Hand in Hand für Slumkinder
99,9 Prozent der Menschen in Slums putzen die Zähne nicht und kennen sich auch nicht mit gesunder Ernährung aus. Die Folgen sind bei jedem Lächeln zu sehen: fehlende oder gar keine Schneidezähne, schon bei Kindern und Jugendlichen. Die Organisation „Apotheker ohne Grenzen“ (AoG) hat Zahnbürsten, Zahnputzbecher, Plaquefärbetabletten und pädagogisches Material für die Schulungen zur Verfügung gestellt. Damit wollte sie gegen die massenhafte Abgabe von Amoxicillin und Paracetamol angehen. Lehrer berichteten prompt, dass die Kinder weniger häufig Zahnschmerzen hätten. Aber ein Zahnarzt fehlte immer noch im Team. In Buenos Aires gibt es an sich ausreichend Zahnmediziner. Sie arbeiten allerdings nicht in Elendsvierteln. Für ein geringes Gehalt in einem slum health center nur Zähne zu ziehen, ist wenig attraktiv.
Eine Arbeit mit Perspektive
2008 konnte das Zahnhygieneprogramm endlich professionell mit einer Zahnärztin angegangen werden. Für das health center wurde eine Zahnmedizinerin gesucht, die ein langfristiges Zahnhygieneprojekt in mehreren Kindergärten der Umgebung aufbauen sollte. Vom Gesundheitszentrum aus sollten Putztrainings und Zahnbehandlungen für Kinder der verschiedenen Horte und Kindergärten im Slum angeboten werden. Es gab nur eine einzige Bewerbung. Die Zahnärztin konnte es nicht glauben: Endlich traf sie eine Hilfsorganisation, die langfristig arbeiten wollte. Die ersten Monate finanzierte AoG, dann wurde die Gehaltszahlung von der Stadtverwaltung übernommen. Für die Zahnärztin ging ein Traum in Erfüllung, nicht nur kurativ, sondern endlich präventiv in den Slums arbeiten zu können. Fast 400 Kinder sind im Programm. 2012 kam die Unterstützung der deutschen Zahnärzte dazu. Die Stiftung HDZ finanzierte von da an die Prophylaxe-Arbeit der argentinischen Kollegin. Zum Ende dieses Jahres besucht ein HDZ-Kollege das health center, um zusammen mit der Kollegin vor Ort und AoG den Aufbau eines Multiplikatorenprogramms zu evaluieren.
Koordination läuft über Apotheker ohne Grenzen
Koordiniert wird die Arbeit im Gesundheitszentrum von der ärztlichen Direktorin, AoG-Mitglied Dr. Carina Vetye-Maler, die aus Argentinien stammt und sechs Monate im Jahr vor Ort ist. „In Slums benötigt man Gesundheitsteams. Die Probleme sind so groß, dass man zusammenarbeiten muss, einzeln kann jeder nur wenig erreichen. Als wir Apotheker hier starteten, fehlten die einfachsten Arzneimittel. Die Leute kamen nicht mehr: Was sollten sie mit der Diagnose und einem Rezept, wenn man ihnen das benötigte Medikament nicht gab und sie es nicht kaufen konnten?“ Die Pharmazeuten bauten erst einmal eine 12 m² große Apotheke inklusive Medikamentenlager in das öffentliche Gesundheitszentrum. Nun werden die Basisarzneimittel zuverlässig vorgehalten. Chronische Therapien können durchgeführt werden, ehrenamtliche argentinische Apotheker übernehmen das Monitoring. Damit wurde die Patientenbindung neu aufgebaut, die Menschen aus dem Viertel kommen wieder. Und: Das Gesundheitspersonal hat gelernt, im Team zu arbeiten: Kinderärztin, Frauenärztin und Allgemeinärztinnen senden ihre Patienten – auch Mütter mit Babys – zur Zahnärztin weiter, wenn sie dentale Probleme erkennen. Die Arbeit der Zahnmedizinerin in den Kindergärten wird von allen aktiv unterstützt: Ärztin, Apothekerin oder Krankenschwester, zwei oder drei Gesundheitsmitarbeiter sind immer dabei, wenn die Zahnärztin mit den Kleinsten arbeitet. Ein Erfolgsprojekt, das monetäre Unterstützung benötigt.
Dr. Klaus WinterVorsteher der Stiftung HDZPostfach 135137423 Bad Lauterberg
Spendenkonto:Stiftung Hilfswerk Deutscher ZahnärzteDeutsche Apotheker- und ÄrztebankKonto: 000 4444 000BLZ: 300 606 01„Zahnhygieneprogramm Argentinien“
Info
Apotheker ohne Grenzen
Die „Apotheker ohne Grenzen“ engagieren sich für Menschen, die auf die Unterstützung anderer angewiesen sind. Die Notfallhilfe der Apotheker ohne Grenzen reagiert auf akute Katastrophen wie Erdbeben oder Fluten. Langfristige Projekte zielen auf die Verbesserung der Strukturen in der Gesundheitsversorgung ab.