58. Zahnärztetag Westfalen-Lippe

Der Weg zum individuellen Zahnersatz ist lang

Mit insgesamt 3575 Anmeldungen von Zahnärzten und Mitarbeiterinnen war die Kapazität der Stadthalle Gütersloh nahezu erreicht und die fast dreitätige Fortbildungsveranstaltung damit ausgebucht. Was wieder einmal „die große Fortbildungsbereitschaft der niedergelassenen Kollegen in Westfalen-Lippe bewies“, wie sich die Akademieleiterin Dr. Martina Lösser ausdrückte. Mit dem Thema „Patientengerechte Planung – der lange und schwierige Weg zum individuellen Zahnersatz“ hatte der Tagungsleiter Prof. Dr. Karl-Heinz Utz aus Bonn ein Forum geschaffen, in dem sich jeder Teilnehmer wiederfinden und für seinen Praxisalltag neue Erkenntnisse sammeln konnte.

„Die persönliche Kommunikation ist die beste Basis für das Verständnis gegenseitiger Positionen im politischen Diskurs“, mit diesen Worten leitete Dr. Klaus Bartling, Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, die mehrtägige Fortbildungsveranstaltung ein und wertete das Kommen des politischen Diskussionsgastes Daniel Bahr als hohe Anerkennung für die Zahnärzteschaft Westfalen-Lippe. Mit einem großen Angebot an Veranstaltungen vielseitiger Couleur wurden die Teilnehmer in Gütersloh für ihr Kommen belohnt. So ist die Versorgung eines Patienten mit einem passend für ihn und seine Bedürfnisse hergestellten Zahnersatz immer eine große zahnmedizinische Herausforderung. Denn alle Aspekte, wie mögliche Vorerkrankungen, was ja – durch den demografischen Wandel bedingt – bei älteren Patienten mit möglicher Polymorbidität immer häufiger der Fall ist, ihre ästhetischen Wünsche, eine möglicherweise finanzielle Limitierung sowie auch Grenzen des technisch Möglichen sind hier von großer individueller Bedeutung. So bildeten die Fachvorträge und die begleitenden Seminare das breite Spektrum prothetischer Versorgung ab, reflektierten, ob es besser sei, die implantatgestützte Restauration auf zwei, vier oder gar nur einen „Pfeiler“ zu stellen, oder ob bei der Einzelzahnrestauration im Seitenzahnbereich doch lieber das direkte dem indirekten Verfahren vorzuziehen ist. „Beim mittelgroßen Defekt ist die direkte Komposit-Versorgung für den Patienten günstiger“, so Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm, in seinem Vortrag. Und bei sorgfältiger Arbeit ist mittels der Matritzentechnik auch ein Höckeraufbau möglich. Er warnt: „Sollte der Zahn bereits eine Keramikfüllung haben und Sie müssen Komposit aushärten, denken Sie daran, dass die Lichthärtung direkt erfolgen muss, denn die Keramik behindert die Lichtstrahlen. Der Praktiker Dr. Detlef Hildebrand, Berlin, gab den Tipp: „Fragen Sie, was der Patient genau will und vor allem, was nicht!“ Prof. Dr. Frauke Müller, Genf, brachte das Wesentliche für die Frage nach der Wahl der Altersprothetik auf den Punkt: „Gemeinsames Essen ist für den Hochbetagten ein großes Tagesereignis. Das sollten Sie ihm ermöglichen. Der Zahnersatz muss so sein, dass der Patient damit zurechtkommt, einfach erweiterbar und leicht zu adaptieren. Mit ’schneidenden’ Kauflächen ermöglichen Sie ihm sogar, Salat zu essen.“ sp

INFO

Hoher politischer Besuch

Selten lässt er sich bei den Länderkammern blicken, aber nach Gütersloh ist er gekommen: Der Bundesminister für Gesundheit und Landesvorsitzende der FDP in Nordrhein-Westfalen, Daniel Bahr, Altmünsteraner, hatte den Weg zu den Zahnärzten in Westfalen-Lippe gefunden und galt als eines der politischen Glanzlichter des Zahnärztetages. Er sprach über aktuelle gesundheitspolitische Themen wie das Patientenversorgungsgesetz und die Versorgung von Pflegebedürftigen – und damit in vielerlei Hinsicht den anwesenden Zahnärzten aus dem Herzen. Der mündige Patient stehe im Vordergrund, er sprach sich gegen die Einheitskasse aus, weil Staatsmedizin nichts im deutschen Gesundheitssystem zu suchen habe. Jeder Patient solle frei entscheiden können, welche Versorgung er wünsche. Auch sagte er seine Unterstützung in der Finanzierung der mobilen (zahn-)medizinischen Versorgung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen zu. sp

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