Geldanlage 2013

Sicherheit versus Risikofreude

Wer in 2013 mit Geld Geld verdienen will, wird um höhere Risiken nicht herumkommen. Die Zinsen bleiben niedrig, Gold teuer und die Immobilienpreise steigen weiter. Die größte Attraktivität bieten Aktien. Beim Kauf der Wertpapiere entscheidet die richtige Wahl über Rendite und Risiko.

In einem Punkt ist sich die Expertenrunde der Chefvolkswirte in der deutschen Bankenlandschaft einig: Die Zinsen bleiben auch in 2013 niedrig. An der Politik der Europäischen Zentralbank wird sich höchstwahrscheinlich nichts ändern. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank erklärt, warum das so ist: „Niedrige Zinsen sind fester Bestandteil einer Strategie zur Bewältigung von Schulden-Altlasten aus der Vergangenheit. Zinsen, die unterhalb der Inflationsrate liegen, tragen dazu bei, die Schuldenlast real zu entwerten.“

Griechen, Italiener, aber auch Deutsche, Franzosen und Amerikaner profitieren von dieser Politik, in dem sie sich unmerklich ihrer Schulden entledigen. Die Rechnung zahlen die Steuerzahler und vor allem die Anleger, deren Vermögen langsam aber stetig dahinschmelzen. Dabei hält sich die heimische Geldentwertung mit derzeit 1,9 Prozent noch im moderaten Bereich. Doch die Sparzinsen und auch die Zinsen für deutsche Staatsanleihen bewegen sich um die ein bis 1,5 Prozent und damit deutlich unter der Inflationsrate.

Andererseits beurteilt der Chefvolkswirt der Postbank, Dr. Marco Bargel, die Lage der deutschen Wirtschaft eher positiv. Er rechnet mit einem „sich verbessernden Konjunkturumfeld“. Eine stabile Arbeitsmarktsituation und wachsender privater Konsum verhindern ein Abgleiten der deutschen Wirtschaft in die Rezession. Die Prognosen für die Inflationsrate setzt die Deutsche Bank bei 1,8 Prozent für Europa, 3,1 Prozent für die USA und weltweit bei 3,5 Prozent fest.

Die Qual der Wahl

Für den Umgang mit diesen gemischten Aussichten bleibt den Sparern die Wahl zwischen vermeintlich sicheren Anlagen wie Fest- und Tagesgeld und Bundeswert-papieren oder mehr Risiko, indem sie sich aufs Börsenparkett begeben.

• Tagesgeld

Es gibt kaum eine Anlage, die flexibler und sicherer ist als das Tagesgeld. Täglich verfügbar bietet es sich vor allem als Parkplatz für Notgeld, falls etwa die Waschmaschine kurzfristig ersetzt werden muss. Mehr als zwei oder drei Monatsgehälter – so der Rat der Verbraucherschützer – sollten sich auf dem Konto aber nicht ansammeln. Denn die Zinsen bewegen sich zwischen ein und 1,75 Prozent bei den Direktbanken. Nur Neukunden werden mit Sonderkonditionen von zwei und mehr Prozent für ein halbes Jahr gelockt. Bei den Sparkassen und Großbanken gibt es kaum mehr als 0,5 Prozent. Michael Huber, Direktor beim Finanzdienstleister VZ Vermögenszentrum in Düsseldorf und Frankfurt, hat eine klare Haltung hierzu: „Jeder, der Tagesgeld hält, verbrennt Geld.“ Aber er hat auch Verständnis für Sparer, bei denen die Sicherheit an erster Stelle steht: „Für diese Anleger ist es einfach besser, auf Rendite zu verzichten, einen kleinen Kaufkraftverlust zu akzeptieren und dafür besser zu schlafen.“

• Festgeld und Sparbriefe

Dank der Einlagensicherung sind Festgeld und Sparbriefe bei den entsprechend geschützten Banken genau so sicher wie deren Tagesgeld. Allerdings liegt das Geld über einen bestimmten Zeitraum fest und steht währenddessen nicht zur Verfügung. Dafür gibt es mehr Zinsen als für Tagesgeld. Anfang Dezember 2012 bot die VTB Bank für 10 000 Euro auf zwei Jahre fest 2,5 Prozent. Für vier Jahre gibt sogar 3,3 Prozent. Niels Nauhauser, Geldanlageexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart, rät: „Ein Angebot von über drei Prozent für vier Jahre fest ist gut. Sparer sollten sich ruhig länger festlegen.“ Seiner Meinung nach wird sich die Hoffnung der Tagesgeldfans auf eine baldige Zinserhöhung nicht erfüllen: „Um den Zinsausfall wettzumachen, den man durch den Verzicht auf ein günstiges Festgeld- beziehungsweise Sparbrief-Angebot erlitten hat, müssten die Zinsen schon heftig steigen. Damit ist nicht zu rechnen.“

