Antibakterielle Wirksamkeit von Spüllösungen in Plaque und Speichel
Die chemische Plaquekontrolle mit Mundspüllösungen ist eine sinnvolle Ergänzung zur häuslichen Mundhygiene. Um eine gute Wirksamkeit erzielen zu können, sollten antibakterielle Substanzen von Mundspüllösungen nach ihrer Anwendung weiterhin über einen längeren Zeitraum in der Mundhöhle aktiv sein. Es wird davon ausgegangen, dass dies vor allem durch Anlagerung der antibakteriellen Wirkstoffe an das Weichgewebe bewirkt wird, von wo aus sie allmählich über den Speichel wieder freigesetzt werden. Forscher der Universität Groningen gingen der Frage nach, inwieweit Plaque antibakterielle Substanzen aus Mundspüllösungen aufnimmt und somit als Reservoir für ihre Freisetzung dienen kann.
An der vorliegenden Studie nahmen 24 Studenten (zehn Männer, 14 Frauen) im Alter zwischen 19 und 32 Jahren teil. Alle Teilnehmer putzten sich die Zähne für insgesamt vier Wochen zweimal täglich mit einer Zahnpasta ohne antibakteriellen Wirkstoff (Prodent Coolmint, Sara Lee HBC, Niederlande). Nach zwei Wochen spülte die Hälfte der Probanden (Fallgruppe) zusätzlich unmittelbar nach dem Zähneputzen mit einer der drei Mundspüllösungen: Listerine (Pfizer Consumer Healthcare, USA), Meridol (GABA Group, Basel, Schweiz) oder Crest Pro Health (Procter Gamble, Cincinnati, USA). Die andere Hälfte betrieb weiterhin ausschließlich mechanische Plaquekontrolle (Kontrollgruppe). Nach Ablauf der vier Wochen wurden jedem Probanden sechs Stunden nach der morgendlichen Mundhygiene Plaque und Speichelproben entnommen. Die Viabilität (= prozentualer Anteil lebender Bakterien) und Konzentration der Bakterien jeder einzelnen Probe wurden ermittelt. Zudem wurden die Proben von je einem Probanden aus Fall- und Kontrollgruppe wie folgt kombiniert: A: 1:1-Mischung der Plaqueproben; B: 1:1-Mischung der Speichelprobe aus der Fall gruppe und der Plaqueprobe aus der Kontrollgruppe. Nach zwei Stunden wurden die Konzentration und die Viabilität der Bakterien in den gemischten Proben untersucht. Aus den zuvor gewonnenen Daten für die ungemischten Proben wurde die zu erwartende Viabilität nach dem Mischvorgang für jede tatsächlich vorhandene Probenkombination berechnet.
Bei den unkombinierten Plaqueproben war die Viabilität der Bakterien in der Fallgruppe signifikant geringer (Listerine 26 ± 13 Prozent; Meridol 30 ± 6 Prozent; Crest Pro Health 20 ± 4 Prozent) als in der Kontrollgruppe (47 ± 8 Prozent). Dagegen ergaben sich bei den unkombinierten Speichelproben nur geringfügige Unterschiede zwischen Fall- und Kontrollgruppe. Die gemessene Viabilität der Bakterien bei den kombinierten Plaqueproben (Kombination A) war signifikant geringer als theoretisch berechnet. Dies deutet darauf hin, dass nach dem Mischen die Plaque aus der Fallgruppe antibakteriell auf die Plaque der Kontrollgruppe gewirkt hat. Bei den Proben der Kombination B ergaben sich dagegen keine Unterschiede zwischen der gemessenen und der theoretisch berechneten Viabilität. Daraus kann geschlossen werden, dass der Speichel der Probanden aus der Fallgruppe nicht antibakteriell gewirkt hat. Die Art der verwendeten Mundspülung hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis.
Gezeigt werden konnte, dass Plaque antibakterielle Substanzen aus Mundspülungen aufnehmen kann. Selbst sechs Stunden nach der Anwendung einer anti-bakteriellen Spülung scheint die Wirkstoffkonzentration in der Plaque hoch genug zu sein, um Bakterien aus neuer Plaque abzutöten. Diese Erkenntnisse sollen nicht zur Rechtfertigung für mangelhafte Mundhygiene dienen. Jedoch zeigt diese Studie, dass die negativen Auswirkungen verbleibender Plaque nach dem Zähneputzen durch die Aufnahme antibakterieller Substanzen gemildert werden können.
Quelle: Otten MPT, Busscher HJ, van der Mei HC, Abbas F, van Hoogmoed CG.Retention of antimicrobial activity in plaque and saliva jollowing mouthrinse use in vivo. Caries Res 2010;44(5):459-464