Abseits der Safari
In Nyabondo – eine Autostunde vom Victoriasee entfernt – engagieren sich Dentists for Africa seit dem Jahr 2000. Seitdem wurde eine Zahnstation auf dem Gelände der Diözese der „Franciscan Sisters of St. Joseph“ aufgebaut. Zudem fördert der Verein dort ein Witwendorf. Die Idee: Frauen, deren Männer an AIDS gestorben sind, sollen durch den Verkauf von geflochtenen Körben und Strickwaren ihr eigenes Einkommen erwirtschaften. Derzeit sind etwa 540 Witwen im Programm. Einen kleinen Beitrag der Anschubfinanzierung müssen die Frauen selbst einbringen – in Form von Geld oder Naturalien. Auf diesem Weg sollen sie einen Geschäftssinn entwickeln. Zudem betreiben die Witwen ein eigenes kleines Restaurant – in Kenia irritierenderweise „Hotel“ genannt. Von Dentists for Africa hat das Projekt „Witwendorf“ 2010 einen Mikrokredit von 1 000 Euro erhalten, für kenianische Verhältnisse ein Vermögen. Gerade wurde er um ein weiteres Jahr verlängert
Was nichts kostet ist nichts wert
In der Zahnstation in Nyabondo zahlen die Patienten weniger als die Hälfte des in der Umgebung üblichen Preises. Peter Dierck, zweiter Vorsitzender von Dentists for Africa, sagt, es sei wichtig, dass die Behandlung nicht völlig kostenlos ist, denn der Mentalität der Kenianer zufolge „ist nichts wert, was nichts kostet“. Zudem müssen die Nonnen die „Oral Health Officer“ (OHO) selbst bezahlen. Und im Übrigen soll sich die Station selbst tragen – gemäß dem Ziel „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Die OHOs behandeln die Patienten. Sie haben drei Jahre lang die Fachschule besucht, können extrahieren, Füllungen legen, endodontisch behandeln und Prothetik auf einfachem Niveau erstellen. Meist assistieren ihnen ungelernte Helferinnen – deren Wissen zu Themen wie Mundgesundheitspflege, Hygiene oder Sterilisation von Instrumenten ist meist nur dürftig bis ungenügend, die Fluktuation dafür relativ hoch.
Pateneltern finanzieren Aids-Waisen-Ausbildung
Es gibt unheimlich viele Waisen. In Nyabondo unterstützt der Verein ein Aids-Waisen-Projekt. Dafür ist die leitende Schwester der Diözese, Sister Serafine, zuständig. Im Rahmen des Projekts können über den Verein Patenschaften übernommen werden – es werden auch immer noch dringend Pateneltern gesucht. Mithilfe von Dentists for Africa und den Schwestern erhalten die Waisen alles, was sie zum Leben brauchen – eine gute Schul- und Berufsausbildung und damit Werte und Wissen für ein späteres selbstständiges Leben. Ausgewählt werden die einzelnen Kinder von einem Gremium aus dem Dorf, darunter Schwestern und Dorfälteste. Besonders begabte Jugendliche werden gezielt gefördert und dürfen zum Beispiel später in Ugandas Hauptstadt Kampala Zahnmedizin studieren.
Deutsche Zahnärzte fahren auf „mobiles“
„Die ausländischen Ärzte sollen sich möglichst zurückhaltend in die Arbeit einbringen und den OHOs keinesfalls die Arbeit abnehmen, sonst wäre das Ziel ’Hilfe zur Selbst- hilfe’ verfehlt“, erklärt Dierck. Die Aufgabe der Einsatzleistenden liege primär bei den sogenannten „mobiles“: Mit einem beinahe nostalgischen, aber zuverässigen „4-Wheel- Krankenwagen“ mit überdachter Pritsche und den notwendigen Instrumenten zur Durchführung von Extraktionen fährt ein Team aus deutschsprachigen Zahnärzten, Helfern, Franziskanerschwestern und OHOs je nach Standort in abgelegene, von der medizinischen Versorgung abgeschnittene Dörfer in die Savanne oder in die Slums von Nairobi, um akute Schmerzpatienten zu behandeln (siehe Video auf zm-online.de). Die Interessenten sollten eine gewisse Berufserfahrung mitbringen. Andernfalls ist es gut, wenn ein erfahrener Begleiter dabei ist. Im Vordergrund sollte immer die Lust zu helfen stehen.
Der lange Weg zur Hygiene
Auch im St. Francis Hospital in Kenias Hauptstadt Nairobi unterhält der Verein eine Zahnstation. Dierck demonstriert vor den Helferinnen freundlich, aber bestimmt, wie Instrumente und Materialien für den Praxisalltag optimal gelagert werden sollten. Es gibt unter anderem keine Desinfektionsspender. Am nächsten Tag fährt er in ein Dentaldepot, um dieses Minimum an Hygiene für die Dental Unit zu erwerben.
Dentists for Africa engagiert sich auch in einigen Slums. Der Mathare-Slum in Nairobi zählt zu den größten der Welt. Hinter viel Staub und Dreck verbirgt sich ein eigener Mikrokosmos unter Wellblechdächern. Reich ist hier, wer in einem Lehmhäuschen mit winzigen Einzelzimmern wohnt. In älteren Behausungen schlafen mitunter fünf Personen in einem Raum. Eine solche Familie muss zusammen mit einem Dollar pro Tag auskommen. Rationierung ist Programm – jeden Tag, jede Woche, Jahr für Jahr. Das Gesundheitszentrum im Mathare-Slum heißt „Baraka“, was mit „Segen“ übersetzt werden kann. Hier behandeln auch die Zahnärzte von Dentists for Africa. Immer mittwochs quartieren sie sich mit der mobilen Einheit im Obergeschoss von Baraka ein. Zudem gibt es ein gut ausgebautes System für eine medizinische Intervention im Fall von kleineren chirurgischen Eingriffen, bei Kinderkrankheiten, bei Tuberkulose-Fällen und bei HIV-Erkrankungen. Dentists for Africa bitten um Mithilfe und alle Arten von Geld- und Edelmetallspenden. Dazu zählt neben den konventionellen Sorten auch Palladium.sf
Dentists for Africa e.V.Konto-Nr.: 140046798Sparkasse MittelthüringenBLZ: 82051000Verwendungszweck: „Zweck der Spende und Adresse“
Info
Kenianische Franziskanernonne im Vorstand
Unlängst fand die Jahreshauptversammlung von Dentists for Africa in Tübingen statt. Dort wurde der alte Vorstand wiedergewählt. Drei neue Mitglieder kamen hinzu.
Das Besondere: Es gibt nun zum ersten Mal ein kenianisches Vorstandsmitglied: Schwester Fabian, eine kenianische Franziskanernonne, die mithilfe des Vereins ihr Zahnmedizinstudium in diesem Monat erfolgreich abgeschlossen hat, ist einstimmig von der Mitgliederversammlung als „CO Branch Kenya“ in den Vorstand berufen worden. Des Weiteren wurde dem amtierenden Kenianischen Botschafter in Berlin, Ken Osinde, die Ehrenmitgliedschaft verliehen.