Präsenz zeigen
„Im Umkreis von 500 Metern arbeiten über 300 Kollegen. Um da von den Patienten wahrgenommen zu werden, mussten wir uns etwas einfallen lassen“, erzählt Dr. Mathias Dotzler. Für den Zahnarzt in der Nürnberger Innenstadt und seinen Kompagnon Tobias Krupka lautete die Lösung für dieses Problem: Präsenz im Internet zeigen.
Diese Haltung vertritt auch die Hamburger Zahnärztin Mareike Kriszun: „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man heute nicht mehr nur über Mundpropaganda nach einem neuen Arzt sucht. Viele Patienten surfen im Internet, um eine geeignete Praxis zu finden.“ Zu ihren ersten Amtshandlungen als frisch gebackene Partnerin in der Gemeinschaftspraxis Korden und Hoyer gehörte deshalb die Überarbeitung der in die Jahre gekommenen Praxiswebsite. „Wenn man moderne Zahnmedizin praktiziert, gehört für mich auch dazu, dass man die Praxis modern präsentiert. Das heißt heutzutage auch, einen guten Internetauftritt zu haben“, findet die 29-Jährige.
Das war auch den beiden Nürnberger Praxischefs wichtig. Denn sie haben die Erfahrung gemacht, dass sich viele Patienten vor einem Besuch Zahnärzte, ZFA und Räumlichkeiten vorab anschauen wollten, sagen sie. Dem stimmt Kriszun zu: „Die meisten wollen einschätzen können, ob ihnen die Praxis gefällt und sie das Team sympathisch finden.“
Ihre Pläne haben die drei Praxisinhaber in die Tat umgesetzt. Doch selbst die überzeugendste Website ist umsonst, wenn sie keiner entdeckt. Damit das gelingt, sollte sie in den Ergebnislisten der Suchmaschinen – vor allen Dingen bei Google – möglichst weit oben auftauchen.
Suchmaschinen analysieren und bewerten Webinhalte mithilfe spezieller Algorithmen. Welche Parameter sie besonders stark gewichten, verraten die Betreiber nicht. Nur in einigen Punkten lassen sie sich in die Karten schauen.
Futter für die Maschine
Wer oben im Ranking auftauchen will, muss seine Homepage beispielsweise mit guten Keywords ausstatten und diese in einer gewissen Dichte wiederholen. Die Schlüsselwörter sollten den Begriffen entsprechen, die Suchende mit hoher Wahrscheinlichkeit im Internet eingeben. Wichtige Keywords für Zahnärzte sind zum Beispiel Standort und Fachgebiet. Kriszun und ihre Partner haben die Inhalte ihrer Website so strukturiert, dass sie bei der Suchanfrage „Zahnarzt – Hamburg – Winterhude“ als Erste erscheinen – mit Erfolg.
Ein weiterer bedeutender Faktor für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist die Anzahl der Backlinks, der Rückverweise von fremden Websites auf die eigene Internetpräsenz. Sehr nützliche Quellen dafür sind Verlinkungen von externen Seiten wie Bewertungsportalen oder sozialen Netzwerken, zum Beispiel Twitter. „Um für Backlinks zu sorgen, haben wir uns vor eineinhalb Jahren gleich auf mehreren Portalen eingetragen“, erklärt Kriszun. Unter anderem hat die Praxis Einträge bei Qype, Docinsider und Google Places. Auch eine Mitgliedschaft bei Facebook kann hilfreich sein, weshalb Dotzler und Krupka ihre Praxis seit einem Jahr dort präsentieren. Und ganz nebenbei über Facebook schon viele Patienten gewonnen haben: „Das hat sich betriebswirtschaftlich auf jeden Fall gelohnt.“ Darüber hinaus sind die beiden bei Imedo registriert.
