Empathisch
Überweisungen zur zahnmedizinischen Weiterbehandlung haben eine lange Tradition in der Zahnmedizin, vor allem im Bereich der Kieferorthopädie und Oralchirurgie. In zunehmendem Maße werden auch Wurzelkanalbehandlungen an Spezialisten überwiesen, in so fern ist das Beispiel von Aktualität und Bedeutung.
Eine Überweisung löst nach unserer Erfahrung immer ein besonderes Dreiecksverhältnis zwischen den beiden Praxen und dem Patienten aus, das vor allem von Vertrauen profitiert, von Sachverstand und Einfühlungsvermögen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle funktionieren Überweisungen im Alltag ausgezeichnet – ungeachtet der Tatsache, dass in manchen Fällen das gewünschte Ergebnis nicht erreicht werden kann.
Im beschriebenen Fall eskaliert die Situation wegen eines abgebrochenen Instruments, eine zweifelsohne unangenehme, aber nicht alltägliche Situation. Aus dieser besonderen Situation eine allgemeine Empfehlung abzuleiten, wie etwa generell vor Weiterbehandlungsbeginn Röntgenaufnahmen anzufertigen, wie von den Autoren Mente und Staehle gefordert, ist nach unserem Dafürhalten nicht sinnvoll, da sich in der Mehrzahl der Fälle keine nennenswerten Zusatzinformationen daraus ergeben – Forensik hin oder her. Auch wird der eindringliche Blick auf kollegiale Aspekte durch den dritten Autor, Herrn Schmitt, der Komplexität des Vorgangs nicht gerecht. Droht eine Situation ins Ungemütliche abzugleiten, sollten vielmehr alle zahnärztlichen Beteiligten sorgfältig und mit Einfühlungsvermögen prüfen, welche Mittel ihnen zur Verfügung stehen, um die Verhältnisse zu befrieden. Diese könnten heißen: Empathie und Wertschätzung für den Patienten oder schlicht und einfach Großzügigkeit gegenüber dem Kollegen.
Dr. Wolfgang Gerner, Narzissenstraße 31, 70771 Leinfelden-Echterdingen