Die Sammlung Proskauer/Witt

Das historische Gedächtnis der Zahnärzte

198839-flexible-1900
Heftarchiv Gesellschaft
pr
Die Aufarbeitung der Geschichte der historischen „Sammlung Proskauer/Witt“, der „Deutschen Zahnärzte-Bücherei“ und des „Forschungsinstitutes für Geschichte der Zahnheilkunde“ von den Anfängen bis heute ist nicht unproblematisch. Jetzt hat der Arbeitskreis „Geschichte der Zahnheilkunde“ der DGZMK eine umfangreiche Recherche gestartet, die den Weg von deren Entstehung bis zur Auflösung aufarbeiten soll. Hier der Stand der Ergebnisse.

Die Geschichte der Sammlung, der Bücherei und des Forschungsinstitutes ist sehr eng mit dem jüdischen Zahnarzt Curt Proskauer (1887–1972) verbunden, auf dessen Initiative 1927 die Gründung des „Reichsinstitutes für Geschichte der Zahnheilkunde“ erfolgte und der 1927 seine vom Medizinhistoriker Karl Sudhoff (1853–1938) auf 50 000 RM geschätzte, umfangreiche Bibliothek und Privatsammlung dem „Reichsverband der Zahnärzte Deutschlands e.V.“ (RV) verkaufte. Gefördert wurden die Gründung und der Ankauf vom damaligen Vorsitzenden des RV, Fritz Linnert (1884–1949), und vom zweiten und späteren ersten Geschäftsführer des RV, Fritz H. Witt (1887–1969), der Proskauer vom Studium in Jena her kannte und sein Interesse an der Geschichte der Zahnheilkunde teilte.

Bis 1933 war Proskauer Leiter dieses weltweit einmaligen Institutes und der Bücherei des Reichsverbandes, die seit 1930 im Deutschen Zahnärztehaus in Berlin im ausgebauten Dachgeschoss untergebracht waren. Witt unterstützte ihn tatkräftig.

Das Motiv – Berufsgeschichte fördern

1931 beauftragte die „Fédération Dentaire Internationale“ (FDI) das „Reichsinstitut für Geschichte der Zahnheilkunde“, als „Internationale Zentralstelle für die Katalogisierung historischer Objekte aus der Zahnheilkunde“ zu fungieren. Man hielt die Förderung der Berufsgeschichte bei den zuweilen rasch aufeinander folgenden Entdeckungen mit ihren neuen Methoden für unentbehrlich, weil häufig aus bereits überholten Entwicklungsphasen, aus Irrtümern und Fehlkonstruktionen neue Anregungen für den Fortschritt des Wissens und Könnens gewonnen werden konnten.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Jahr 1933 und nach der Wahl des neuen Vorstands des RV und der damit verbundenen „Selbstgleichschaltung“ des RV mit den politischen Inhalten und Zielen der NSDAP in seiner Hauptversammlung am 24. März 1933 wurde der Jude Proskauer entlassen, ausgegrenzt und verfolgt. Nach seiner Deportation in das KZ-Buchenwald konnte er 1939 mit seiner Familie vor allem durch die Unterstützung des Vatikans über Italien in die USA emigrieren. Von 1951 bis 1965 arbeitete Proskauer als Kurator des international hoch angesehenen „Charles H. Land Museum of the School of Dental and Oral Surgery“ an der Columbia University in New York.

Erweitert und ausgebaut

Die Betreuung der Sammlung und der Bücherei des RV übernahm von 1933 bis 1939 Fritz H. Witt, bevor er mit Unterstützung seines Freundes Siegfried Handloser (1885–1954), dem Chef des Wehrmachtssanitätswesens, den Zahnärztlichen Dienst der Luftwaffe aufbaute. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs half Witt als Kurator mit, die Sammlung und die Bücherei zu erweitern und auszubauen. Der RV, der auf dem 7. Deutschen Zahnärztetag Anfang November 1935 mit großer Mehrheit das „Arierprinzip“ (Ausgrenzung aller Juden) einführte und sich in „Deutsche Zahnärzteschaft“ umbenannte, stellte großzügig finanzielle Mittel zur Verfügung.