Bei der österreichischen Direktbank VTB sind die Einlagen bis zu 100 000 Euro geschützt. Gut im Rennen liegen auch die Denizbank (österreichische Einlagensicherung) und die Isbank (deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds deutscher Banken) mit 2,25 Prozent für 10 000 Euro auf zwei Jahre.

• Bundeswertpapiere

Jahrzehntelang waren sie der sichere Hort für die Sparer, die den Banken misstrauten. Diese legten ihr Geld in Bundesschatzbriefen, Bundesobligationen und Tagesanleihen an. Damit ist Schluss. Die Finanzagentur hat das Privatkunden-Geschäft Ende 2012 aus Kostengründen eingestellt. Jetzt gibt es die Schätzchen nur noch am Bankschalter gegen Gebühren natürlich. Damit werden die chronisch schlecht verzinsten Sicherheits-papiere noch unattraktiver. Als Alternativen bleiben – genügend Vertrauen in die deutsche Einlagensicherung vorausgesetzt – Festgeld und Sparbriefe.

• Anleihen

Statt in niedrig verzinste Bundesanleihen zu investieren, rät so mancher Experte zum Kauf von höher rentierlichen Unternehmensanleihen. Bei der Auswahl kommt es vor allem auf den Emittenten an. Von seiner Bonität hängt ab, wie sicher die Zinszahlung und die Rückzahlung am Ende der Laufzeit sind. Sehr gut bewertete Emittenten wie zum Beispiel BMW oder Volkswagen bringen ihre Papiere zu für sie günstigen Konditionen am Markt unter. So zahlt VW für einen Schuldschein, der bis 2015 läuft, einen Zins von 0,875 Prozent. Bei BMW gibt es 1,5 Prozent für eine Anleihe bis 2018 – für Renditejäger keine Attraktion. Dagegen schienen die 6,875 Prozent, die es Anfang Dezember für eine fünfjährige Anleihe des Traumschiffs „MS Deutschland“ gab, so verlockend, dass Anleger die 50 Millionen- Anleihe in Rekordzeit gezeichnet hatten.

Im Börsenbrief „Der Spekulant“ bewertet man das Papier wegen der hohen Ver- schuldung eher negativ. Auch Michael Huber rät dazu, von solchen Angeboten die Finger zu lassen. Statt auf einzelne An-leihen zu setzen, empfiehlt er den Kauf von Rentenfonds. Dabei verteilt sich das Ausfallrisiko auf eine breite Auswahl von Schuldscheinen. Interessante Renditen bieten sie, wenn sich im Topf genügend Anleihen von Unternehmen aus Schwellenländern befinden. Wer Kosten sparen will, entscheidet sich für Indexfonds.

• Aktien

Experte Huber ist sich sicher: „An Aktien kommt keiner vorbei.“ Das gilt für alle, die gewillt sind, für mehr Rendite auch mehr Risiko zu wagen. Die Gefahr eines Verlusts lässt sich mit einer sorgfältigen Wahl reduzieren. Interessant sind vor allem Substanzwerte wie zum Beispiel Bayer oder SAP, die zur stetigen Kurssteigerung auch noch eine anständige Dividende versprechen. Eine regelmäßige Ausschüttung wird immer mehr zum Kriterium für die Wahl des Papiers. Huber: „Mit einer Dividende von vier Prozent bekomme ich dreimal so viel Ausschüttung wie bei einer Bundesanleihe.“ Wichtig ist, die Investition in Aktien möglichst breit zu streuen. Erreichen lässt sich dieses Ziel, in dem man mindestens fünf bis sieben Einzelwerte aus verschiedenen Branchen kauft. Wer sich die Wahl und die spätere ständige Pflege dieser Papiere nicht zutraut, wählt einen Fonds. Entscheidungshilfe geben zum Beispiel die Experten von Finanztest. Verbraucherschützer Nauhauser rät unbedingt zu Indexfonds, weil sich damit Kosten sparen und so die Renditen erhöhen lassen. Einig sind sich die Experten darin, dass ins Depot auch Werte aus den Schwellenländern wie China, Türkei Brasilien, Südkorea oder Indien gehören.

