Affirmativ für den Berufsstand
Selbstredend: Die Bundestagswahl war auf dem Zahnärztetag Thema – natürlich nicht als Wahlwerbung, aber in klarer Positionierung zu den aktuellen politischen Themen, und deren mög liche Folgen für die Zahnmedizin. Genannt wurde nicht nur die Bürgerversicherung und die zugehörige Antwort der Zahnärzteschaft, doch besser das duale System zu reformieren. Ein ebenfalls für die Zahnmedizin folgenschweres Manko sei, so der BZÄK-Vizepräsident und Zahnärztekammerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns, Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, dass die Approbationsordnung für Zahnärzte seit in zwischen 59 Jahren keine Anpassung an die heutige Zahnmedizin erfahren habe.
Der Appell an die für den Reform-Verzug verantwortlichen Bundesländer: „Sie müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, die Qualität der Ausbildung und somit auch der zahnmedizinischen Versorgung sichern.“ Bleiben werde in der anstehenden Legislaturperiode auch die Aufgabe, „überbordende Bürokratie“ endlich abzubauen.
Klar positionierte sich Oesterreich für die deutsche Zahnärzteschaft in der Ablehnung jeglicher Korruption. Hier mache es aber keinen Sinn, Sonderlösungen für Ärzte und Zahnärzte zu schaffen. Besser wäre es, über die Landesgesetzgeber die berufliche Selbstverwaltung mit den nötigen Kompetenzen auszustatten, solche Verstöße konsequent zu ahnden.
Evolution statt Revolution
Mit Blick auf die Herausforderungen durch den demografischen Wandel forderte Oesterreich zu analytischem Weitblick und Nachhaltigkeit auf: „Schon in zehn bis fünfzehn Jahren ist der derzeitige Umfang der GKV-Leistungen nicht mehr finanzierbar. Hier muss man das System wetterfest machen, also in guten Zeiten Rücklagen schaffen.“ Doch der BZÄK-Vizepräsident mahnte auch zur Vorsicht: Das System sei reformbedürftig, aber nach wie vor weltweit führend. Nicht Revolution, sondern Evolution sei der richtige Weg.
Affirmativ für den Berufsstand waren auch die Aussagen von Prof. Dr. Reiner Biffar, dessen Aufgabe als Vorsitzender der M-V Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde nach zwei Wahlperioden mit diesem Zahnärztetag endete: „Wer auch immer am 22. September gewinnen wird, wir werden weiterhin gebraucht“, urteilte Biffar für den Berufsstand.
Ästhetik oder Kosmetik
Bestätigt wurde Biffar durch ein wissenschaftliches Programm, das über zwei Tage den Querschnitt durch Wissenschaft und Praxis im Feld der ästhetischen Zahnheilkunde zog: „Der Grat zwischen ärztlichem Ethos und dem Wunsch des Patienten ist tägliche Praxis.“
Wie komplex die Materie im praktischen Alltag werden kann, verdeutlichten die unter der wissenschaftlichen Leitung von PD Dr. Torsten Mundt (Universität Greifswald) präsentierten Vorträge und Diskussionen.
Das Spektrum startete mit der wissenschaftlichen Definition und Abgrenzung von Ästhetik und Kosmetik durch den Medizin-Ethiker Prof. Dominik Groß (Aachen) und lieferte Vorträge über den State of the Art der unterschiedlichen Möglichkeiten ästhetischer Zahnmedizin.