Im Schatten Buddhas
Seit dem 1. April 2011 hat sich in Myanmar eine neue, zivile Regierung gebildet, die jetzt den langen Weg der Demokratisierung gehen will. Die zahnärztliche Versorgungsdichte ist sehr gering. Die Niederlassungen konzentrieren sich vorwiegend auf die Städte. Auf einen Zahnarzt kommen 23 600 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland ist das Verhältnis etwa 20-mal niedriger, die Versorgungsdichte also 20-mal so hoch.
Mit der Basisausrüstung ins buddhistische Kloster
Begonnen hat der Arbeitseinsatz im Frühjahr 2008. Eine Düsseldorfer Nichtregierungsorganisation hat vermittelt. Ausgestattet mit einer Basisausrüstung an Spiegeln, Sonden, Zangen und Anästhetika konnte das Team schon an verschiedenen Orten, in buddhistischen Klöstern und in Waisenhäusern sowie in entlegenen Dörfern, Schmerzen durch Extraktionen beseitigen. Die Erkundung im ersten Jahr hat allerdings auch die Grenzen bei der Arbeit ohne eine mobile dentale Einheit aufgezeigt: Kein Einsatzort ist für eine zahnärztliche Behandlung ausgerüstet. Werkzeuge und Materialien müssen immer mitgebracht werden.
Im Winter 2009 hat dann der Düsseldorfer Verein eine mobile Einheit gekauft. Der Radius der Arbeitseinsätze wurde damit weiter. Die größte Schwierigkeit besteht in der Beschaffung der Arbeitsgenehmigungen, die vom Gesundheitsministerium und verschiedenen lokalen Behörden erteilt werden.
Mittlerweile gibt es viele verschiedene Einsatzorte, die zum Teil weit auseinander liegen und auch schwer zu erreichen sind. Es wird also zukünftig nötig sein, Depots mit Material anzulegen, um nicht immer schwer bepackt durch das Land reisen zu müssen. Das Ge- und Verbrauchsmaterial wurde bisher in Deutschland eingekauft oder durch Sachspenden erworben.
In den fast 22 Wochen der bisherigen Aufenthalte hat das Team vorwiegend Extraktionen durchgeführt, aber auch Füllungen aller Art sowie parodontologische und endodontische Maßnahmen.
Dank der finanziellen und sachlichen Unterstützung der Firma GABA konnten in den Kindergärten und in den Schulen Fluoridierungsmassnahmen mit Elmex Gelee und Elmex Fluid begleitend zum Unterricht in Gesundheitserziehung durchgeführt werden.
Unter bevölkerungsbezogenen Aspekten (Public Health) ist aber klar erkennbar, dass das Team nur einen (kleinen) Beitrag leisten kann. Die gesellschaftlichen Veränderungen mit veränderten Lebens- und Ernährungsgewohnheiten lassen langfristig einen Anstieg von Munderkrankungen erwarten. Deshalb wurde im September 2010 sowohl mit der burmesischen Zahnärztekammer als auch mit den entsprechenden Abteilungen der Ministerien (Ministry of Health und Ministry of Social Welfare) Kontakt aufgenommen, um Unterstützung bei der Strukturierung und Planung von Prävention und Gesundheitsförderung anzubieten. Dieses Angebot wurde positiv aufgenommen. Das „System der deutschen Gruppenprophylaxe“ wurde auf dem Jahreskongress der burmesischen Zahnärzte vorgestellt – als ein gutes Beispiel für eine wirkungsvolle Präventionsmaßnahme.
Die Arbeit wird bisher vorwiegend durch eigene private Finanzierung, Spenden und Mitgliedsbeiträge getragen. Mit dem Ziel, sowohl die praktische Arbeit vor Ort, aber auch die Planung epidemiologischer Studien und die Entwicklung von Präventionsprogrammen zu unterstützen, wurde ein Verein gegründet.
Der Schwerpunkt der Arbeit wird sich in den kommenden Jahren in Absprache mit der Regierung und der Zahnärztekammer auf die Schulung von Zahnärzten, Hebammen, Gemeindeschwestern, Lehrern und Erziehern in den entsprechenden Einrichtungen richten. Gemeinsam müssen mit diesen Gruppen früh einsetzende soziokulturelle Programme entwickelt werden, die von der Bevölkerung verstanden und akzeptiert werden. Die Umsetzung kann nur mit Genehmigung von privaten Trägern, wie Klosterschulen und Kindergärten oder staatlichen Schulen und Waisenhäusern erfolgen. Da die Einsätze fast ausschliesslich in abgelegenen Gebieten erfolgen, sollten entsprechend der WHO-Empfehlungen keine einmaligen isolierten Programme angeboten werden. Geplant ist in Zusammenarbeit mit Pädiatern und Augenärzten, aber auch mit Sozialwissenschaftlern entsprechende Screenings zu organisieren, dabei den Behandlungs- und Präventionsbedarf zu ermitteln, aber auch weiterhin die direkte Behandlung anzubieten. Das Team um Dr. Frühbuss ist gespannt, ob auch die neue Regierung die Vorschläge wohlwollend aufnehmen wird.
Dr. Juliane FrühbussAkademie für öffentliches GesundheitswesenKanzlerstr. 440472 Düsseldorfdr.juliane.fruehbuss@email.de