Krisenlösung auf hellenisch
Karlsruhe setzt Zeichen: Während weite Teile der Medien, der Politik und der Öffentlichkeit nur Griechenlands ökonomische Misere und die Rolle der dortigen Misswirtschaft thematisieren, lenkte Markaris den Blick auf die Geschichte und die Kultur des Landes. „Die Krise in Griechenland ist nicht zu meistern, wenn man dies nicht mit einbezieht“, so Markaris. Es bringe nichts, nur über den Euro zu reden, man müsse auch die menschlichen Eigenarten der Bewohner und deren kulturellen Hintergrund berücksichtigen.
Markaris ist in Istanbul aufgewachsen, hat in Österreich und in Deutschland studiert und lebt seit knapp fünfzig Jahren in Athen. Die griechische Hauptstadt ist Schauplatz vieler seiner Werke, auch seiner Kriminalromane um den Kommissar Kostas Charitos.
Bevor er mit dem Schreiben begann, studierte der Sohn eines armenischen Kaufmanns und einer griechischen Mutter Volkswirtschaft.
Dass Markaris ernsthaft an den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Folgen der griechischen Krise gelegen ist, stellte er in vielen Publikationen immer wieder unter Beweis. Erst im vergangenen Jahr beschäftigte er sich in seiner Veröffentlichung „Finstere Zeiten. Zur Krise in Griechenland“ ernsthaft mit den aktuellen Entwicklungen. Für viele seiner Leser ist er ein Chronist der dortigen aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen.
Seine Rede trug den Titel „Der Schriftsteller und die Städte“. Anhand seiner prägendsten Lebensstationen zeigte Markaris die kulturellen Besonderheiten der Region auf.
Die Kultur des Orients und die des Okzidents sowie deren Verschmelzung einerseits und deren Abgrenzung andererseits beschrieb er in Karlsruhe als „innere Verbindung“ seiner Biografie, die sich auch auf sein literarisches Werk ausgewirkt habe. Markaris, der Goethes Faust ins Griechische übersetzte, attestierte seinen Landsleuten einen expressiven Hang zur Kultur des Diskurses und zu den Schönheiten des Lebens, einen defensiven aber zu ökonomischen Fragen sowohl der eigenen als auch der Weltwirtschaft: „Die Griechen sind ein verrücktes Volk“, so Markaris: „Sie können nicht wirtschaften, lesen aber den Faust. Herr Schäuble wäre mit dem Gegenteil gewiss glücklicher gewesen.“
Vortrag und Fortbildung
Bereits seit 1983 findet der Karlsruher Vortrag statt, er ist gesellschaftlicher und kultureller Fixpunkt im Badischen. Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Publizistik reden zu wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen. Wie die Akademie betont, soll damit ein Zeichen gesetzt werden, dass sich Zahnärzte ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und gern ihren Beitrag für das Allgemeinwohl leisten.
Bei der Fortbildungseröffnung stellte der Leiter der Akademie, Prof. Dr. Winfried Walther, die berufliche Erfahrung als wesentlichen Gradmesser und Entscheidungsseismografen besonders heraus. Auch wenn technische, wissenschaftliche und industrielle Fortschritte Innovationen bewirkten, müssten sie immer wieder geprüft werden. „Wir sollten nicht zögern anzuwenden, was die zahnärztliche Versorgung verbessert. Alles glauben, was uns erzählt wird, müssen wir deswegen noch lange nicht“, so Walther. Dabei spiele die zahnärztliche Erfahrung, die die Grundlage für ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Zahnarzt und Patient bilde, eine wichtige Rolle. „Denn trotz steigendem Kostendruck und vielschichtiger Anforderungen im Praxisalltag darf es nicht zu Verunsicherungen kommen, was die Wahl der richtigen Therapie angeht“, so Walther.
Info
Mit Live-Implantation
Der Kongress stand unter dem Thema „Der schnelle Weg zum Ziel – Kann die zahnärztliche Therapie effektiver gestaltet werden?“ Die Referenten stellten die aktuellen Effizienzversprechen aus Wissenschaft und Forschung auf den Prüfstand. Damit wollte die Akademie den zahnärztlichen Blick schärfen für das, „was geht und was nicht geht“ in der täglichen Praxis. Um zu zeigen, was möglich ist, wurde erstmals im Rahmen der Konferenz eine Live-Implantation aus dem OP der Akademie ins Kongresshaus übertragen.