1937 zog das „Reichsinstitut für Geschichte der Zahnheilkunde“ mit seiner Sammlung und der Deutschen Zahnärzte-Bücherei (22 000 Schriften) ins neu erbaute Zahnärztehaus in Berlin am Heidelberger Platz

um, wo es neben großzügigen Ausstellungsräumen auch einen größeren Archivraum zur Verfügung gestellt bekam. Ab 1937 wurde das „Reichsinstitut für Geschichte der Zahnheilkunde“ von dem system- konformen Medizinhistoriker Walter Artelt (1907–1976) vom Medizinhistorischen Universitätsinstitut der Charité in Berlin geleitet. Witt arbeitete sehr eng mit ihm zusammen. Artelt, der auch Arzt und Zahnarzt war, wurde 1938 zum Leiter des wieder ge- gründeten Frankfurter medizinhistorischen Seminars (als „Senkenbergisches Institut für Geschichte der Medizin“) ernannt, um auch an der Universität Frankfurt eine NS-konforme Medizingeschichte zu etablieren. Der jüdische Arzt und Medizintheoretiker Richard Koch (1882–1949), der entscheidend am Aufbau des 1935 aufgelösten medizinhistorischen Seminars der Universität Frankfurt beteiligt war, musste 1936 emigrieren und starb im Exil.

Die Ideologisierung der ärztlichen Ethik

Diese Entwicklung passt zu den 2009 von Florian Bruns in seiner wissenschaftlichen Studie zum Thema „Medizinethik im Nationalsozialismus“ formulierten Zielen des NS-Staates, mithilfe der Medizingeschichte ebenso wie mit dem anderen neuen Pflichtfach „Rechts- und Standeskunde“ die nationalsozialistische Ideologie und die damit verbundenen neuen moralischen Standards in der (Zahn-)Medizin auf breiter Front den (Zahn-)Medizinstudierenden wie auch den Ärzten und Zahnärzten zu vermitteln und die ärztliche Ethik nach den ideologischen Grundsätzen der NSDAP umzudeuten – also nicht individualethische, sondern politisch definierte kollektivethische Prinzipien zur obersten ärztlichen Handlungsmaxime zu erklären.

Nach 1945 wurde diese Entwicklung, die den verbrecherischen Zielen des NS-Staates sowie seinen Protagonisten sehr nahe kam, nicht nur von den meisten Medizinhistorikern geleugnet und verschwiegen, sondern auch von der Mehrheit der Ärzte und Zahnärzte und dessen Vertretern in den öffentlich-rechtlichen Körperschaften. Diese „eingeschränkte Erinnerungsfähigkeit“ war auch die Voraussetzung für strukturelle, personelle und ideologische Kontinuitäten innerhalb des Gesundheits- und Sozialwesens und innerhalb der Standesorganisationen der Ärzte und Zahnärzte.

Im Kern erhalten

Die wertvolle berufshistorische Sammlung und die Deutsche Zahnärzte-Bücherei, die Proskauer und Witt aufgebaut hatten, überstanden den Zweiten Weltkrieg nicht ganz unbeschädigt, blieben aber im Kern vor allem durch den Einsatz von Witt erhalten. Das gesamte Schriftgut der KZVD und der „Deutschen Zahnärzteschaft“ mit der „Reichszahnärztekartei“, wo auch alle Mitgliedschaften in Parteien und Organisationen dokumentiert waren, wurde im Gegensatz dazu nicht aufgefunden – lediglich das Vermögen der KZVD konnte gerettet werden.

1954 fand die von Witt gerettete, umfangreiche Bücherei zusammen mit der Sammlung ein neues Zuhause im neu erbauten Zahnärztehaus in Köln, wo sie mit Unterstützung des damaligen Vorstands des „Bundesverbandes Deutscher Zahnärzte“ (BDZ, 1953 gegründet) und der Zahnärztekammern der Länder erhalten, katalogisiert und erweitert wurden. In Aufrufen und Artikeln in den zm wurden alle Zahnärzte zur Mithilfe beziehungsweise zu Spenden aufgerufen, um die kriegsbedingten Verluste zu ersetzen. Zu diesen Spenden gehörten neben den vielen Spenden aus der Kollegenschaft und der Dentalindustrie die Nachlässe der Professoren Zilkens, Greve, Brand, Euler, Kantorowitz, Korkhaus, Schadewald und Schnizer sowie der Nachlass von Curt Proskauer aus New York. Eine wichtige Schenkung kam auch von Prof. Waldsax aus London.

