPod lässt sich diese jedoch deutlich vereinfachen, der Operateur hat zudem das kleine Gerät selbst in der Hand und genau im Blickfeld und muss sich nicht zum Monitor umdrehen.

Bei Hüftoperationen setzt der Kölner Mediziner den MP3-Player als Kontrollelement für die Position des neuen Gelenks und für die Beinlänge ein, bei Knieoperationen unterstützt das Gerät die Vorbereitung und kann Ansatz und Verlauf des Schnittes bestimmen. Die neue Technologie vereinfacht dabei den Arbeitsablauf und das bei verbesserter Präzision, so die ersten Erfahrungen in Köln. Sie fußen auf derzeit rund 40 absolvierten Operationen. Dabei sind die Kölner Orthopäden mit ihrem Pilotprojekt nicht alleine. Im amerikanischen Nashville/Tennessee wird derzeit ebenfalls als Pilotversuch mit dem iPod operiert.

Für die Kliniken ist dieses Vorgehen durchaus wirtschaftlich attraktiv: Denn während die bisherigen Computersysteme mit Kosten von bis 200 000 Euro zu Buche schlagen, sind für die Umrüstung auf den iPod deutlich weniger als 50 000 Euro aufzuwenden.

Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Köln

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