Im Team nach Sambia
Die zahnmedizinische Versorgung der sambischen Bevölkerung ist sehr schlecht. 13,5 Millionen der 15 Millionen Einwohner Sambias leben verteilt auf einer Fläche, die dreimal so groß wie Deutschland ist. Man kann sich kaum vorstellen, welche Strecken vor Ort zurückgelegt werden müssen, um generelle medizinische Hilfe zu beziehen.
Der Einsatz für „Zahnärzte ohne Grenzen“, wurde im Siavongadistrikt, im Südosten des Landes an der Grenze zu Simbabwe geleistet. Aufgrund der Weite des Landes ist die Arbeit nicht standortfixiert organisiert. Ein wichtiger Bestandteil besteht aus Einsätzen im „Outreach“. Mit einer mobilen Einheit, die nur aus einer Pritschenliege, vielen Hebeln und Zangen besteht, fährt das Team durch die afrikanische Steppe, zu weit abgelegenen Dörfern. Deren Einwohner sind meist nicht in Lage zum oftmals 40 bis 50 Kilometer entfernten District Hospital in Siavonga zu gelangen.
Nichts als Extraktionen
Die von der Organisation „Zahnärzte ohne Grenzen“ unter anderem erwünschte und geplante Versorgung in Form von Wurzel- beziehungsweise Füllungstherapien beschränkte sich in diesem Fall auch in den Hospitälern sehr schnell auf den Bereich der Extraktionen. Großer Patientenandrang und nur bedingt funktionstüchtige Behandlungseinheiten ließen einem nur wenig Spielraum bei der Entscheidungsfindung zwischen Extraktion – also schneller Schmerzfreiheit – oder zeitaufwendiger Füllungstherapie.
Das Siavonga District Hospital ist nicht nur der zentrale Anlaufpunkt für die zahnmedizinische Betreuung im Siavonga District, sondern gilt zudem als die für sambische Verhältnisse modernste zahnmedizinische Einrichtung im ganzen Land.
In Siavonga arbeiten vier „Dental Therapists“. Es handelt sich um zahnmedizinisches Fachpersonal, das eine drei jährige Hochschulausbildung genossen hat. Sie sind gleichzeitig Zahnarzt, Zahnarzthelfer und Zahntechniker. Die Dental Therapists, die sich bei Outreach-Einsätzen auch auf Extraktionen konzentrieren, müssen vor Ort ohne Hilfspersonal auskommen.
Das Team von „Zahnärzte ohne Grenzen“ das sich vor Ort immer selbst organisieren und strukturieren muss, wird bei jedem Einsatz von einem Dental Therapist unterstützt, um bei der Vielfältigkeit der Sprachen eine Verständigung zu ermöglichen. Es gibt zwar Stationen zur zahnärztlichen Behandlung. Da sich aber die Ausstattung ausschließlich über Spenden finanziert, sind dem Behandlungsspielraum maschinell wie auch instrumentell Grenzen gesetzt. Improvisation ist äußerst gefragt.
Wer Outreach-Einsätze in Afrika fährt, muss sich über eines im Klaren sein: Es gibt keine Behandlungseinheiten, keine Beleuchtung (außer der Stirnlampe), keine Absaugung, keine Sterilisation, wenig Platz, sehr viele Patienten, viele ansteckende Krankheiten (HIV, Hepatitis, Malaria) und Farbige, die vielleicht zum ersten Mal von weißen Menschen behandelt werden. Spenden sind momentan der Weg zum Ziel und werden primär über Teilnehmer des Projekts beschafft und transferiert. Die Mithilfe der Organisation erstreckt sich lediglich auf die „Verteilung“ der Zahnärzte und freiwilligen Helfer und auf die jeweiligen Einsatzorte.
Chronischer Mangel
Vor Ort besteht ein chronischer Mangel. Eigentlich an allem, ganz besonders aber an Anästhetika. Da man hauptsächlich mit Extraktionen beschäftigt ist, sollte man es in Erwägung ziehen, feine Hebel aus Deutschland mitzubringen, die einem die Arbeit enorm erleichtern.
Alle Kosten wie Flug, Unterkunft und Verpflegung werden in vollem Umfang von den Teilnehmern getragen, selbst die Fahrten von der Unterkunft zu den täglichen Einsatzorten werden nicht von der Stiftung übernommen und eine zusätzliche Spende von 400 Euro pro Person wird von jedem Teilnehmer erwartet.
Man sollte die Farben, Gerüche und Erlebnisse verinnerlichen und die Hilfe für jeden individuell wertschätzen, dann wird der Einsatz in Sambia zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Volkhard KönigSophienblatt 4624114 Kielvolkhard.koenig@web.de
Dr. Johannes VossJohannes_voss@web.de