Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

das gesellschaftspolitische Denken zum Thema „Unterjüngung“ oder „Überalterung“ unserer Gesellschaft nimmt – über die rein demoskopische Feststellung hinaus – inzwischen konkretere Formen an. Unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen arbeiten an und mit dem Thema, Sachverhalte konkretisieren oder relativieren sich. Dass dabei mancher Ansatz auch populärwissenschaftlich um Interesse buhlt, gehört in unserer öffentlichen Diskussionskultur wohl zum Geschehen.

Trotzdem gibt es gegenwärtig wenig Anlass zu verfrühtem Optimismus. Die Hoffnung, sinnvolle Maßnahmen würden nicht nur diskutiert, sondern auch zeitnah umgesetzt, erhält gegenwärtig weiterhin wenig Nahrung.

Zwar gibt es – wie aus der Zahnärzteschaft – durchaus fundierte Konzepte, zum Beispiel für die Versorgung immobiler, pflegebedürftiger Patienten. Die bedauerliche Kehrseite der Medaille ist aber: Die politischen Reaktionen sind noch nicht von der reinen Erkenntnis zu konkretem und konsequentem Handeln gereift.

Für die Debatte um die große Pflegereform, oder – um ein berufsständisch nahe liegendes Beispiel zu nennen – die aufsuchende Zahnheilkunde muss man nach wie vor konstatieren: Die Mühlen mahlen langsam. Trotz inzwischen durchaus bewusster Sachverhalte und sogar vorhandener zahnmedizinischer Konzepte muss das Feld mittels zäher Überzeugungsarbeit mühsam erobert werden. Aber leider erfordern gute Ideen eben oft entsprechenden Langmut und Ausdauer.

Fachwissenschaftlich wird indes konstruktiv weitergearbeitet. Dass sich gerade wegen des kontinuierlich wachsenden Lebensalters und entsprechender Demoskopie Erkenntnisse manifestieren, die konkrete Auswirkungen auf die zahnmedizinische Behandlung älterer Menschen haben, ist eine erwartete, aber natürlich auch willkommene Entwicklung.

Dass der Alterungsprozess aufgrund systemischer Wirkung besondere Anforderungen an eine möglichst zu individualisierende Therapie stellt, verdeutlicht der große Fortbildungsschwerpunkt dieser zm-Ausgabe. Soviel zur Diskussion um die systemische Bedeutung der ZMK-Heilkunde.

Ob diese Erkenntnisse dazu beitragen werden, dass der Alterszahnheilkunde ein wachsender Stellenwert in der Versorgung unserer alternden Bevölkerung zukommen wird, bleibt für die nächsten Jahre eine überaus spannende Frage. Zu wünschen ist jedenfalls, dass gerade das nicht vernachlässigt wird.

Wenn es soziologisch geboten ist, dass jeder von uns möglichst lange aktiv etwas zum Gemeinwohl dieser Gesellschaft beitragen soll, macht es auch Sinn, alles für die Gesundheit der Älteren zu tun.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagel

zm-Chefredakteur

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