Augenblick, verweile doch
Der Hildegard-von-Bingen-Preis, der mit 10 000 Euro dotiert ist, soll laut LZK ein Lebenswerk oder eine große, umfassende publizistische Leistung auszeichnen. Für den Preis 2013 wurde der Berliner Journalist, Biograf, Literaturwissenschaftler, Historiker und Feuilletonist Gustav Seibt vom Kura- torium ausgewählt. Dem gehören neben dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten der LZK Rheinland-Pfalz auch die bisherigen Preisträger an, darunter der Entertainer Harald Schmidt und die Fernsehjournalisten Sandra Maischberger, die beide an der Preisverleihung am 14. September im Erbacher Hof in Mainz teilnahmen.
Goethe und Napoleon
„Augenblick, verweile doch, du bist so schön“, rief Prof. Gerhard Stadelmaier, Theaterkritiker der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dem Goethe-Experten und -Liebhaber Seibt bei der Preisübergabe in Anlehnung an den Dichterfürsten zu. Seibt sei ein Publizist, der mit seinen Texten in den Feuilletons der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der „Berliner Zeitung“, der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der „Süddeutschen Zeitung“ den Dialog zwischen Geschichtsschreibung und Literaturwissenschaft, Kritik und essayistischer Betrachtung ungewöhnlich inhalts- und themenreich führe, schreibt das Kuratorium in seiner Würdigung. Er sei einer der bedeutendsten Kulturjournalisten Deutschlands. Das Kuratorium hob auch die Leistungen von Seibt als Buchautor hervor und nannte die Titel „Goethe und Napoleon: Eine historische Begegnung“ oder „Deutsche Erhebungen: Das Klassische und das Kranke“. LZKPrä- sident Dr. Michael Rumpf lobte in seiner Rede zur Eröffnung der Verleihung: „Die Stimme des Kritikers Seibt erwächst aus der deutschen, ja europäischen Kulturtradition.“
Freud und Schiedel
In seiner Laudatio erinnerte der Kuratoriumsvorsitzende Helmut Ahrens an die zahlreichen Preise, die Seibt im Laufe seiner Karriere zuvor schon erhalten hat, darunter der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 1995, der Deutsche Sprachpreis 2011 und der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis 2012.
Ahrens weist darauf hin, dass Seibt keiner Familie mit journalistischer Tradition oder literaturwissenschaftlichen Neigungen entstammt. In der Familie wurde aber viel über Geschichte gesprochen, insbesondere über die Weimarer Republik und das Dritte Reich. „Von da an habe ich mich mit der Vergangenheit beschäftigt und ins Rückwärts gearbeitet“, zitierte Ahrens Seibts Umgang mit Geschichte.
Der Kuratoriumsvorsitzende lobte Seibts Rolle im deutschen Journalismus, nannte ihn „eine der wichtigsten Stimmen in den Feuilletons der großen deutschen Zeitungen, einen ebenso hochgebildeten wie intellektuell gewitzten Strategen im Literaturkampf“.