Fortbildung in Sachsen-Anhalt

Neues zur Materialkunde

Aktuelle Erkenntnisse zur Toxikologie zahnärztlicher Materialien waren das Schwerpunktthema des 21. ZahnÄrztetages Sachsen-Anhalt. Fast 200 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus allen Teilen des Landes reisten am 26. Januar 2013 nach Magdeburg. Die als Gemeinschaftsveranstaltung der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt und der Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg konzipierte Veranstaltung stieß auf großes Interesse.

Ungewöhnlicher und herzlich begrüßter Gast der Veranstaltung war der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, der aus Interesse am Festvortrag seine Frau, die Zahnärztin in Wittenberg ist, begleitete. Festredner war Dr. Karsten Bredemeier, Neunkirchen, der vorführte, dass Schlagfertigkeit keine Gabe, sondern trainierbar ist. Er vermittelte viel Wissens- und Nachdenkenswertes über Gesprächsstrukturen, über Aktion und Reaktion im verbalen Schlagabtausch und über Trümpfe, die man im Ärmel haben muss, um sie im rechten Moment ziehen zu können. Interessant auch die Information, dass Argumente oder Mitteilungen, die man sich überlegt hat, erst nach sieben- bis achtfachem ausformuliertem „Aufsagen“ tatsächlich in Gesprächen sicher abrufbar sind; auf Beratungsgespräche mit Patienten sollte man sich also nicht nur im Stillen vorbereiten.

Appell an die Landespolitik

Der Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, Dr. Frank Dreihaupt, appellierte an die Landespolitik, alles daranzusetzen, um die Universitätszahnklinik in Halle schnellstmöglich wieder auf baulich solide Grundlagen zu stellen. Seit der Wasser- Havarie Ende Juni 2012 kämpfe die Zahn- klinik darum, mit Provisorien die hohe Qualität der zahnmedizinischen Versorgung, der studentischen Ausbildung und der wissenschaftlichen Arbeit aufrechtzuerhalten. Der Umzug der Klinik in ein anderes Haus sei beschlossene Sache, die Mittel in Millionenhöhe seien faktisch schon bewilligt, nun müsse gewährleistet werden, dass die notwendigen Umbaumaßnahmen zügig vonstatten gehen, forderte er.

Der Vizepräsident der BZÄK, Prof. Dr. Christoph Benz, konstatierte in seinem Grußwort angesichts des gut gefüllten Saales, dass die Fortbildungsfreude der Zahnärzte offenbar ungebrochen sei und sogar noch wachse. In Bezug auf das Tagungsthema verwies er darauf, dass die Zahnmedizin den Weg gefunden habe, um die Toxizität von Materialien zu umgehen – durch systematische Prophylaxe nämlich, die die Verwendung dentaler Materialien für Zahnfüllungen und Zahnersatz im Erfolgsfall erübrige.

Im wissenschaftlichen Programm (geleitet von Prof. Dr. Dr. Klaus Louis Gerlach) mahnten Prof. Dr. Heidi Foth, Halle (Saale), und Prof. Dr. Dr. Franz Xaver Reichl, München, die Toxizität zahnärztlicher Materialien nicht zu unterschätzen. Im Mittelpunkt standen dabei Kunststoffe und von ihnen freigesetzte Methacrylate, die selbst oder bei ihrer Verstoffwechslung mutagen und kanzerogen sind und bei immer mehr Patienten, aber auch bei Zahnärzten und Praxismitarbeiterinnen Allergien auslösen. Reichl, einziger Lehrstuhlinhaber auf dem Gebiet der Toxikologie zahnärztlicher Materialien und Leiter des Internationalen Beratungszentrums für die Verträglichkeit von Zahnmaterialien, verwies auf eine an seiner Klinik erarbeitete Datenbank über Komposite, Dentinadhäsive, Prothesenmaterial, Sealer, Endo-Material, Drähte und Brackets. Dort sei aufgezeigt, welches Material welche Mengen welcher Stoffe freisetzen kann. Er forderte erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Hinweisen unterschiedlicher Art auf mögliche Allergien.

Sabine FiedlerZahnärztekammer Sachsen-AnhaltGroße Diesdorfer Str. 16239110 Magdeburg

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