Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

inserieren, verkaufen, Schlüssel abgeben, fertig! Wer meint, damit habe man eine Praxisabgabe ausreichend beschrieben, hat vom Dasein eines Zahnarztes so gut wie nichts erfasst.

Gemeint ist damit nicht die emotionale Komponente, die den einholen kann, der die letzten beruflichen Tage eines arbeitsintensiven Lebenswerkes abschließt. Es geht um weit mehr als die ohnehin beachtlichen Vorkehrungen, die der treffen muss, der beispielsweise ein Unternehmen mit einstelliger Beschäftigtenzahl an einen Nachfolger übergeben soll. Das alles stimmt in Teilen, deckt aber nicht den gesamten Prozess ab.

Heute ist die Planung und Umsetzung einer Praxisabgabe etwas, das extrem gut durchdacht sein sollte. Bis zu zwei Jahre Vorbereitung bedarf es nach Expertenansicht, wenn es darum geht, alles zu tun, damit das Eigentum dem Nachfolger ordnungsgemäß übergeben werden kann, darüber hinaus aber auch die Interessen Dritter – ob Patienten oder Beschäftigte – in ihrer jeweiligen Lage ausreichend berücksichtigt werden.

Es ist ein ganzer Komplex aus Faktoren wie Recht, Ethik, Finanzen, Für- und Vorsorge, der erst einmal geschaffen werden muss, bevor man die Außentür einer Praxis beruhigt hinter sich schließen kann.

Das Prozedere, die notwendige „Abwicklung“ erfordert so viel Spezialkenntnis, dass auch in diesem Feld mehr und mehr professionell gemakelt wird. Davon abgesehen haben die zu vermarktenden Werte inzwischen eine Größenordnung erreicht, die sich mit den Maßstäben herkömmlicher „Selbständiger“ nicht mehr erfassen lassen. Hinzu kommt etwas, was Außenstehende immer seltener verstehen: Die Existenz des Freiberuflers ist weder Gewerbe noch Privatangelegenheit.

Was in den letzten Jahren den Erfolg und die „Reibungslosigkeit“ der Übergabe zunehmend erschwert, sind darüber hinaus die immer komplizierteren Rahmenbedingungen, in denen der Verkauf von Praxen stattfinden muss. Die Übergabe an den Nachfolger ist längst nicht mehr der obligatorische Selbstgänger, der er vor drei Jahrzehnten oder mehr in der Regel noch war. Heute findet nicht mehr jeder „Topf“ noch seinen passenden „Deckel“.

Bei aller guter Führung wird so manche Praxis zum Ladenhüter, abstufbar bis zur finanziellen Nullnummer. Über die entsprechenden Gründe muss man nicht ewig grübeln: Ein Businessplan – so nennt man inzwischen die prospektierende Betrachtung einer Unternehmensgründungsphase – ist längst nicht immer und überall erfolgversprechend. Entsprechend kommt, wer hohe Kredite beschaffen muss, ins Überlegen, hält sich mancher Idealismus mit weitgehender Einschränkung des Privatlebens dann doch in engeren Grenzen. So stabilisiert man keine zahnmedizinische Versorgung.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagel

zm-Chefredakteur

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