Übermaß an Fernweh
Autor und Zahnarzt Alexander Fonth gibt sich in seinem Reisebericht „In 41 Tagen um die Welt“ als moderner Wiedergänger von Phileas Fogg. Allerdings brauchte er für seine Erdumrundung nur halb so lange wie Jules Vernes Romanheld und erlebte auch weitaus weniger gefährliche und abenteuerliche Situationen. Genug Eindrücke während seiner Weltreise mit Flugzeug und Schiff, die er zur Feier des Renteneintritts zusammen mit seiner Frau unternahm, sammelte er trotzdem, um den Leser leidlich zu unterhalten.
Was jedoch stört, ist die stark anekdotenhafte und teilweise bemüht zum Schmunzeln anregen wollende Sprache. Ein Beispiel: „Nach so viel Sehenswertem und Gehörtem glühen unsere Serpentinen in der obersten Etage, wir kriegen beinahe einen Brummschädel.“
Reflexion über die besuchten Orte gibt es wenig, vielmehr scheint Fonth die Eindrücke wie ein Schwamm gesammelt zu haben – und gibt sie ungefiltert im Buch wieder.
Störend ist auch, wenn der Autor den Text aufgrund des von ihm „erfundenen“ F.d.s.h.-Prinzips einfach abbricht (F.d.s.h. steht für „Fahrt doch selber hin“). Das spricht nicht für die sprachliche Eleganz des Buches und ist auf Dauer anstrengend.
Was den Leser trotzdem im Buch hält, sind die attraktiven Schauplätze.
Interessant wird es hier dann, wenn der Autor nicht die üblichen, sowieso bekannten Sehenswürdigkeiten beschreibt (Chinatown in New York, Golden Gate Bridge in San Francisco, ...), sondern auf ungekannte Eindrücke eingeht.
Seien es die Senioren auf dem Kreuzfahrtschiff, die plötzlich zu Sportliebhabern mutieren, der Bus auf Hawaii, der mitten im Vulkankrater hält oder die Gulaschsuppe im „Bavarian Beer Cafe“, in einem Vorort von Sydney. In diesen kleinen Episoden weiß Fonth durchaus zu unterhalten. Eine nette Idee ist es auch, das Kreuzfahrtschiff, das der Autor für die Strecke von San Francisco nach Sydney besteigt, aus der Ich-Perspektive zu Wort kommen zu lassen.
„In 41 Tagen um die Welt“ kann nicht mit geschliffener Sprache punkten wie die Merian-Hefte oder durch Insider-Tipps wie ein Lonely Planet-Reiseführer. Eher blättert man durch das Werk wie durch ein fremdes Tagebuch: Es gibt viele Banalitäten, doch für ihn interessante, amüsante Passagen sollte jeder Leser finden. eb