Mitarbeiterfortbildung zwischen Tradition und Fortschritt
Drei Jubiläen und Gründe genug, einmal innezuhalten, um in die Vergangenheit und in die Zukunft zu blicken: Prof. Dr. Johannes Einwag führte gemeinsam mit Dr. Konrad Bühler und DH Angelika Kohler-Schatz durchs Programm im Forum Ludwigsburg.
Neben den Auszubildenden spielen vor allem die Visionäre und Vordenker hinter den Kulissen eine große Rolle bei der Entstehung der Aufstiegsfortbildung und des Berufsbildes Dentalhygieniker. Einen großen Anteil trug zum Beispiel der mittlerweile verstorbene Dr. Klaus-Peter Rieger dazu bei. „Er war es, der die Aufstiegsfortbildung damals ganz entscheidend und auch schnell vorangetrieben hat“, erinnerte sich Einwag. Er würdigte ebenfalls die Verdienste seines verstorbenen Vorgängers, Direktor Dr. Dieter Schatz. Zudem dankte er den Kollegen sowie den Vorsitzenden des Verwaltungsrats, ohne die eine erfolgreiche Etablierung des ZFZ nicht möglich gewesen wäre.
Der Nachfolger von Rieger, Dr. Bernd Stoll, referierte in seinem Vortrag zur Zukunft der neuen Musterfortbildungsordnungen der BZÄK. Er betonte, die ganze Palette an Kursen werde bis heute ausschließlich in Baden-Württemberg angeboten. Stoll sagte: „Hier haben inzwischen über 45 000 Zahnmedizinische Fachangestellte eine Fortbildung der verschiedenen Kursteile der Basis-Fortbildung durchlaufen und mehr als 2 500 Teilnehmer eine Aufstiegsfortbildung zur ZMP, ZMF, DH oder ZMV absolviert.“ Da derzeit eine Novellierung der Musterfortbildungs- und Prüfungsordnung anstehe, werde sich die LZK BW dafür einsetzen, gemeinsam mit anderen Bundesländern einen Konsens zu finden.
Für einen breiten Konsens im Sinne einer europäischen Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen sprach sich Dr. Sebastian Ziller, Leiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung der Bundeszahnärztekammer, aus. In seinem Vortrag stellt er den DQR und den EQR – die Qualifikationsrahmen für Deutschland und Europa – vor. Der seit 2014 in Deutschland angewandte Qualifikationsrahmen enthalte acht Stufen, so Ziller. Die auf der dualen ZFA-Ausbildung aufbauenden Fortbildungsabschlüsse sollen künftig auf Niveau fünf, die kammerfortgebildete DH auf Niveau sechs verortet werden – dort, wo auch der Bachelor-Abschluss eingeordnet ist. Zillers Fazit: „Wichtig ist, was jemand kann und nicht, wo er oder sie das gelernt hat. Die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung muss erhöht, die duale Ausbildung im internationalen Vergleich gestärkt werden.“
DH Silvia Fresmann, 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker (DGDH) knüpfte hier an. Die kammerfortgebildete DH müsse sich keineswegs hinter der künftigen Bachelor-DH verstecken, sie stelle sich eher umgekehrt die Frage: „Inwiefern kann sich die Bachelor-DH überhaupt mit den kammerforgebildeten DHs messen?“ Dass zwei Arten einen Beruf zu erlernen, mehr als wenig sind, berichtete Maria Perno Goldie (USA), Mitglied der International Federation of Dental Hygienists. So bestünden in den USA beispielsweise 335 verschiedene Ausbildungsprogramme zur DH. In anderen Ländern wiederum gebe es dagegen gar keine.
Dr. Martin Frädrich, Geschäftsführer Abteilung Beruf und Qualifikation der IHK Stuttgart, beleuchtete das Thema Weiterbildung von der statistischen Seite: „Zwischen 2014 und 2030 werden der hiesigen Wirtschaft ungefähr 200 000 qualifizierte Arbeitsplätze fehlen – und zwar vor allem im nicht-akademischen Bereich. Ein Großteil dieses Defizits kann aufgefangen werden, wenn es gelingt, mehr Menschen beruflich weiterzubilden.“ Mehr denn je spreche dies für das Aufstiegsfortbildungsmodell im zahnmedizinischen Bereich, so Frädrich.
Kristina RehderAbteilung ÖffentlichkeitsarbeitLZK Baden-WürttembergAlbstadtweg 970567 Stuttgart