Forschungsstelle gegründet

Witt, der bis 1956 Geschäftsführer des BDZ war, leitete und betreute die Sammlung, das Forschungsinstitut und die Bücherei bis zu seinem Tod 1969. Auf dem FDI-Kongress in Rom 1957, wo er zum Ehrenmitglied dieser Weltorganisation ernannt wurde, gründete er den internationalen „Ausschuss für Geschichte der Zahnheilkunde“. 1965/66 folgte in Köln die Neugründung des „Forschungsinstitutes für Geschichte der Zahnheilkunde“, von dem wiederum Doktoranden bei der Bearbeitung biografischer beziehungsweise historischer Themen beraten und gefördert wurden. Zudem wurden berufshistorische Arbeiten der Schriftleitung der zm zur Verfügung gestellt.

Daneben verantwortete er die Ausstellung der wichtigsten Exponate der Sammlung und der Bibliothek in Vitrinen im Zahnärztehaus und den Kontakt zu den rheinischen Dozenten für Medizingeschichte. Witt komplettierte auch die seit Jahrzehnten geführte „Mappe der Prominenten“ („gelbe Kartei“), die biografische Daten, Dokumente und Fotografien enthielt. Diese Kartei, die zum zahnärztlichen Bildarchiv des Forschungsinstituts gehörte und zurzeit nicht auffindbar ist, wurde noch bis Mitte der 90er-Jahre unter Verschluss gehalten mit der Begründung, „verdiente Kollegen“ zu schützen.

Von 1968 bis 1977 wurde das Forschungsinstitut mit der Sammlung und der Bücherei von Robert Venter (1901–1977) geleitet, der während der NS-Diktatur Geschäftsführer des RV beziehungsweise der „Deutschen Zahnärzteschaft“ und Geschäftsführer der in den RV integrierten KZVD (am 27.07.1933 gegründet) und von 1951 bis 1966 Geschäftsführer des BDZ war. Venter veröffentlichte 1974 zusammen mit Kurt Maretzky (1888–1984), einem ehemaligen Chefredakteur der zm, im Auftrag des BDZ die „Geschichte des deutschen Zahnärztestandes“, in der die Zeit der NS-Diktatur ohne größeren Widerstand umgedeutet und verharmlost wurde.

Wechsel in der Leitung

Danach folgten als Leiter des Forschungsinstituts bis 1978 Gerhard Franke, 1978 bis 1984 Egon Peters und 1985 bis 1995 die Kölner Medizinhistorikerin Marielene Putscher (1919–1997), die Mitte der 90er-Jahre schwer erkrankte und 1997 verstarb (danach keine Neubesetzung der Leitung des Forschungsinstituts). Als Putscher 1985 die Leitung des Forschungsinstituts übernahm, war schon eine großzügige Raumerweiterung für die Sammlung und die Bücherei im 1985 eröffneten Neubau des Kölner Zahnärztehauses erfolgt. Als anstehende wichtige Aufgaben formulierte sie 1985 folgende Punkte: „1. Iconographia Odontologica, 2. Verzeichnung der Sammlungsobjekte, 3. Bibliothekarische und bibliographische Arbeiten, 4. Pflege der unter Dr. E. Witt begonnenen Standeskunde, 5. Sonderausstellungen, auch mit Stücken von auswärts, 6. Verflechtende und umgreifende Arbeit des Forschungsinstitutes für Geschichte der Zahnheilkunde.“

Diese Aufgaben erledigte sie in ihrer fast zehnjährigen Arbeit mit viel Engagement, trotz sehr knapper finanzieller Mittel. Sie verweigerte sich lediglich der Aufarbeitung der Medizingeschichte während der NS-Diktatur (siehe Kasten S. 96), was vermutlich mit ihrem beruflichen Werdegang und ihrer politischen Haltung während dieser Zeit zusammenhing.

Am 07.10.1987 wurde das Forschungsinstitut in „Forschungsstelle für Geschichte und Zeitgeschichte der Zahnheilkunde“ umbenannt und gleichzeitig ein „Arbeitskreis Geschichte der Zahnheilkunde“ gegründet. Die Forschungsstelle war ehemals Bestandteil des „Zentralinstituts der Deutschen Zahnärzte für Praxis und Forschung“ des BDZ. 1987 wurden die Institute von BDZ und KZBV (Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung) in der Institutsordnung als Ref. I und II zusammengelegt und seit diesem Zeitpunkt bis 1995 gehörte die „Forschungsstelle für Geschichte und Zeitgeschichte der Zahnheilkunde“ zum „Institut der Deutschen Zahnärzte“ (IDZ), das bis heute eine gemeinsame Einrichtung der BZÄK und der KZBV ist.

