Neujahrsempfang von BZÄK und KZBV

Plattform für politisches Networking

Gut besucht war der diesjährige Neujahrsempfang von BZÄK und KZBV in der Parlamentarischen Gesellschaft Berlin: Rund 420 Gäste kamen zum traditionellen Treffen von Politik, Standespolitik, Wissenschaft und Verbänden – Auftakt zu einem auch aus gesundheitspolitischer Sicht spannenden Wahljahr.

Dr. Peter Engel, Präsident der BZÄK und federführender Gastgeber, nutzte die Gelegenheit zu einer standespolitischen Positionierung. Er sprach sich für den Erhalt des Zwei-Säulen-Systems im Gesundheitswesen und gegen eine Bürgerversicherung aus: „Wer ein seit Jahrzehnten bewährtes Modell zum Bauernopfer für den kurzfristigen Wahlsieg macht, setzt langfristig unsere zahnmedizinische Versorgung aufs Spiel.“ Dennoch müsse Engel zufolge das Modell reformiert werden: „Wer kein Gesundheitssystem von gestern haben will, der muss jetzt anfangen, erste Reformschritte für ein duales System aus PKV und GKV einzuleiten – vor dem Zusammentreten eines neuen Bundestags, vor langatmigen Koalitions-verhandlungen und für ein zukunfts- und demografiefestes Gesundheitssystem.“

Engel verwies ferner auf die Bedeutung der Freiberuflichkeit als feste Säule des Gesundheitswesens. Es gelte, sie vor staatlicher Reglementierung zu schützen: „Die freie Ausübung unseres Heilberufs ist nicht nur Garant für eine hochwertige und professionelle Versorgung. Sie ist außerdem ein bewährtes System der Qualitätskontrolle und ermöglicht erst eine besondere Vertrauensbeziehung zwischen Zahnarzt und Patient.“

Grußworte aus der Politik

Auf die positiven Auswirkungen der jüngsten Gesetzgebungsverfahren auf die zahnärztliche Versorgung verwies Johannes Singhammer, MdB und Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Bereiche Gesundheit sowie Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. So sei die starre Budgetierung weggefallen, die Honorarangleichung Ost und West erfolgt und die GOZ ohne Öffnungsklausel in Kraft getreten. In der aufsuchenden Versorgung von alten Menschen und Menschen mit Behinderungen seien wichtige gemeinsame Schritte eingeleitet worden. Singhammer betonte die großen Erfolge der Zahnärzte in Sachen Prävention, man wolle versuchen, diesen Weg auch in der Medizin mit Nachdruck umzusetzen.

Steffen-Claudio Lemme, MdB SPD, Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag, ging auf die Agenda Mundgesundheit ein. Daraus hätten sich wichtige Impulse für die gesundheitspolitische Arbeit ergeben. Dazu gehöre die Versorgung Älterer und von Menschen mit Handicap, Präventionsorientierung mit Fokus auf Primärpräven- tion und gesundheitlicher Förderung. Ressourcen müssten zielgruppen- und bedarfsgerecht eingesetzt und soziale Ungleich-heiten verringert werden, forderte er.

Auch Christine Aschenberg-Dugnus, MdB und Pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, fand Lob für die Zahnärzte und verwies auf das ehrenamtliche Engagement in Sachen Alters- und Behindertenzahnheilkunde. Mit dem Versorgungsstrukturgesetz und dem Pflegeneuordnungsgesetz sei die Versorgung dieser Patientengruppen nun in neue Bahnen geleitet worden, „ein guter Anfang“, wie sie betonte.

Auf unterschiedliche Standpunkte, aber auch auf gemeinsame Aspekte kam Dr. Martina Bunge,  Gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, zu sprechen. Gemeinsamkeiten ergäben sich beispielsweise im Bestreben, Patienten, vor allem Pflegebedürftige, gut zu versorgen. Da, wo sich berufspolitische Interessen und Patienteninteressen verbinden, werde es schwieriger, sagte sie. Wichtig sei, über diese Bereiche miteinander zu reden.

Birgitt Bender, MdB, Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen für Gesundheits-politik, hob den Bereich Zahnersatz-Versorgung hervor. Vom Festzuschussmodell wolle niemand mehr weg, allerdings biete dieses neben mehr Wahlmöglichkeiten auch mehr Intransparenz. Der derzeitige Status quo löse dieses Problem nicht. „Wie können wir gewähren, dass Patienten beim Zahnersatz fair behandelt werden?“, stellte sie in den Raum.

Für diesen Aspekt zeigte der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz, ein offenes Ohr: „Wenn es um noch mehr Transparenz und soziale Verantwortung geht, sind die Zahnärzte mit im Boot,“ sagte er. Er unterstrich das Selbstverständnis des Berufsstands als Anwälte ihrer Patienten. Und: „Wir sind Weltmeister der Prävention“, betonte er. Aus Sicht der KZBV seien künftig drei Handlungsfelder bedeutsam, die nur mit Unterstützung der Politik umzusetzen seien: ein verstärkter Einsatz für die Prävention bei null- bis dreijährigen Kindern, eine bessere Erreichbarkeit von Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen und Randgruppen sowie ein verbessertes zahnmedizinisches präventives Betreuungskonzept von Menschen in Senioreneinrichtungen und Heimen.

Traditionell klang der Abend aus bei vielen informellen Gesprächen und Diskussionen – eine gute Plattform für politisches Networking in der Hauptstadt. pr

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