Von der Füllung bis zur MKG-Chirurgie
Der Zahnarzt Dr. Jürgen Meyer-Oswald aus Pulheim bei Köln hat nach einem ausgefüllten Berufsleben seine deutsche Zulassung zurückgegeben und stattdessen eine Zulassung als Zahnarzt im ostafrikanischen Tansania erhalten. Gerade ist er von seinem 13. Einsatz in Tansania zurückgekehrt. In einem Team von „Interplast – Verein für plastische Chirurgie in Entwicklungsländern Afrikas und Asiens“ übernimmt Meyer-Oswald bereits seit Jahren den zahnärztlichen und oft auch den chirurgischen Part im Rahmen der Sektion Siebengebirge dieser seit dreißig Jahren tätigen Hilfsorganisation.
Der gemeinnützige Verein hat sich die Aufgabe gestellt, Patienten mit Gesichtsfehlbildungen, Hautverletzungen, Gaumen- und Handfehlbildungen sowie Unfällen im Fachgebiet plastische Chirurgie operativ zu behandeln. Im Laufe der Zeit hat man die Arbeit – der Not gehorchend – auf weitere Bereiche wie Zahnbehandlung, Augenkrankheiten und Gynäkologie ausgeweitet. „Füllungen, Extraktionen, Osteotomien und Zahnreinigungen sind die häufigsten Behandlungen“, erzählt Meyer-Oswald. „Beim Zahnsteinentfernen komme ich mir manchmal wie ein Archäologe vor. Ein beklagtes Loch entpuppt sich häufig als Krater, meist bleibt nur die Zange.“ Wenn kein Kieferchirug im Team dabei ist, wird er auch bei Kieferbrüchen, Halszysten und anderen MKG-Eingriffen geholt. Er operiert auch selbst.
Alle Arbeit ehrenamtlich
Die Interplast-Teams bestehen aus erfahrenen Chirurgen, Anästhesisten, OP-Schwestern und anderen freiwilligen Helfern, die ihren Urlaub zur Verfügung stellen und unentgeltlich arbeiten. Für die Reise- und Unterhaltskosten wie auch für alles nötige Material und Gerät werden Spenden benötigt. Vor Ort sind die Teams sehr auf einheimische Krankenhäuser und Mitarbeiter angewiesen.
Mit zunehmendem Erfolg werden diese auch für die Behandlungsmaßnahmen motiviert und angelernt. Ein Einsatz dauert meist zwei Wochen und kostet Interplast jeweils 10 000 bis 15 000 Euro.
Über 70 Einsätze waren es im Jahr 2012, dabei wurden fast 5 000 Patienten versorgt. Die Zahl der Operationen war noch wesentlich höher. Viele Patienten hatten sehr komplexe Verletzungen, die mehrfacher Rekonstruktionen bedurften. Meyer-Oswald und Dr. Michael Schidelko sind dabei ein unverzichtbarer Teil der Einsätze der Sektion Siebengebirge, sagt der Chirurg Schidelko selbst, seineszeichens stellvertretender Vorsitzender der Bundesorganisation. Der Pulheimer Zahnarzt hat sich im tansanischen Puma inzwischen eine eigene kleine Praxis aufgebaut, primär durch Sachspenden seiner rheinländischen Kollegen.
Die Arbeit der Siebengebirgler beruht auf der langjährigen, kontinuierlichen Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus der „Mothers und Missionaries of the Holy Cross“ Puma in der Trockensavanne Tansanias. Sie sind stolz auf ihre nachhaltige Arbeit und auf die guten Beziehungen zur Bevölkerung. Seit einiger Zeit werden die Leistungen nicht mehr kostenlos erbracht, denn„was nichts kostet, taugt auch nichts“, zitiert Meyer- Oswald das Verständnis von Qualität der Menschen vor Ort. Zahnziehen mit Betäubung kostet aktuell zwei Euro, eine Füllung wird für drei Euro gelegt. Wer wirklich nicht zahlen kann, bekommt es billiger oder gar kostenlos. Meist zahlt der Familienverband nachträglich die „Ehrenschuld“.
Und es geht voran in Puma. Ein neuer Generator sorgt endlich für regelmäßigen Strom und eine Außenstelle hat sogar schon eine Solaranlage. Das nächste Projekt ist eine Müllverbrennungsanlage, damit künftig die Klinikabfälle nicht mehr vor sich hin schwelen. Dafür allerdings braucht man wieder Spenden. Meyer-Oswald bleibt mit seiner neuen Zulassung weiter für die bedürftigen Afrikaner im Einsatz, als Zahnarzt und als Werber für Interplast.
Hartmut FrielJägerhofstr. 17242119 Wuppertal
Spendenkonto:Interplast e.V.Commerzbank Bad HonnefKonto-Nr.: 2777779BLZ: 38040007