Umstrukturierung

Im Januar 1996 erhielt das IDZ eine einheitliche Organisationsstruktur und eine neue Satzung als gemeinsame Einrichtung der beiden Trägerorganisationen (BZÄK und KZBV), wonach die Forschungsstelle ab diesem Zeitpunkt „Forschungsstelle für Zeitgeschichte der Zahnheilkunde“ hieß. Diese Umstrukturierung bedeutete das Ende der Unterstützung der Forschungen zur Geschichte der Zahnheilkunde, was nachhaltige Auswirkungen auf die Bewahrung der Sammlung und der Bücherei hatte.

Hinzu kamen die Vorbereitungen für den Umzug der BZÄK nach Berlin, wo in den neuen Räumen kein Platz mehr für ein Archiv, für die Sammlung und für die Bücherei vorgesehen war. So erfolgte die Auflösung der Deutschen Zahnärzte-Bücherei, die zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2000 rund 40 000 Schriften (Fachbücher, Zeitschriftenbände und Dissertationen) umfasste, darunter viele wertvolle historische Schriften. Viele Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Zahnheilkunde hatten den Bestand bis dahin durch die treuhänderische Überlassung ihrer Bibliotheken beziehungsweise ihrer Sammlungen berufsspezifischer Schriften entscheidend vergrößert – darunter auch die Erben von Curt Proskauer aus New York (63 große Kästen).

Der Restbestand der historischen Bücher der aufgelösten und teilweise veräußerten Deutschen Zahnärzte- Bücherei sowie ein kleiner Teil der Sammlung befinden sich heute bei der BZÄK in Berlin. Die wertvolle kultur- historische Sammlung, die im Jahr 2000 von Köln nach Berlin transportiert wurde, hat nach letzten Informationen noch keine sichere neue Bleibe gefunden. Sie lagert seit dem Umzug der BZÄK in Containern in Berlin. Einige wertvolle Gemälde befinden sich noch in den Räumen anderer zahnärztlicher Körperschaften.

Im Zuge der Recherchen ergeben sich immer wieder offene Fragen, zum Beispiel nach weiteren Aufzeichnungen und Protokollen über die Vorgänge oder nach Art und Umfang der Verteilung der Bücher und Schriften auf andere Bibliotheken (Zweigbibliothek Wissenschaftsgeschichte der UB der Charité, Deutsche Zentralbibliothek für Medizin Köln, ZMK-Bibliothek der UB Mainz). Offen ist auch die Frage, wie die noch vorhandene kulturhistorische Sammlung und die Reste der historischen Bücher gesichert, katalogisiert und archiviert werden können.

Bei der Beantwortung der Fragen haben BZÄK und KZBV ihre Unterstützung zugesagt – genauso wie die Mehrzahl der zahnärztlichen Körperschaften in den einzelnen Bundesländern. Aktuell will der Arbeitskreis „Geschichte der Zahnheilkunde“ der DGZMK, im Rahmen seines Frühjahrstreffens 2013 die Reste der Sammlung und der Bücherei bei der BZÄK in Berlin besichtigen sowie bei der Katalogisierung des historischen zahnärztlichen Bildarchivs, das sich bei den zm in Berlin befindet, mithelfen.

