Volles UV-Konto
„Es geht nicht darum, den Menschen zu sagen, dass sie nie wieder in die Sonne gehen dürfen“, sagte Prof. Eggert Stockfleth, Leiter der europäischen Hautkrebsstiftung (European Skin Cancer Foundation, ESCF) sowie des Hauttumorzentrums der Charité, bei der Vorstellung ganz neuer Hautkrebs-Daten in Berlin. Schließlich sei es eine Binsenweisheit, dass die tägliche Dosis Sonnenlicht für den Körper essenziell ist, um das lebensnotwendige Vitamin D bilden zu können.
Die seit 2008 laufende und von der EU geförderte Epiderm-Studie zeige aber auf, dass der helle Hautkrebs in Europa um 30 Prozent höher liege als bisher angenommen. Bundesweit gebe es Jahr für Jahr 250 000 Neuerkrankungen, mit steigender Tendenz von fünf bis sieben Prozent. Besonders hohe Raten an Neuerkrankungen beim malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) gebe es in Skandinavien, so Stockfleth. Dänemark etwa habe den höchsten Wert der Welt. Begründet wurde dies unter anderem mit der starken Nutzung von Sonnenbänken aufgrund der langen Winter. Ein Problem beim hellen Hautkrebs: Vielen Menschen ist er nicht bekannt, obwohl zehnmal häufiger als sein „schwarzer Bruder“. Daher komme es oftmals zu einer verzögerten Diagnose, lautet ein Ergebnis der Epiderm-Studie.
Neue Risikofaktoren
Bekannt sind Risikofaktoren wie übermäßiges UV-Licht. Neu dagegen ist die Erkenntnis, dass auch traumatische und psychische Belastungen in der Familie und bestimmte Medikamente ursächlich mit der Entstehung von Hautkrebs korrelieren können.
Die Kosten für das Gesundheitswesen sind erheblich: So beziffert die ESCF die Behandlungskosten auf rund drei Milliarden Euro. Dazu kommen Folgekosten wie Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung von circa 500 Millionen Euro pro Jahr.
Früh erkannt, gibt es jedoch eine gute Prognose. Vorsorge ist daher besonders wichtig. Für die Selbstkontrolle sollten Patienten den A-B-C-D-Hauttest durchführen. Er hilft, verdächtige Pigmentmale zu identifizieren. Tritt eine dieser Auffälligkeiten auf, ist es ratsam, den Hautarzt zu konsultieren:
A = Asymmetrie=> unsymetrische PigmentmaleB = Begrenzung=> Ränder uneben rau und zackigC = Colour (Farbe)=> verdächtig sind schwarze, dunkelbraune, bläuliche, rote, graue bis hautfarbene ArealeD = Durchmesser=> Beobachtung ab einem Durchmesser von über zwei Millimetern
Auch wenn die Zahnärzteschaft kein Screening durchführt, können verdächtige Areale erkannt werden. Nach Aussage von Stockfleth liegen 80 Prozent der Fälle an sonnenlichtexponierten Arealen. Also dort, wo auch der Zahnarzt hinschaut. „Zahnärzte führen kein Hautkrebsscreening durch. Das obliegt den Dermatologen fachlich und abrechnungstechnisch“, betont Dr. Sebastian Ziller, Leiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung bei der Bundeszahnärztekammer (BZÄK). Gleichwohl sei der ganzheitlich orientierte Zahnarzt natürlich angehalten, Auffälligkeiten im sichtbaren Bereich (Hals, Gesicht, Hände) wahrzunehmen und den Patienten bei Normabweichungen an einen Facharzt zu verweisen, so sein Apell.