Die klinisch-ethische Falldiskussion

Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Dentallabor

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Dominik Groß
Der vorliegende Fallbericht behandelt die Situation und die Gewissensnöte eines Zahnarztes, der sich freiwillig auf einen zahnärztlichen Ehrenkodex verpflichtet hat, in der Folgezeit durch die Beauftragung ausländischer Dentallabors aber gegen ebendiesen Kodex verstößt.

Der Fallbericht:

Dr. TT, niedergelassener Zahnarzt in einer ländlichen Region, hat den „Zahnärzte- Ehrenkodex“ unterschrieben. Dies bedeutet für ihn unter anderem die Selbstverpflichtung, mit regionalen Dentallabors zusammenzuarbeiten. Besagter Schritt ist ihm recht leicht gefallen, denn er benötigt die räumliche Nähe zum Labor für die zeitnahen Reparaturen defekter Prothesen.

TT ist allerdings immer wieder unzufrieden mit der Qualität der Arbeiten, die ihm das Fremdlabor anfertigt, und hat deshalb auch schon wiederholt kritische Rückmeldungen gegeben beziehungsweise das Labor gewechselt. Prothetisch tätig zu sein, macht ihm keine rechte Freude mehr, da er zum Teil erhebliche Zeit in das Nacharbeiten suboptimaler Werkstücke der Labore investieren muss.

Während eines Curriculums freundet sich TT mit dem Kollegen LS an. Dieser erzählt ihm von seinen durchgängig positiven Erfahrungen mit seinem Auslandslabor. TT hatte bis dahin von Auslandslaboren überwiegend Schlechtes gehört und ist zudem nicht glücklich bei dem Gedanken an die Niedriglöhne, die die dortigen Zahntechniker dem Vernehmen nach erhalten. Auch erinnert er sich mit Unbehagen an die erfolgte Unterzeichnung des „Ehrenkodex“.

Andererseits möchte TT die vom Kollegen gelobte Qualität kennenlernen. Daher entschließt er sich, dort versuchsweise Arbeiten in Auftrag zu geben. TT ist überrascht von der wirklich präzisen Ausführung, die er bei den Labors vor Ort vielfach vermisst hat. Die „Nulltarif-Versorgung“, die er durch das Auslandslabor anbieten kann, spricht sich in der einkommensschwachen Gegend, in der TT praktiziert, schnell herum, so dass sich die Prothetik in seinem Behandlungsspektrum wieder stärker etabliert und er selbst wieder Freude an der prothetischen Arbeit gewinnt. Gleichzeitig wächst das schlechte Gewissen.

• Ist es, so fragt er sich, ethisch vertretbar, dass er jetzt trotz seines unterschriebenen „Ehrenkodex“ das Auslandslabor präferiert – zumal er hiervon nicht nur fachlich, sondern auch in erheblichem Maß wirtschaftlich profitiert?

• Müsste er nicht aus Gründen der Aufrichtigkeit vom „Ehrenkodex“ zurücktreten? Ist es ethisch verantwortbar, das einheimische Labor mit unattraktiven „tagesaktuellen“ Reparaturen „abzuspeisen“? Und trägt er nicht eine Mitverantwortung dafür, dass sich die wirtschaftliche Situation der einheimischen Labore durch derartige „Auslandsaufträge“ verschlechtert?

Dominik Groß

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik GroßInstitut für Geschichte, Theorie und Ethik der MedizinUniversitätsklinikum der RWTH AachenWendlingweg 252074 Aachen

gte-med-sekr@ukaachen.de

Dr. med. dent. Paul SchmittLiederbacher Str. 1765929 Frankfurt

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Dr. med. dent. Uwe BittighoferBergstr. 2976337 Waldbronnuwebittig@web.de

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