Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
erinnern Sie sich an die Badeente Dr. Klöbners, die er im Streitgespräch mit einem Menschen namens Müller-Lüdenscheidt im legendären Loriot-Sketch „zu Wasser lassen“ wollte? Oder an ihr Comeback als Berts „Quietsche-Ente“ in der Sesamstraße?
Besagte Ente ist jetzt in der Politik aufgetaucht – als bisheriger Kulminationspunkt in einem die Grundfesten unserer Kultur erschütternden Rechtsstreit. Das Gummi-Stück wurde auf einem urheberrechtlich geschützten Foto in Facebook „gepostet“, auf der virtuellen Pinnwand einer Privatperson, die das Foto nicht einmal selbst eingestellt hat. Trotzdem: Die anwaltliche Mahnung folgte, jetzt ist die Ente Symbol für einen Urheberrechtsfall, der die Gesellschaft quer durch alle Lager spaltet.
Smart-Phones, Tablets, Internetportale und virtuelle Treffpunkte, die unter anderem auch den Praxisalltag von Ärzten und Zahnärzten aus dem Lot zu bringen scheinen, sind ja erst mal nichts weiter als Werkzeuge, technische Möglichkeiten. Sie sind weder „gut“ noch „schlecht“. Geregelt werden muss der Umgang mit diesen neuen Kommunikationsinstrumenten. Diese Schaumkronen der elektronischen Medienwelt haben einen Streit entfacht, der Grundsatzentscheidungen vor Gerichten einfordert und via Gesetzesinitiativen wie „Acta“ nach neuer gesetzlicher Ordnung ruft. Es geht um die Rechte von Künstlern, Journalisten, Verlagen, es geht um Rufschädigung, kurz und gut, um bedeutende Grundsatzfragen. Was wird aus kulturellen Gütern, was aus geistigem Eigentum? Darf inzwischen öffentlich jeder alles sagen, noch dazu anonym und ungestraft? Sind die Gedanken frei? Oder auch bedingungslos öffentlich zugänglich?
Bei der Suche nach Lösungen können wir uns nicht darauf stützen, was Leute wie Buchdruck-Erfinder Gutenberg oder Philosophen wie Walther Benjamin dazu gesagt hätten. Machen wir uns nichts vor: Seit der Vertreibung aus dem Paradies wurden wir Menschen immer wieder mit Erfindungen konfrontiert, die eine Neuordnung gesellschaftlicher Verhaltensregeln erforderten. Der Umgang mit diesen interessanterweise als „sozial“ bezeichneten Medien, mit denen die Jüngeren heute so selbstverständich aufwachsen wie viele von uns im letzten Jahrhundert mit Telefon, Radio oder Fernsehen, stellt aktuell vieles auf den Kopf.
Die Öffentlichkeitsarbeiter der deutschen Zahnärzteschaft haben sich jüngst auf einem Bundestreffen in Hamburg mit diesem Themenkomplex befasst. Eine 08/15-Antwort fand man nicht. Aber man war sich einig: Der Umgang mit diesen Medien muss spezifisch und mit Bedacht erfolgen.
Für unsere Ente heißt das: Sie bleibt! Sie kann tauchen, untergehen wird sie nicht. Wir werden lernen, „gut“ mit ihr zu leben.
Ihr
Egbert Maibach-Nagel
zm-Chefredakteur