Wenn Kinderzähne sprechen könnten
Die Assoziationen, die das diesjährige Motto „Gesund beginnt im Mund – ein Herz für Zähne!“ zum Tag der Zahngesundheit am 25. September 2014 hervorruft, sind durchaus gewollt: Wer bei dem Slogan an „Kinder“ denkt, ist aus Sicht der Veranstalter auf der richtigen Spur. Der Begriff „Fürsorge“ ist im positiven Wortsinn das aktuelle Kernthema. Denn insbesondere Eltern besitzen Verantwortung für das Wohl ihrer Kinder, da Gesundheit, auch die Zahn- und Mundgesundheit, nicht ohne Unterstützung zu erreichen ist. Bekanntlich gibt es aber in diesem Land viele Kinder, für deren Wohl durch das Elternhaus nicht in außreichendem Maß gesorgt wird. Auf die Vielzahl besonders krasser Fälle von Kindeswohlvernachlässigung beziehungsweise Missbrauch machen die Berliner Rechtsmediziner Saskia Guddat und Michael Tsokos mit ihrem im Frühjahr 2014 erschienen und medial viel beachteten Buch „Deutschland misshandelt seine Kinder“ aufmerksam (siehe auch Rezensionen, zm 9/2014).
Klar ist: Kinder brauchen in den ersten Lebensjahren sehr viel Zuwendung. Sie brauchen verantwortungsvolle und informierte Eltern, die auf die Gesundheit ihrer Kinder achten, auch auf die Gesundheit der Milch- und später der bleibenden Zähne.
Bei der zentralen Pressekonferenz im Vorfeld des Tages der Zahngesundheit wird es deshalb auch um die Auswirkungen von Vernachlässigung auf die (Mund-) Gesundheit von Kindern gehen. Was passiert, wenn Kinder sich selbst überlassen bleiben – wenn Eltern beispielsweise meinen, um Milchzähne müsse man sich nicht kümmern oder dass das Kita-Kind doch schon sehr gut selbst seine Zähne putzen könne? Neben dem Unwissen ist es oft auch Überforderung, die Eltern davon abhält, sich um ihre Kinder auch im gesundheitlichen Sinn zu sorgen und sie entsprechend zu betreuen.
Kinderzähne spiegeln die Zuwendung der Eltern
Die Kariesrate bei Familien mit schwierigem sozialem und wirtschaftlichem Hintergrund ist deutlich höher als diejenige in „Durchschnittsfamilien“. Manchmal lässt sich an Kinderzähnen gar der Mangel an Zuwendung ablesen.
„Ein Herz für Zähne!“ will nicht nur auf die Lage vernachlässigter Kinder aufmerksam machen, sondern auch aufzeigen, welche Unterstützungs-Netzwerke es für Eltern heute bereits gibt. So arbeiten Zahnärzte, Kinderärzte, Krankenkassen, Hebammen und Familienhilfen immer enger zusammen, um die Eltern dabei zu unterstützen, ihrer Verantwortung besser nachkommen zu können. Das beweist nicht zuletzt das von BZÄK, KZBV, Kinderärzten und Hebammen gemeinam erarbeitete Konzept „Frühkindliche Karies vermeiden“.
Das Motto bietet aber auch die Chance, auf weitere Assoziationen rund um das Thema Zahn- und Mundgesundheit einzugehen: „Ein Herz für Zähne!“ lasse sich ganz allgemein auf die Zahn- und Mundgesundheit übertragen, beispielsweise auf Prophylaxe und Zahnerhalt, auf Betreuungskonzepte für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung oder auch auf den Zusammenhang zwischen Mund- und Allgemeingesundheit, erklären die Veranstalter.
Die Vollversammlung zum Tag der Zahngesundheit lädt alle Beteiligten herzlich ein, die inzwischen erfreulich hohe Bekanntheit des Tages der Zahngesundheit für Informations- und Aktionsveranstaltungen zu nutzen, um so die Mundgesundheit in Deutschland noch weiter zu fördern.
Zur Genese: Im Herbst 1990 bekam eine Idee konkrete Züge: Es sollte ein Anlass geschaffen werden, der einmal im Jahr bundesweit die Mundgesundheit ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellt. 25 Organisationen aus Zahnärzteschaft und Krankenkassen gründeten in diesem Jahr den „Aktionskreis Tag der Zahngesundheit“, der die Maßnahmen und Aktionen koordinierte und 1991 eine erste gemeinsame Aktion durchführte. Der 25. September wurde als „Tag der Zahngesundheit“ festgelegt. Der traditionelle Slogan „Gesund beginnt im Mund“ wird alljährlich durch ein aktuelles Motto ergänzt.
2013 machte das Zähneputzen Schule
Im vergangenen Jahr richtete der Tag der Zahngesundheit unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund – Zähneputzen macht Schule“ den Fokus auf diese Kleinst- und Kleinkinder und die Frage, mit welchem Zahnzustand diese Kinder in ihre Schulzeit starten. Dabei wurden Konzepte im Bereich der Mundgesundheitsförderung vorgestellt, die bereits „Schule machen“ oder in Zukunft „noch mehr Schule machen“ werden. Gezeigt wurde, welche wichtige und erfolgreiche Rolle die Gruppenprophylaxe spielt – und warum diese in der Schulzeit fortgeführt werden muss. Dass es hier hinderliche Rahmenbedingungen gibt, aber auch Schulen, die diese gemeistert haben, rundete die Thematik 2013 ab. Das Motto „Zähneputzen macht Schule“ eignete sich nicht nur für Aktionen rund um das Zähneputzen in der Schule, sondern im übertragenen Sinn („Schule machen“) auch für vorbildliche Prophylaxekonzepte für alle Altersklassen und Patientengruppen und damit für ganz unterschiedliche Aktionen zum Tag der Zahngesundheit.