Tendenziöse Berichterstattung im stern

Der Patient wird verunsichert

„Vorsicht, Zahnarzt!“ – so überschrieb die Zeitschrift „stern“ am 8.12.2012 eine Titelgeschichte zur Qualität des zahnärztlichen Erstbefunds. Es ging um eine Untersuchung des Magazins zusammen mit Ergo Direkt Versicherungen. BZÄK und KZBV reagierten mit scharfer Kritik und monierten die Verunsicherung der Patienten. Doch der zunächst erwartete Presserummel blieb aus, die Reaktionen in den Medien gingen gegen null. Doch der Berufsstand reagierte verunsichert. BZÄK und KZBV bezogen deshalb Position für die Kollegenschaft.

Die Ergebnisse der Untersuchung waren auf einer Online-Pressekonferenz einen Tag vor Erscheinen der Titelstory bekannt geworden. BZÄK und KZBV reagierten mit einer gemeinsamen Pressemeldung. „Wir werden diese Studie genau prüfen. Die vorgelegten Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen können wir nicht nachvollziehen“, erklärte der Präsident der BZÄK, Dr. Peter Engel, zur stern-Veröffentlichung. Er kritisierte die Verunsicherung der Patienten. Für den KZBV-Vorsitzenden Dr. Jürgen Fedderwitz stellt die Untersuchung mehr Fragen, als sie hilfreiche Antworten gibt. „Diese einseitig angelegte Studie hilft erst einmal niemandem. Untersuchungsziel und Untersuchungsvorgehen passen fachlich nicht zusammen. Dennoch nehmen wir diesen Rundumschlag gegen den gesamten Berufsstand ernst. Aber wir sind stolz auf unsere Leistungsstärke, die das anerkannt hohe Versorgungsniveau erst ermöglicht. Und wir wissen: Unsere Patienten wissen das auch.“

Position bezogen

Überraschend war, dass nach Erscheinen des stern-Titels die Reaktionen in der Presse auf die Aussagen gleich null waren. Dennoch zeigte der Berufsstand nach innen Betroffenheit. Deshalb bezogen BZÄK und KZBV Position für die Kollegenschaft und verwehrten sich gegen Pauschalurteile über vermeintliche Geldgier und Trickserei.

Die BZÄK gab zeitnah eine schriftliche Analyse des Artikels heraus. Die Auftraggeber, Ergo Direkt Versicherungen und der stern, ließen demnach die dahinterliegende Absicht des Artikels deutlich erkennen: eine Steigerung der Auflagenhöhe und den Verkauf von Zahnzusatzversicherungen. Die Untersuchung habe deswegen kaum Aussagekraft, weil Untersuchungsziel und -vorgehen wissenschaftlich einfach nicht zusammenpassten. Denn die angewandten Methoden der Markt- beziehungsweise der Verbraucherforschung seien für Untersuchungen (zahn-)medizinischer Leistungen methodisch ungeeignet und wissenschaftlich nicht anerkannt.

Wenn man im Rahmen einer Stichprobenstudie die Qualität der (zahn-)medizinischen Befunderhebung überprüfen wolle, dann müsste man echte, durchgeführte Behandlungen rückblickend dokumentieren, klinisch am Ausgangsbefund evidenzorientiert bewerten und das Patientenurteil methodisch solide mit erheben, betont die BZÄK. Reale und nicht simulierte Befund- und Versorgungsleistungen benötigten gültige Maßstäbe, um objektiv evaluiert werden zu können. Gerade auf dem Gebiet der Zahnmedizin existierten für eine Vielzahl von Befunden unterschiedliche Therapiealternativen, die zahnmedizinisch-wissenschaftlich gleichberechtigt nebeneinander stünden.

Die KZBV kritisierte den unwissenschaftlichen Ansatz der Untersuchung und die offensichtlich „gewollten“ Erkenntnisse. Aus Befundung und Diagnose ergäben sich in der Regel mehrere Therapiealternativen, die zusätzlich auch noch die Patientenwünsche und -mitentscheidung zu berücksichtigen hätten. Dass die Studie dies nicht dokumentiere, sei ihre größte Schwäche. Ein Karies- und/oder Par-Befund sei durch Mess- und andere Kriterien eindeutig feststellbar. Der Zahnarzt müsse die erhobenen klinischen Befunde in einen medizinischen Kontext setzen sowie die Erwartung des Patienten und die Therapietreue bei der Behandlungsplanung mit einbeziehen.

Die BZÄK verweist auf umfassende Befragungen und zahnmedizinisch-klinische Untersuchungen der Bevölkerung in Deutschland auf repräsentativer Basis, vor allem die Deutschen Mundgesundheitsstudien (DMS-Studien). Und die KZBV betont, dass das zahnärztliche Versorgungsniveau in Deutschland an der Spitze Europas liege. Das liege zum einen sicher auch am Versorgungssystem, aber unbestritten auch daran, dass die Zahnärzte hierzulande in der Lage seien, diesen hohen Aufwand fachlich umzusetzen. Dies sei ein eindeutiger Qualitätsbeleg. zm

- Das Institut der Deutschen Zahnärzte wird Mitte Januar 2012 eine neue Imagestudie veröffentlichen, die über die Erfahrungen und Bewertungen der Bevölkerung zur zahnärztlichen Versorgung in Deutschland neue Erkenntnisse bringen und insgesamt ein hohes Zufriedenheitsbild zeigen wird. Mehr zur BZÄK-Analyse unter:www.bzaek.de

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