Gesundheitswesen in China

Die Revolution geht voran

203854-flexible-1900
Heftarchiv Gesellschaft
pr
Die chinesische Regierung hat im Jahr 2009 eine umfassende Gesundheitsreform angestoßen, um das Gesundheitssystem auf die Herausforderungen der Zukunft einzustellen. Heute, nur drei Jahre später, ist die Volksrepublik diesem ehrgeizigen Ziel bereits sehr viel näher gekommen.

Während vor knapp einem Jahrzehnt nur die Chinesen einen Krankenversicherungsschutz besaßen, die in den Städten lebten und arbeiteten, sind inzwischen rund 95 Prozent der 1,35 Milliarden Menschen zählenden Bevölkerung krankenversichert. Grund hierfür ist eine umfassende Reform des staatlichen chinesischen Gesundheitssystems, die die Regierung im Jahr 2009 begonnen hat.

Eine staatliche Grund-Krankenversicherung für die gesamte Bevölkerung zu gewährleisten, war einer der Schwerpunkte des Vorhabens. Das Hauptaugenmerk lag dabei darauf, mittel-, erwerbslosen und allein- stehenden Menschen einen Zugang zu grundlegenden gesundheitlichen Leistungen zu ermöglichen. Für alte und behinderte Chinesen übernimmt der Staat nun die Kosten für die Basisabsicherung. Darüber hinausgehende Leistungen müssen die Betroffenen weiterhin selbst bezahlen.

Mehr als im Plan

Den Regierungsplänen zufolge sollte der universelle Krankenversicherungsschutz erst im Jahr 2020 greifen. Dass dies bereits sehr viel früher gelungen ist, führen Fachleute, wie der chinesische Sozialversicherungsexperte der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), Aidi Hu, unter anderem auf den politischen Willen zurück, in die Modernisierung des Gesundheitswesens hohe Summen zu investieren. Die chinesischen Reformbemühungen könnten anderen Staaten mit ähnlichen Problemen als gutes Beispiel dienen, so Hu.

Seit 2009 sind rund 95 Milliarden Euro in den Umbau des Systems geflossen. Das entspricht einer jährlichen Steigerung der öffentlichen Gesundheitsausgaben um etwa 30 Prozent. Einen Großteil der Summe hat der Staat in die Ausbildung von medizinischem Personal und in den Ausbau von Gesundheitsangeboten investiert.

Versorgung auf dem Land verbessern

Ferner soll durch die flächendeckende Errichtung von Kliniken und Gesundheitszentren die Gesundheitsversorgung auf dem Land gezielt verbessert werden. Denn bislang gibt es erhebliche Unterschiede im Versorgungsstandard von ländlichen und städtischen Regionen. Die Angebote sollen es den Landbewohnern künftig ermöglichen, ebenfalls regelmäßig staatlich subventionierte Leistungen in Anspruch nehmen zu können.

Einen weiteren Schwerpunkt der Reform bildete die staatliche Unterstützung von 127 Schulungszentren, in denen sich rund 36 000 Mediziner zu Allgemeinärzten ausbilden lassen konnten. Über 10 000 Medizinstudenten erhielten zudem eine kostenfreie Ausbildung an verschiedenen medizinischen Fakultäten. Sie sollen anschließend in den unterversorgten ländlichen Regionen in Zentral- und Westchina arbeiten.

Zudem hat die Regierung die Pharmaindustrie aufgefordert, die Preise für Arzneimittel um bis zu 30 Prozent zu senken. Damit will der Staat sicherstellen, dass die Produkte überall zum selben Preis verkauft werden und sich Krankenhäuser nicht mehr mittels überzogener Preise finanzieren können.

Petra SpielbergAltmünsterstr. 165207 Wiesbaden

INFO

Internationale Arbeitsorganisation (ILO)

Die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Sie wurde im Jahr 1919 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Genf. Die ILO verfügt über eine dreigliedrige Struktur, die im UN-System einzigartig ist: Die 185 Mitgliedsstaaten sind durch Repräsentanten sowohl von Regierungen als auch von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in den Organen der ILO vertreten. Schwerpunkte der Arbeit sind die Formulierung und die Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialnormen, insbesondere der Kernarbeitsnormen, die soziale und faire Gestaltung der Globalisierung sowie die Schaffung von menschenwürdiger Arbeit als einer zentralen Voraussetzung für die Armutsbekämpfung.ps

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.