FVDZ Presseforum 2014

Umgang mit digitalen Patientendaten

Für die zahnärztliche Selbstverwaltung hat der Schutz der Patientendaten oberste Priorität. Andere Akteure interessiert das wenig. Das hat die Vergangenheit gezeigt. Wo die Baustellen beim Patientendatenschutz liegen diskutierten Vertreter von Kassen, aus Medizin und IT-Sicherheit sowie für die KZBV Dr. Günther E. Buchholz auf dem Presseforum vom FVDZ.

Freiheitlich-demokratische Staaten überwachen die breite Bevölkerung auf eine Art, gegen die sich Orwells „1984“ wie ein Kinderbuch liest, skandiert der Diplom- Informatiker Thomas Maus in seinem Redner-Statement zum FVDZ-Presseforum 2014. Beispiele wie der NSA-Skandal dürften dabei nur die Spitze eines Eisbergs sein. Fest stehe für ihn: Die Cyber-Angriffstechnologien, das Know-how und die Datenbestände könnten faktisch nicht vor dem Zugriff krimineller Organisationen geschützt werden.

Mehr Datensammelstellen

„Für unseren Berufsstand steht die vertrauensvolle Zahnarzt-Patienten-Beziehung an erster Stelle. Der Schutz der Patientendaten hat deshalb Vorrang vor Effizienzsteigerungen mit zweifelhaftem Nutzen“, hielt die FVDZ-Vorsitzende Kerstin Blaschke in ihrem Eingangsstatement fest. Die Menge der im Gesundheitswesen gespeicherten Daten sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen, fügte Blaschke hinzu. Dabei hätten sich auch die Präferenzen verschoben. Der Schutz individueller Daten gerate gegenüber den Bedürfnissen der „Datensammelstellen“ und den Begehrlichkeiten der Interessengruppen am Gesundheitsmarkt zunehmend in den Hintergrund.

Für den FVDZ seien Patientendaten jedoch „heilig“. Schließlich handele es sich beim Arzt-Patienten-Verhältnis zunächst um eine „Zweierbeziehung“. Erst dann, wenn der Patient es wünsche, könnten Dritte mit eingebunden werden. Datenschutz sei aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Prof. Paul Unschuld, Direktor des Horst-Görtz-Stiftungsinstituts der Berliner Charité, sprach von einer neuen Wertigkeit der Patientendaten. Die Ursachen dafür verortete er im Wandel des Gesundheitswesens „von einem politischen Fürsorgeinstrument zu einer Gesundheitswirtschaft, in der Kranksein in mancher Hinsicht als volkswirtschaftlich wertvoller angesehen wird als die Gesundheit“. Aus dem einstigen Gesundheitswesen sei eine industrielle Gesundheitswirtschaft hervorgegangen. Hier sei ein Markt entstanden und unternehmerisches Denken gefragt. Damit einher gehe auch das wachsende Interesse an den intimen Daten der Patienten, die sich nicht nur ökonomisch-kommerziell nutzen ließen, sondern möglicherweise auch politisch und weltanschaulich relevant seien.

KZBV gegen Sammeln von Patientenklardaten

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Günther E. Buchholz, sagte skeptisch: „Das zentrale Sammeln von Klardaten ist problematisch, weil solche Daten auch immer Begehrlichkeiten wecken.“ Bei zentralen Datensammlungen sei die Sammlung von Klardaten daher abzulehnen. Zugleich dürfe aber auch keiner die Augen davor verschließen, dass sich die Welt geändert hat. Die Möglichkeiten, Daten zu erzeugen, würden immer größer. Buchholz: „Wir sagen ja zum Umgang mit modernen Medien und zur Digitalisierung. Zentrale Datensammlungen sind aber dort zu vermeiden, wo sie für die Arbeit der Körperschaften nicht unbedingt notwendig sind.“ Ein angemessener Sicherheitsstandard sei sowohl bei der Datenhaltung in den Zahnarztpraxen und den Körperschaften, als auch beim Datenverkehr stets einzuhalten, so Buchholz.

Die Krankenkassen vertrat Karsten Knöppler vom AOK-Bundesverband. Er tritt für einen gezielten Austausch der Patientendaten von Arzt zu Arzt ein und unterstrich die Vorteile für die Patienten. Gerade bei multimorbiden Patienten in einer interdisziplinären Behandlung sei es mit Blick auf eine erfolgreiche Therapie von Vorteil, wenn deren Daten nach außen geschützt allen beteiligten Medizinern zugänglich seien. Ein weiterer positiver Effekt sei die sektorenübergreifende Qualitätssicherung. Die Anfälligkeit und Missbrauchsgefahr großer Datenmengen räumte jedoch auch Knöppler ein. Nach seiner Kenntnis verkaufen bis zu drei Institute bundesweit Patientendaten.

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