Dr. Gisela TascherHolzer Platz 466265 Heusweiler

kontakt@dres-tascher.de

INFO

Recherchieren mit Hindernissen

Wie schwierig die historische Recherche zuweilen sein konnte, belegt ein Auszug aus einem Vortrag von Michael Köhn, einem Berliner Zahnarzt, der am Institut für Geschichte der Medizin der Charité promoviert hat. Der Vortrag, den dieser am 01.08.2008 zur Einweihung einer Gedenktafel im Berliner Zahnärztehaus hielt, hatte die Überschrift: „Vergessene Kollegen – Berufsverbot, Emigration und Deportation verfolgter Berliner Zahnärzte nach 1933“. Auszug: „Für jeden dritten Berliner Zahnarzt bedeutete die am 02. Juni 1933 erlassene „Verordnung über die Tätigkeit von Zahnärzten und Zahn- technikern bei den Krankenkassen“ die drohende Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz. [...] Die Kassenzahnärztliche Vereinigung erstellte entsprechende Listen aller sogenannten nichtarischen und politisch unzuverlässigen Zahnärzte. Als wir am Anfang der 90er-Jahre nach diesen Listen [...] suchten, haben wir diese im Archiv der Forschungsstelle für Geschichte und Zeitgeschichte des Bundeszahnärztehauses in Köln vermutet und wollten dort recherchieren. Auf diesbezügliche Anfrage meiner Doktormutter, Frau Prof. Bleker, hieß es in einem Antwortschreiben von der Forschungsstelle aus Köln: „Sie wissen vermutlich auch, dass selbst Schulklassen angestiftet werden, in Archiven nach Hakenkreuzen zu suchen, Kindern macht das Spaß.“ Archiveinsicht wurde mir nicht gewährt. Erst als der damalige Präsident der Berliner Zahnärztekammer, Herr Dr. Löchte, im Bundeszahnärztehaus inter- venierte, wurde ein Besuchstermin in Köln vereinbart. Als ich dann 1991 nach Köln fuhr, war angeblich der Schlüssel für die Archivräume nicht zu finden und ich fuhr unverrichteter Dinge wieder ab.“

INFO

Freiwillig angepasst

Robert Venter (ab 1933 Geschäftsführer des Reichsverbands (RV), ab 1934 Geschäftsführer der „Kassenzahnärztlichen Vereinigung Deutschlands“ (KZVD) und 1951–1966 Geschäftsführer des „Bundesverbandes Deutscher Zahnärzte“ (BDZ)) kommentierte die Wahl des neuen Vorstands des RV in den zm von 1933: „Der Reichsverband der Zahnärzte Deutschlands kann mit Befriedigung feststellen, dass er als erste akademische Organisation diese Vorbedingungen für die Aufbau- Arbeit der nationalsozialistischen Regierung in freiwilliger Form geschaffen hat.“ Schon kurz nach der Wahl am 24. März 1933, in der der zukünftige „Reichszahnärzteführer“ fast einstimmig gewählt wurde, setzte der RV einen Funkspruch an Hitler ab, in dem es heißt: „Die heute erfolgte Wahl des Vorstandes des Reichs verbandes der Zahnärzte Deutschlands e.V. ergab vollkommene Übereinstimmung mit den Zielen der deutschen Reichsregierung. Wir grüßen den Führer des neuen Deutschland.“ Schon 1933 erstellte die KZVD, die dem RV eingegliedert war, Listen aller „nichtarischen“ und politisch unzuverlässigen Zahnärzte.

INFO

Im Auftrag der DGZMK

Seit 2010 recherchiert die Autorin Gisela Tascher als Mitglied und im Auftrag des Arbeitskreises „Geschichte der Zahnheilkunde“ der „Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ (DGZMK) für eine Chronik zum Thema: Geschichte der „Sammlung Proskauer/Witt“, der „Deutschen Zahnärzte-Bücherei“ und des „Forschungsinstitutes für Geschichte der Zahnheilkunde“. Die bisherigen Ergebnisse der Recherchen hat sie in einem Vortrag beim Deutschen Zahnärztetag 2011 vorgestellt. Eine Kurzfassung des Vortrags wurde 2012 in der Märzausgabe der „Deutschen Zahnärztlichen Zeitschrift“ (DZZ) veröffentlicht. Hintergrund dieser Recherchen ist die Auflösung der Sammlung, der Bücherei und der Forschungsstelle im Zusammenhang mit dem Umzug der Geschäftsstelle der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) von Köln nach Berlin im Jahr 1999/2000. Neben der Entstehungsgeschichte sollen auch die Beweggründe für die Auflösung aufgezeigt und dokumentiert werden. Ferner haben die Recherchen das Ziel, die Reste der Sammlung und der Bücherei zu sichern und den noch vorhandenen Gesamtbestand der zahnärztlichen und medizinhistorischen Öffentlichkeit bekannt und zugänglich zu machen. Außerdem soll ein Beitrag dazu geleistet werden, das Bewusstsein ethischer Grenzen im medizinischen und im interkollegialen Handeln zu schärfen sowie die Bedeutung der Geschichte der Zahnheilkunde für die zahnmedizinische Forschung und Praxis und für die Identitätsfindung der zahnärztlichen Profession aufzuzeigen. Die Gründung des Arbeitskreises „Geschichte der Zahnheilkunde“ im Jahr 2001 und die nachfolgende Eingliederung des Arbeitskreises in die DGZMK im Jahr 2003 stehen mit diesen Vorhaben in engem Zusammenhang.

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