Der Parodontitis erfolgreich begegnen
Wie in den Jahren zuvor startete die Jahrestagung mit einem Workshop, der in diesem Jahr dem Thema „Gemeinsamkeiten im Pathomechanismus oraler und systemischer Erkrankungen“ gewidmet war. Dazu referierte Prof. Andreas Simm (Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Universität Halle) über fortgeschrittene Glykierungsendprodukte (AGEs). AGEs treten verstärkt im Alter und bei Diabetes mellitus auf und scheinen Entstehung und Progression der Parodontitis zu begünstigen. Auf der anderen Seite führen AGEs auch zu einer Hemmung der Tumormigration und Metastasierung und haben in diesem Zusammenhang eine protektive Wirkung.
Über die Rolle von „Adipozytokinen“ bei chronisch entzündlichen Erkrankungen berichtete Dr. Elena Neumann (Innere Medizin und Rheumatologie der Universität Gießen und Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim). Adipozytokine wie Adiponektin und Leptin werden vor allem im Fettgewebe produziert und beeinflussen unter anderem Entzündungs- und Wundheilungsprozesse. Neumann zeigte, dass Adipozytokine auch lokal im Gelenk pro duziert werden und entzündungsfördernde sowie gewebezerstörende Effekte bei Arthritiden verursachen. Bei Adipositas sind bestimmte, insbesondere entzündungsfördernde Adipozytokine im Serum erhöht. Da solche Adipozytokine auch in der Sulkusflüssigkeit und in der Gingiva nachweisbar sind, wird angenommen, dass diese Moleküle zur Entstehung und Progression der Parodontitis bei adipösen Individuen beitragen können.
Aufgrund starker Assoziationen zwischen Parodontitis und rheumatoider Arthritis wird nach einer Verbindung beider Erkrankungen gesucht. Eine Verbindung zwischen beiden könnte die Citrullinierung von Proteinen darstellen, erklärte Sigrun Eick (Orale Mikrobiologie, Parodontologie, Universität Bern) in ihrem Vortrag. So produziert das parodontalpathogene Bakterium Porphyromonas gingivalis Enzyme, die eine Citrullinierung von körpereigenen Proteinen bewirken und dadurch eine Autoimmunreaktion auslösen können, was die Entstehung und Progression einer Arthritis begünstigt.
DNA-Sequenzierung und erfolgreiches Publizieren
Höhepunkte der Tagung waren auch zwei Hauptvorträge, die sich um die ganz unterschiedlichen Themen DNA-Sequenzierung und erfolgreiches Publizieren drehten. Die zweite Generation der DNA-Sequenzierung sei eine Voraussetzung für die individualisierte Medizin, erklärte Prof. Thomas Langmann (Experimentelle Immunologie des Auges, Universität Köln). Er stellte Anwendungen der Parallelsequenzierung vor, zum Beispiel die Identifikation von veränderten Genen bei degenerativen Retinopathien, und diskutierte mit dem Auditorium über die Bedeutung von genomweiten Analysen für die Aufklärung von komplexen Erkrankungen wie der Parodontitis.
Prof. Gottfried Schmalz (Zahnerhaltung und Parodontologie, Universität Regensburg) berichtete, was für erfolgreiches Publizieren wichtig ist. Vom Chef-Editor des angesehenen Journals „Clinical Oral Investigations“ erhielten die Zuhörer nicht nur wertvolle Hinweise für das Publizieren von Daten, sondern diskutierten auch über die Drittmitteleinwerbung.
Wie die Hauptvorträge wurden auch die zahlreichen Kurzvorträge und Poster-Präsentationen interessiert aufgenommen und diskutiert. Auch in diesem Jahr konnten wieder Preise für die jeweils beiden besten Vorträge und Poster vergeben werden. Der Preis für den besten Kurzvortrag ging an Dr. Holger Jungbluth (Zürich), der zweite Preis an Dr. Stephanie Krifka (Regensburg). Der Preis für die beste Poster-Präsentation ging an Katja Kriebel (Rostock), den zweiten Preis erhielt Laura Tabenski (Regensburg).
Als Thema für den Workshop der nächsten AfG-Jahrestagung wurde „Alter“ gewählt. Sie findet am 10. und 11. Januar 2013 wie gewohnt in Mainz statt.
Prof. Dr. James Deschner
Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität
Welschnonnenstr. 17
53111 Bonn
PD Dr. Christian Morsczeck
PD Dr. Kerstin Galler
Universitätsklinikum Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93053 Regensburg