Deutschland wird dicker
Das Institut befragte zwischen November 2008 und Januar 2012 über 8 000 Menschen zu ihrer Gesundheit. Die meisten wurden zudem körperlich untersucht, Blut- und Urinproben wurden genommen und analysiert. Durch die Auswahl der Probanden ist die Studie nach RKI-Angaben repräsentativ für die gesamte Bevölkerung.
„Die gewonnenen Daten zu Gesundheitsstatus, Versorgung, Gesundheitsverhalten und Lebensbedingungen sind eine solide Basis für die bedarfsgerechte gesundheitspolitische Planung und die Weiterentwicklung der Präventionsmaßnahmen in Deutschland“, erklärt Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Die ersten veröffentlichten Ergebnisse drehen sich unter anderem um Übergewicht, psychische Gesundheit und körperliche Aktivität.
Adipositas nimmt zu
Im Vergleich zum letzten Gesundheitssurvey von 1998 haben sich beim Anteil der Übergewichtigen kaum Veränderungen ergeben – 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen sind zu dick. Nach Ansicht des RKI stagniert die Zahl der Übergewichtigen insgesamt auf einem hohen Niveau. Einen deutlichen Anstieg gibt es hingegen bei Adipositas zu beobachten, vor allem bei Männern (von knapp 19 auf über 23 Prozent), bei Frauen ist der Anteil moderater angestiegen (von 22,5 auf knapp 24 Prozent). Nach Definition des RKI beginnt Übergewicht ab einem Body-Mass-Index von 25, Adipositas ab 30. „Besorgniserregend ist, dass sich die Gruppe der Adipösen insbesondere im jungen Erwachsenenalter weiter vergrößert hat“, erläutert Bärbel-Maria Kurth, im RKI verantwortlich für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung. Auch Einkommens- und Bildungsstand haben einen Einfluss auf die Adipositas-Verbreitung. Je höher der sozioökonomische Status, desto weniger verbreitet ist die Fettsucht – das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen.
Eine ähnliche Verbindung zu Einkommens- und Bildungsstand zeigt die Studie auch für die Verbreitung von Depressionen auf. Bei Befragten mit einem niedrigen sozioökonomischen Status geben fast 14 Prozent eine aktuelle Depression an, bei denjenigen mit einem hohen Status sind es nur knapp fünf Prozent. Doch „Menschen mit einem minderen Einkommens- und Bildungsniveau sind im Kern nicht häufiger depressiv erkrankt“, erklärt RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. „Aber sie gehen seltener und später zum Arzt, was zu einem schwereren Verlauf der Krankheit führt. Das schlägt sich dann in der Statistik nieder.“
Junge sind eher depressiv
Insgesamt berichten gut acht Prozent der Teilnehmer von aktuellen Depressionssymptomen (Frauen: zehn Prozent, Männer: sechs Prozent). Am weitesten verbreitet ist die psychische Störung in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen. Hier gibt jeder Zehnte an, aktuell unter einer Depression zu leiden. Zum Vergleich: Bei den über 65-Jährigen ist es nur jeder Sechzehnte.
Dagegen erklären gut vier Prozent, dass ein Arzt beziehungsweise ein Psychotherapeut bei ihnen schon einmal ein Burn-out- Syndrom diagnostiziert hat. Burn-out ist am weitesten verbreitet in der Altersgruppe von 50 bis 59 (fast sieben Prozent), am seltensten kommt es bei den 18- bis 29- Jährigen vor. Anders als bei Depressionen sind von einem Burn-out Syndrom am häufigsten Menschen mit einem hohen sozioökonomischen Status betroffen.
Auch zur körperlichen Ertüchtigung hat das RKI Daten erhoben. Dadurch könnten „gesundheitsbewusstes Verhalten besser eingeschätzt und Gesundheitsrisiken besser erkannt werden“, erklärt Glasmacher. Die sportlichen Aktivitäten von Männern wie Frauen haben verglichen mit 1998 deutlich zugenommen. Circa die Hälfte beider Geschlechter treibt regelmäßig mindestens einmal pro Woche Sport – ein Anstieg um 15 Prozentpunkte. Die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen mindestens zweieinhalb Stunden körperlicher Ertüchtigung erreichen allerdings nur ein Viertel der Männer beziehungsweise 15,5 Prozent der Frauen – obwohl jeweils rund ein Drittel angibt, stark auf ausreichende körperliche Aktivität im Alltag zu achten. eb