Klare Handlungsempfehlung für das Patienten-Gespräch
Wenn sich ein Unfallchirurg und Orthopäde sowie ein Pädagoge und Dozent für Kommunikation und Rhetorik zusammentun, um ein Buch herauszugeben, das sich mit der Kommunikation mit chirurgischen Patienten beschäftigt, dann löst dies primär Ver- aber auch Bewunderung aus. Die besondere Bedeutung der ärztlichen Kommunikation mit Patienten, aber auch Angehörigen und Mitarbeitern in allen medizinischen Fachgebieten ist dem größten Teil der Kollegen bewusst. Dennoch wird besonders in der Chirurgie immer noch das Handeln, sprich Schneiden, als primäre Aufgabe wahrgenommen. Dabei ist gerade der ängstliche, unter Umständen schmerzgeplagte und nervöse Patient vor einem operativen Eingriff eine kommunikative Herausforderung für den Chirurgen, der sich mit den juristischen Forderungen aber auch dem Leistungsdruck konfrontiert sieht. Worte müssen dann genauso geschickt und sorgfältig gewählt werden wie die Operationstechnik selbst.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem „guten Arzt“ und seiner ethischen Verpflichtung, den Patienten, sich selbst, aber auch dem Berufsbild gegenüber. In den weiteren Kapiteln werden dann sowohl die theoretischen Grundregeln von Kommunikation, insbesondere im medizinischen Setting, aber auch das Spannungsfeld zum klinischen Alltag aufgegriffen. Insbesondere werden die heiklen Themen Behandlungsfehler, Komplikationen und Überbringen schlechter Nachrichten behandelt. Dies geschieht erfreulicherweise nicht theoretisierend, sondern mit ganz klaren Handlungsempfehlungen, die auch umsetzbar sind. In den weiteren Kapiteln geht es dann um fachspezifische Aspekte in der Neurochirurgie, Urologie, Gynäkologie, Onkologie, Pädiatrie und Geriatrie. Alles geschrieben von erfahrenen Vertretern des entsprechenden Faches und ebenfalls erläutert mit praxisnahen Empfehlungen.
Auch die Kommunikation mit den Angehörigen wird adressiert, ebenso die multikulturelle Gesellschaft mit dem Thema Migranten als Patienten. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit der Kommunikation als Qualitätsmerkmal einer Institution und Ihrer Messbarkeit.
Auch wenn die Zahnmedizin und Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie nicht mit einem eigenen Kapitel vertreten sind, so sollte dies keineswegs davon abhalten, dieses Buch zu kaufen, sorgfältig zu lesen und für sich persönliche Konsequenzen daraus zu ziehen, ganz egal in welchem Umfang der Leser operativ tätig ist. Die sehr große Nähe zu den Patienten und die Tatsache, dass die überwiegende Zahl der zahnärztlichen Behandlungen am wachen Menschen vorgenommen wird, stellen sogar eine zusätzliche Herausforderung dar. In jedem Fall wird sich, alleine durch die verstärkte Aufmerksamkeit für dieses Thema Ihre Kommunikation verändern und gegebenenfalls verbessern. Davon profitiert der Leser selbst, seine Patienten und sogar das ganze Praxisteam, und vielleicht auch sein privates Umfeld.
Monika Daubländer, Mainz