• Immobilien, Offene Immobilienfonds

Immobilien können ein Baustein für ein gut diversifiziertes Depot sein. Einige Zahnärzte besitzen bereits ein Einfamilienhaus oder sogar vermietete Immobilien. Zusätzliches Kapital in dieses doch ziemlich unflexible Investment zu stecken, könnte zu einem Klumpenrisiko führen. Das bedeutet, dass zum Beispiel bei einem Wertverfall zu viel Kapital betroffen wäre. Außerdem sind die Immobilienpreise auch in Deutschland bereits sehr hoch. Das gilt besonders für die begehrten Lagen in den Ballungszentren. Etwas flexibler und auch mit kleineren Beträgen möglich ist der Kauf von Anteilen der in Verruf geratenen Offenen Immobilienfonds.

Inzwischen können Anleger noch in 19 Fonds investieren. Die anderen werden zum Teil abgewickelt, zum Teil sind sie noch geschlossen, weil die Liquidität nicht ausreicht, um alle Verkaufswünsche von Anlegern erfüllen zu können. Doch dank der gesetzlichen Neuregelung, die ab diesem Jahr gilt, dürften sich die Bedingungen verbessern. Neuanleger müssen ihre Anteile mindestens zwei Jahre halten bei einer Kündigungsfrist von einem Jahr. Davon unabhängig dürfen private Anleger pro Kalender-Halbjahr Anteile im Gegenwert von 30 000 Euro verkaufen. Allerdings schützen die neuen Regelungen die Offenen Immobilienfonds nicht vor Wertverlusten. Experte Nauhauser hält dennoch eine Investition für sinnvoll, „weil sie der Diversifikation dient“. Gleichzeitig warnt er: „Offene Immobilienfonds sind keine absolut sichere Anlage. Ihre Kurse schwanken und hängen vom Wert und der Vermietbarkeit der darin enthaltenen Immobilien ab. Außerdem ist es ratsam, das Geld auf mehrere Fonds zu verteilen.“ Vermögensverwalter Huber hält die Fonds für ein Auslaufmodell.

• Gold

Zwar hat der Goldpreis im zweiten Halbjahr 2012 leicht nachgegeben. Doch für 2013 zeigen sich Experten wie der Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg wieder optimistisch. Für dieses Jahr prognostizieren er und seine Kollegen bei der Bank: „Der Goldpreis dürfte im Jahr 2013 seinen mittlerweile seit zwölf Jahren andauernden Aufwärtstrend fortsetzen.“ Und weiter: „ Alles in allem gehen wir davon aus, dass der Goldpreis im kommenden Jahr die Marke von 2 000 USD je Feinunze erreichen und zumindest vorübergehend auch übertreffen wird.“ Die steigende Nachfrage in Asien sowie die bleibende Unsicherheit der amerikanischen und europäischen Anleger bewirken ein stetiges Anziehen des Goldpreises. Fünf bis zehn Prozent des Vermögens sollten in das gelbe Metall investiert sein. Auf welche Weise, muss jeder für sich entscheiden. Wer das gelbe Metall wirklich als persönliche Absicherung betrachtet, legt es sich am besten in Form von Münzen oder Barren in den heimischen Safe. Wem die Bestätigung des Kaufs auf Papier reicht, kauft Exchange Traded Commodities, kurz ETC. Hierbei handelt es sich um Fonds, die das Geld der Anteilseigner statt in Aktien zum Beispiel in physisches Gold investieren, das das Fondsmanagement an einem sicheren Ort hinterlegt. Der Anleger bekommt eine Bestätigung des Kaufs, Lagerprobleme hat er keine. Allerdings kann er im Notfall auch nicht über das Edelmetall verfügen.

Anleger, die darüber nachdenken, ihr Depot neu zu ordnen, sollten den Rat von Finanzexperte Huber berücksichtigen: „Man muss sich mit seiner Geldanlage wohlfühlen.“

Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@netcologne.de

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