Prothetik als Kernbereich
Die prothetische Restauration von Zähnen steht oft am Ende einer umfangreichen Gesamtbehandlung. Neben der exakten Diagnostik und den einzelnen Behandlungsschritten spielt die individuelle Therapie- planung eine entscheidende Rolle. „Unser tägliches Arbeiten entspricht dem wissenschaftlichen Stand und den persönlichen Bedürfnissen unserer Patienten“, so Dr. Andreas Wagner, Präsident der Landeszahnärztekammer Thüringen. Allerdings seien Therapiekonzepte nicht starr festgeschrieben, sondern müssten aufgrund der wissenschaftlichen Weiterentwicklungen und der Einflüsse aus Demografie und Gesundheitspolitik in den Praxen immer wieder hinterfragt werden.
Dabei erwarten die Thüringer Zahnärzte in den nächsten Jahren eine stärkere Nach- frage ihrer Patienten nach effektivem und zugleich sozial verträglichem Zahnersatz. Angesichts der demografischen Entwicklung stelle sich zunehmend die Frage, ob ausschließlich eine Maximalversorgung oder ob die bewährten Basiskonzepte den Wünschen der Patienten mehr entsprechen können. Wagner: „Es geht dabei keines-wegs um eine Unterscheidung in gute oder minderwertige, veraltete oder moderne Zahnmedizin, sondern um eine patientenorientierte Behandlung auf wissenschaftlich gesichertem Niveau.“
Die Zahnärzte wollten gemeinsam mit ihren Patienten die optimale Therapieform finden, denn nur patientenorientierte Entscheidungen würden dem zahnärztlich-ethischen Handeln gerecht. Bereits heute hätten Menschen mit einem niedrigen Sozialstatus am Beginn ihres Rentenalters fast doppelt so viele Zähne verloren wie Personen mit hohem Sozialstatus. „Moderne prothetische Zahnmedizin ist jedoch mehr als nur der Ersatz fehlender Zähne“, so Wagner. Prothesen sollten Lebensqualität sicherstellen und künftige Zahnerkrankungen vermeiden helfen. Zugleich müssten sie die Ansprüche der Patienten an Haltbarkeit und Ästhetik erfüllen.
Ethische Fallanalyse in Entscheidungssituationen
Prof. Dominik Groß, Aachen, beleuchtete in seinem Vortrag die Herangehensweise bei sogenannten Dilemma-Situationen.
Damit sind Konstellationen, in der Vorteile und Nachteile einer Behandlung gegenein-ander abzuwägen sind, gemeint. Groß empfahl für solche Situationen eine klinisch-ethische Analyse. Hierzu stellte er die Prinzipienethik vor. Diese basiert auf folgenden vier Grundlagen: dem Selbstbestimmungsrecht des Patienten (Respekt vor der Patientenautonomie), dem Nichtschadensgebot (Non-Malefizienz-Prinzip), dem Gebot des Wohltuns (Benefizienz-Prinzip) und der Verpflichtung auf gerechte respektive faire Maßnahmen. Dabei gelte es, diese Kriterien auf den Fall zu beziehen und zu gewichten.sg
Info
Zahnmedizinische Kooperation
Über 1 300 Teilnehmer nahmen an der Fortbildung teil. „Zahnärzte, Assistenz-personal und Zahntechniker in Thüringen zeigen mit ihrem gemeinschaftlichen Kongress, welch hohen Stellenwert sie ihrer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zum Wohl der Patienten beimessen“, unterstrich Kammerpräsident Wagner die Bedeutung des wissenschaftlichen Tagungsprogramms für die tägliche Praxis. Neben Workshops für Praxispersonal und Studenten präsentierten mehr als 80 Unternehmen in einer Dentalausstellung die neuesten Produktentwicklungen und Trends.