Damit die Träume nicht platzen
Im Ergebnis frustrierend – mit diesen wenigen Worten lassen sich die Versuche von Zahnarzt Günther L. aus Düsseldorf beschreiben, seine finanziellen Verhältnisse in einem für ihn wichtigen Punkt zu ordnen. Es geht um seine finanzielle Altersabsicherung (neben der zahnärztlichen Versorgungskasse), die zum geplanten Abschied vom Berufsleben in rund zehn Jahren in den sprichwörtlich „trockenen Tüchern“ sein muss. Nachdem dieser Termin für L. feststand, versuchte er zunächst, die zur Klärung seiner finanziellen Lage erforderliche Bestandsaufnahme selbst durchzuführen.
Wenig Sorgfalt
Dies erwies sich jedoch als äußerst schwierig, da sich L. – vor allem durch seine hohe Arbeitsbelastung bedingt – so gut wie nie mit seinen privaten Finanzen auseinandergesetzt hatte. So wurden beispielsweise jeweils aktuelle Informationen über die finanzielle Entwicklung („Standmitteilungen“) seiner Lebensversicherungen ebenso ungeprüft abgeheftet, wie die wichtigen Belege über die Wertentwicklungen seiner Versorgungskasse oder die regelmäßig ihm zugesandten Depotauszüge seiner Bank über sein Wertpapiervermögen.
Die zu einer verlässlichen Planung ebenfalls benötigten Darlehensstände zur Finanzierung seines mit der Familie bewohnten Einfamilienhauses und der vermieteten Eigentumswohnung konnte er zwar relativ schnell ermitteln. Eine auch nur grobe Vorstellung, ob und in welcher Höhe diese Kredite ihn im Rentenalter finanziell noch belasten werden, besteht jedoch nach wie vor nicht. Das gilt auch für die damalige Finanzierung diverser kleinerer unternehmerischer Beteiligungen, von denen L. eigentlich nur weiß, dass sie ihm während der vergangenen Jahre regelmäßig relativ stabile Erträge brachten.
Nach dem wenig erfolgreichen Versuch, diese Dinge selbst zu ordnen, zog L. vor einigen Monaten die Notbremse und bat den Anlageberater seiner Hausbank um Hilfe. Zu Beginn seiner Bemühungen zeigte dieser auch noch großes Engagement, das in der Folge aber kontinuierlich nachließ. So wurden die Zeiträume, in denen bankseitig jeweils Zwischeninformationen erfolgen sollten, immer größer. Der aktuelle Stand ist nun eher ernüchternd, da L. mittlerweile mehr als zwei Monate nichts mehr von seinem Gesprächspartner gehört hat und sich jetzt endlich selbst ernsthaft mit seinem Problem auseinandersetzt.
Kritische Analyse
Dabei ist L. deutlich geworden, dass die Bank seinen hohen Erwartungen vor allem durch sein eigenes Verhalten nicht gerecht werden konnte. So erhielt der Bankmitarbeiter von L. in mehr oder weniger unregelmäßigen Abständen gerade einmal nur jene Unterlagen, die er jeweils anforderte. Eine Eigeninitiative war, das räumt L. jetzt durchaus selbstkritisch ein, kaum erkennbar. Während des gesamten Bearbeitungszeitraums von mittlerweile fast einem halben Jahr fand auf ausdrücklichen Wunsch von L. nicht ein einziges ausführliches Gespräch weder im Bankgebäude noch im Betrieb statt. Kontakte gab es fast ausschließlich per Telefon, wenn sie denn aufgrund der erwähnten Arbeitsbelastung von L. überhaupt zustande kamen. Vor diesem Hintergrund erschien es also nur logisch, dass die Motivation des Bankmitarbeiters ab einem bestimmten Punkt nachgelassen hatte.
Interessant ist bei der Betrachtung dieses Zusammenhangs, dass eine derartige Nachlässigkeit nicht im Geringsten zu L. passt. In seiner Tätigkeit als Zahnarzt gilt er nicht nur als sehr sorgfältig, sondern auch als äußerst zielbewusst und ergebnisorientiert.
L. hat sich nun entschieden, den Gesprächsfaden zu seiner Bank erst wieder aufzunehmen und sie um konkrete Handlungsalternativen zu bitten, wenn er selbst seine finanziellen Hausaufgaben erledigt hat. Dazu gehören neben der Bestandsaufnahme seiner Vermögenssituation auch eine klare Formulierung der angestrebten Höhe seiner späteren Altersbezüge sowie die ebenso klare Gliederung von strategischen Schritten, um dieses Ziel in zehn Jahren auch tatsächlich zu erreichen. L. ist nun klar, dass er hier nur erfolgreich sein kann, wenn er neben seiner Bank auch den ihn bereits seit vielen Jahren begleitenden Steuerberater einbindet.
Ballast abwerfen
Darüber hinaus ist für L. wichtig, sich von möglicherweise überflüssigem finanziellem Ballast wie beispielsweise der vermieteten Eigentumswohnung oder den Unternehmensbeteiligungen zu trennen, wenn zu erwarten ist, dass sie seinen Renditeerwartungen zukünftig nicht mehr entsprechen.
L. weiß, dass noch eine Menge Arbeit auf ihn wartet, wie der folgende Sachverhalt zeigt: Aufgrund der Berechnung seiner Bank wird er, wenn er nichts unternimmt, in zehn Jahren noch mit Darlehensschulden von rund 50 000 Euro rechnen müssen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass er die Kreditrückzahlungen vor Jahren durch eine vorübergehende Aussetzung seiner Tilgungsraten unterbrechen musste, da seine damalige Liquiditätslage dies erforderlich machte. Diesen Zahlungsausfall, den L. offensichtlich unterschätzte, hat er bis heute nicht kompensiert.
Michael VetterFachjournalist für Finanzenvetter-finanz@t-online.de