Für die Umsetzung ihrer Onlinestrategie holten sich sowohl die Zahnärzte aus Hamburg als auch die Kollegen aus dem Süden Experten mit ins Boot. Kriszun arbeitete mit einem fachkundigen Studenten zusammen, Krupka und Dotzler entwarfen die Website mit einem befreundeten Grafiker und überließen die SEO einer Agentur. Mit dem Resultat sind alle zufrieden: Bei Suchmaschinenabfragen erscheinen sie weit oben. Was viele neue Patienten in die Praxis zog. „Aus den Anmeldebögen geht hervor, dass ein großer Anteil uns aufgrund des guten Rankings bei Google gefunden hat“, berichtet Dotzler. „Wir haben extrem viele Patienten über das Internet gewonnen“, sagt auch Kriszun. „Vor allen Dingen junge Patienten, aber das war auch unser Ziel.“
Das gute Ranking zu sichern, kostet Mühe. „Mit der Website ist monatlich sehr viel Arbeit verbunden. Wir müssen unsere Inhalte und die Profile auf den Portalen ständig up to date halten, zum Beispiel Bilder oder Mitarbeiterwechsel einpflegen. Und dann hält man natürlich auch die Augen nach neuen Möglichkeiten auf, um das Ranking zu optimieren“, sagt Kriszun. Bei der Arbeit mit Social Media ist ein Faktor besonders gefragt: Geduld. Netzwerke und Portale in die Marketingstrategie einzubinden, führt nicht von einem auf den nächsten Tag zum Erfolg. Suchmaschinen benötigen in der Regel einige Wochen, um eine Internetpräsenz zu finden und auszuwerten. Auch neue Elemente auf einer Website wirken sich nicht sofort auf das Ranking aus, insbesondere Einträge auf Portalen brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. „Das erste halbe Jahr hatten wir gar keine Bewertungen. Es dauert, bis sich eine aussagekräftige Zahl von Kommentaren ansammelt“, erinnert sich Kriszun.
Eine Erfahrung, die laut Stiftung Warentest viele Ärzte machen. Im März 2011 nahmen die Tester neun Arztbewertungsportale unter die Lupe und kamen unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Portale eine entscheidende Schwäche aufzeigen: Es mangelt ihnen an Bewertungen. Über alle Portale betrachtet, hätten von 18 namentlich gesuchten Ärzten etwa die Hälfte gar keine Bewertung.
Um die Zahl der Kommentare zu erhöhen, können Zahnärzte ihre Patienten über einen Vermerk auf Visitenkarte und Terminzettel oder ganz einfach persönlich um eine Bewertung im Internet bitten.
„Unprofessionell.“ „Lange Wartezeiten.“ „Unruhe in der Praxis.“ Nicht immer lesen Zahnärzte Erfreuliches über ihre Arbeit auf den Bewertungsportalen. Kriszun hat das schon selbst erlebt. Eine schlechte Kritik im Internet zu bekommen, sei erst einmal ein Schock. Aber: „Kritik ist auch ein guter Weckruf. Wir wissen dann einfach, dass wir an uns und am Team arbeiten müssen. Es ist hilfreich – auch wenn es schmerzhaft ist. Aber Kritik muss man einfach wegstecken können.“
Keine Angst vor Kritik
Vor Rufschädigung aufgrund negativer Kommentare müssen sich Zahnärzte laut Krupka und Dotzler nicht fürchten. „Wer grundsätzlich auf die gute Qualität seiner Arbeit wert legt, wird auch gute Bewertungen im Internet erhalten“, lautet Kriszuns Fazit. „Außerdem: Eine schlechte Bewertung von zehn richtet gar keinen Schaden an.“
Dotzler schätzt die Situation ähnlich ein: „Wenn ich die Patienten jeden Tag korrekt aufkläre und keinen Schmu betreibe, habe ich eigentlich nur zufriedene Patienten. Jedem kann man es nicht recht machen, das ist ganz klar. Aber für Rufschädigung müsste schon sehr viel in der Praxis schieflaufen. Das hat dann aber nichts mit dem Medium Bewertungsportal zu tun.“
Susanne TheisenFreie Journalistin in Berlininfo@susanne-theisen.de
INFO
Seriöse Portale
Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) hat im Dezember 2009 einen Anforderungskatalog vorgelegt, der Qualitätsstandards für Arztbewertungsportale definiert. Nach einer Aktualisierung im Mai 2011 umfasst der Kriterienkatalog „Gute Praxis Bewertungsportale“ aktuell drei Teile: die Qualitätsanforderungen für Arztbewertungs-, Psychotherapeuten- sowie Zahnarztbewertungsportale. An letzteren hat sich auch die Bundeszahnärztekammer beteiligt.
Der Ratgeber zum Downloaden:• www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/qualitaet/1105_bewertungsportale.pdf