Private zahnärztliche Hilfe für Tonga

Karitativer Turn von zwei Kieler Kieferorthopäden

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Heftarchiv Gesellschaft
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2000 Seemeilen haben die Kieler Kieferorthopäden Maren Adam und Andreas Köneke in Polynesien zurückgelegt. Und das mit einem 50-Fuß-Katamaran, voll beladen mit zahnärztlichen Hilfsgütern. Einblicke in einen privaten Hilfseinsatz.

Vava’u, eine der weit verstreuten Inselgruppen des Königreichs Tonga, kommt nach einigen Wochen in Sicht. Französisch-Polynesien, die nördlichen Cook-Islands und Samoa liegen im Kielwasser. Ab 9.00 Uhr beginnt die Arbeit im Prince Ngu Hospital nach dem täglichen Klinikgottesdienst, um 10.00 Uhr rückt das Klinikmobil für das Zahnputzprogramm in den Grundschulen der Insel aus. Malimali wird das Programm genannt. Das bedeutet Lächeln. Dental-Therapist Noa bleibt in der Klinik zurück, um die Patienten dort zu versorgen, Dental-Hygienist Masako und Dental-Therapist Salote kümmern sich vormittags draußen um die Grundschulkinder. Salote und Noa sind gebürtige Tonganerinnen und haben ihre dreijährige Ausbildung im Vaiola Hospital bei Dr. Amanaki Fakakovikaetau in Nuku‘alofa auf Tongatapu erhalten. Diese nichtärztliche Ausbildung reicht aus, wie er später erzählt, um Extraktionen und Füllungen durchführen zu können. Masako kommt aus Japan und ist hier für eineinhalb Jahre zu Gast. Die einzige Zahnärztin der Station, Dr. Lieni Fifita, ist noch im Mutterschaftsurlaub.

Spenden werden als Geschenke deklariert

Die mitgebrachten Spenden, die besser nicht als Spenden, sondern als Geschenke bezeichnet werden, um die Einheimischen nicht zu verletzen, werden ausgepackt: „Genug für ein ganzes Jahr“, jubelt Salote. Auf dem Gabentisch liegen Zahnbürsten und Zahnpasta, Polierbürsten und Give-aways, Harvard-Zement und Kasacks, Desinfektionsmittel und Handschuhe. Mit den einfachsten Dingen bereitet man manch-mal die meiste Freude. Sogar kieferortho-pädische Zangen wurden gespendet. Es ist wie Weihnachten.

Nachmittags wird behandelt: In einem hygienisch fragwürdigen Behandlungsraum, in dem vier Behandlungsstühle unterschiedlicher Bauart und allerlei Gerümpel stehen, werden Zähne gefüllt oder gezogen. Darin erschöpft sich hier auch schon die Zahnheilkunde. Im Speibecken befinden sich Blutreste vom Vorgänger, der Schwebetisch wird nie abgeräumt. Desinfektionsmittel werden sparsam verwendet, denn es gibt nicht viel. Wer einen Abszess hat, und das sind nicht wenige, bekommt ein paar Tage Antibiotika, dann wird der vermeintlich schuldige Zahn gezogen, ohne Röntgendiagnostik. Die entstehende Zahnlücke bleibt unversorgt, das gilt auch für die Front. Wohl dem, der beim Malimali gut aufgepasst hat.

Am nächsten Montag: Die Geschenke werden wegsortiert, der Zement ist schon in Benutzung. Die mitgebrachten kieferorthopädischen Zangen werden wohl noch einige Zeit im Schrank liegen bleiben, obwohl sie angefordert wurden.

Die Überbringer dieser kostbaren Geschenke wünschen sich zu sehen, wie sie im Einsatz sind, bei Kindern mit kariesfreien Zähnen, in den Händen von spezialisierten Therapeuten. Zehn Jahre wird man wohl noch brauchen dafür, aber Klinikchef Fakakovikaetau hat große Visionen.

Die Erkenntnis aus der Reise: Tonga braucht mehr als materielle Unterstützung. Hier benötigen die Menschen vor allem Informationen über Ernährung und über Zahnpflege. Und das in einer Weise, dass die Einsicht zur Verbesserung der Mundhygiene wachsen kann.

Andreas KönekeFriedrichsorter Str. 1024159 Kielkoeneke@cmd-ambulanz.de

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