Luxation eines Wurzelrests in die Kieferhöhle
Korosh Roshanghias, Daniel Reymann, Stefan Schultze-Mosgau
Ein 44-jähriger Patient wurde von seiner Hauszahnärztin mit einem in den Sinus maxillaris dislozierten Wurzelrest 27 im Zustand nach nicht erfolgreicher Zahnentfernung in die Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie/Plastische Chirurgie des Universitätsklinikums Jena überwiesen. Eine bildgebende Diagnostik wurde zur räumlichen Lagebeurteilung des Wurzelrests angefertigt. In der Orthopantomografieaufnahme (Abbildung 1) war die Existenz des Wurzelrests nicht diagnostizierbar. Nach der Anfertigung der Computertomografie (Abbildungen 2 und 3) stellte sich der Wurzelrest verifizierbar dar. Daraufhin wurde der Patient stationär aufgenommen und antibiotisch mit Ampicillin/Sulbactam vorbehandelt. Anschließend wurde der Wurzelrest in Intubationsnarkose entfernt. Hierzu wurde eine paramarginale Schnittführung im Übergang von der befestigten zur beweglichen Mukosa, vom Caninus bis zur Extraktionsalveole des zweiten Molaren unter Schonung des marginalen Parodontiums gewählt. Anschließend konnte nach dem Abpräparieren eines Mukoperiostlappens eine nierenförmige, antrale Fensterung zur verbesserten Operationsübersicht durchgeführt werden. Der entnommene Knochendeckel lagerte zwischenzeitlich in steriler Kochsalzlösung.
Zur optimalen Reposition des Knochendeckels sorgten Punktbohrungen im Knochen sowie im Deckel für die spätere Fixation des Knochendeckels. Im Anschluss daran wurde der Wurzelrest (Abbildung 3) geborgen und entfernt, sowie der Knochendeckel reponiert und mittels resorbierbaren Nahtmaterials fixiert.
Diskussion
Zwischen der konventionellen Bildgebung des Orthopantomogramms sowie der Nasennebenhöhlenaufnahme und dem klinischen Befund besteht nicht immer eine eindeutige Korrelation [Cagici et.al, 2005]. Dabei ist die Bildgebung des Computertomografen von Bedeutung. Eine Luxation des Wurzelrests in das Weichgewebe der Wange kann auf diesem Wege ausgeschlossen werden. Die zweite Ebene weist in einzelnen Fällen als weiterführende Diagnostik Vorteile auf [Illgenstein et. al, 1988]. Bei der Operationstechnik steht die Knochendeckelmethode der fazialen Kieferhöhlenfensterung und der Aufklappung mit Osteotomie der vestibulären Knochenlamelle gegenüber. Im vorliegenden Fall wurde aufgrund der besseren Operationsübersicht die Knochendeckelmethode durchgeführt. Darüber hinaus wurde bei der Methode eine paramarginale Schnitttechnik zur Schonung der Papillen und der marginalen Gingiva gewählt. Ein entscheidender Vorteil bei der Fensterung mit anschließender Reposition des Knochendeckels, ist der Erhalt der Knochenkontinuität [Lindorf, 1983]. Durch den plastischen Verschluss der Antrumwand kann ein Einwachsen des Narbenzuges, respektive der Wangenweichteile in die Kieferhöhle vermieden werden [Rollfs et. al., 1979].
Korosh RoshanghiasDaniel ReymannProf. Dr. Dr. Stefan Schultze-MosgauKlinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie/Plastische ChirurgieUniversitätsklinikum Jena Klinikum 2000Erlanger Allee 10107747 JenaKorosh.Roshanghias@med.uni-jena.deDaniel.Reymann@med.uni-jena.deStefan.Schultze-Mosgau@med.uni-jena.de
Tipps für die Praxis
• Bei der Extraktion von Wurzelresten sollte man mit einem angemessenen Hebeldruck vorgehen. Besonders bei Oberkiefermolaren mit einer apikalen Osteolyse sollte die Extraktion mit Sorgfalt erfolgen.
• Die konventionelle Bildgebung dient nicht immer zur Ausschlussdiagnostik. Daher sollte man in einzelnen Fällen auf eine Bildgebung mit zweiter Ebene zurückgreifen.
• Der Erhalt der Knochenkontinuität sollte das höchste Primat haben. Daher ist die Konchendeckelmethode eine Erfolg versprechende Operationstechnik.