50 Jahre ERO

Konsens auf breiter Basis

Die ERO, Regionalorganisation des Weltzahnärzteverbands FDI, feierte am 11. und 12. April in Paris ihr 50-jähriges Jubiläum. Dass internationale Arbeit breit aufgestellt sein muss und dass trotz unterschiedlicher Voraussetzungen in den Mitgliedsländern zielgerichtete Ergebnisse im Sinne des Berufsstands erzielt werden, zeigt ein Blick in die Geschichte der Organisation. Die deutsche zahnärztliche Delegation hat sich dort immer schon stark engagiert.

Die heutige ERO besteht aus Vertretern zahnärztlicher Verbände der EU-Mitgliedstaaten sowie weiteren Staaten Mittel- und Osteuropas. Insgesamt 37 der 53 europäischen Länder (im weitesten Sinn gemäß der Europäischen Region der WHO) sind dort präsent. Bereits ab 1955 entstanden erste Bestrebungen innerhalb der FDI, europäische Belange im Weltzahnärzteverband stärker zu vertreten und organisatorisch zu bündeln. Mit der Errichtung eines ständigen Sekretariats am Sitz des Bundesverbands der Deutschen Zahnärzte (heute Bundeszahnärztekammer) in Köln war die deutsche Seite von Anfang an stark involviert.

Die eigentliche Gründung der ERO datiert ins Jahr 1964 (ein festes Gründungsdatum gibt es nicht), als die FDI-Generalversammlung beschloss, eine europäische Organisation zu gründen. Diese „Europäische Regional Organisation der FDI (ERO)“ nahm im Januar 1965 offiziell ihre Arbeit auf. Sie war die erste regionale Vertretung in der FDI und diente als Modell für weitere Vertretungen in Lateinamerika, in der Asien-Pazifik-Region und später auch in Afrika und Nordamerika. Die Geschicke der ERO wurden weiterhin im Sekretariat in Köln gebündelt.

Auf EU-Ebene entstand der Council of European Dentists (CED), der die zahnärztlichen Verbände der EU-Mitgliedstaaten in den europäischen Gremien politisch vertritt. Im Gegensatz dazu verstand sich die ERO als Non-Profit-Organisation stets als fachliche und thematische Austauschplattform zu zahnärztlichen Belangen und Fragen der Praxisführung, sie deckt Europa geografisch breiter ab.

Neu aufgestellt

Nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs mit den darauf folgenden politischen Umbrüchen in Europa gab es auch in der ERO neue Impulse. Die neuen ERO-Mitgliedstaaten, vor allem die ehemaligen kommunistischen Satellitenstaaten, brauchten Hilfe beim Aufbau ihrer zahnärztlichen Versorgungssysteme, ihrer Organisationsstrukturen, der Aufstellung ihrer Aus- und Fortbildungscurricula und ihrer Prüfungsordnungen. Die ERO stellte entsprechende Fachleute zur Verfügung, sorgte für Partnerschaften aus Westeuropa und organisierte weitere Kooperationsmöglichkeiten.

1998 erfolgte eine Änderung der Verbandsstruktur hin zu mehr Effektivität. Seitdem gibt es neue Statuten in Anlehnung an die der FDI. Statt drei Personen im Vorstand leitet nun ein fünfköpfiger Vorstand – Präsident, President elect, Generalsekretär und zwei weitere Vorstandsmitglieder – die Geschicke des Verbands. Finanziert wird die ERO über die Beiträge ihrer Mitgliederverbände. Seit Dezember 2010 befindet sich der Hauptsitz in der Zentrale der FDI im schweizerischen Genf. Das ERO-Sekretariat ist seit 2004 in Bern im Haus der Schweizer Zahnärztegesellschaft SSO angesiedelt.

Resolutionen und Stellungnahmen zu bestimmten, die Berufsausübung betreffenden Themenbereichen werden erarbeitet und zur Abstimmung für Vorstand und Plenum vorbereitet. Das dient der gemeinsamen Standortbestimmung auch bei kritischen und kontrovers diskutierten Themen. Dazu sind derzeit sieben Arbeitsgruppen aktiv:

• Prävention

• Verhältnis zwischen praktizierenden Zahnärzten und Universitäten

• Freie zahnärztliche Berufsausübung in Europa

• Integration

• Praxisteam

• Fortbildung

• Qualität

Die Papiere, die hier entstehen, dienen den nationalen Verbänden als Hintergrund und Hilfestellung bei Verhandlungen mit Gesundheitsbehörden und Regierungsvertretern.

„Es ist nicht immer einfach, Interessen und Belange aus ganz verschiedenen Nationen zu orten und zu bündeln“, erläutert Dr. Michael Frank, Vorstandsmitglied der BZÄK und seit 2013 Schatzmeister im Vorstand der ERO. „Internationale Konsensarbeit liegt auf vielen verschiedenen Schultern.“ Erfreulich sei aber, dass trotz ganz unterschiedlicher Voraussetzungen in den verschiedenen Mitgliedstaaten ergebnisorientiert diskutiert werde – mit entsprechend konsentiertem Output. Über die Jahre sei festzustellen, dass die ERO in ihrer Arbeit politischer geworden sei. Vor allem die deutsche Delegation habe sich seit Anbeginn immer sehr stark engagiert. Frank: „Wir verstehen uns als Unterstützer bei fachlichen und politischen Fragestellungen. Gleichzeitig ist es uns ein Anliegen, dass der Berufsstand auch auf europäischer Ebene Wege findet, um in wichtigen Belangen gegenüber der Politik mit einer Stimme zu sprechen. Hier bringen wir unsere Expertise gerne ein.“

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