Bezahlen im Netz
Gestresste Zahnärzte und berufstätige Mütter genauso wie heranwachsende Teenager wissen es zu schätzen, wenn sie gemütlich mit dem Laptop vom Sofa aus auf Shopping-Tour gehen können. Man wählt in Ruhe aus und bekommt die Dinge ins Haus geliefert. Überfüllte Innenstädte und genervte Verkäufer bleiben einem erspart. Der Online-Einkauf wächst seit Jahren ungebremst. Allein für 2015 prognostiziert das Statistik-Portal Statista einen E-Commerce-Umsatz in Deutschland von 42 Milliarden Euro.
Bezahlt wird auf verschiedene Arten: auf Rechnung, mit Kreditkarte, per Lastschrift oder mithilfe eines Bezahldienstes. Alle bieten Vor- und Nachteile. Vor dem Komfort sollte beim Bezahlen jedoch unbedingt an die Sicherheit gedacht werden. Um diese zu erhöhen, will die EU die Zahlungsdienstrichtlinie überarbeiten. Dazu der zuständige Kommissar Jonathan Hill: „Sie wird dafür sorgen, dass elektronische Zahlungen in Europa für die europäischen Verbraucher sicherer und bequemer werden.“
Erreichen will er das zum Beispiel mit einer Verschärfung der Sicherheitsanforderungen an den Vorgang der elektronischen Zahlungen. Außerdem soll die Haftung der Verbraucher für nicht autorisierte Zahlungen verringert und Lastschriften in Euro sollen bedingungslos erstattet werden. Wegfallen sollen auch alle Aufschläge, die zum Beispiel beim Zahlen mit Kreditkarte anfallen – und zwar unabhängig davon, ob die Karte im Geschäft oder online zum Einsatz kommt.
Doch zurzeit fließt das Geld im Netz noch nach den alten Regeln. Und kriminelle User nutzen die Schwachstellen, um sich zu bereichern. Die größte Gefahr lauert beim sogenannten Phishing: Um an Kontodaten und Passwörter zu gelangen, verschicken Netz-Betrüger gefälschte E-Mails, in denen sie sich als Bank oder Bezahldienst ausgeben. Unter einem Vorwand wird der Kunde aufgefordert, seine Daten auf einer Seite einzutragen, die der des jeweiligen Unternehmens sehr ähnlich sieht. Wer genau hinschaut, erkennt die Fälschung aber meist sofort.
Rechtschreibfehler oder unpersönliche Anreden sind untrügliche Indizien. Diese Mails sollte man unbedingt sofort löschen. Im Zweifel empfiehlt es sich, die Bank oder den Dienst anzurufen. Bei Diensten, die das Hinterlegen von Daten verlangen, ist das Risiko eines Datendiebstahls immer gegeben. Bei Paypal und eBay konnten Hacker Millionen Adressen und Namen stehlen, um dann Phishing-Mails zu verschicken.
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Mehr Sicherheit ist ein wenig anstrengend
Den Grad der Sicherheit können User aber zum großen Teil selbst bestimmen. Die sichere Aufbewahrung von Passwörtern und die regelmäßige Überprüfung der Kontobewegungen gehören dazu. Verbraucherschützer empfehlen den Kauf auf Rechnung als die sicherste Methode. Hier liegt das Risiko ganz beim Händler. Deshalb bieten nur wenige diese Möglichkeit des Bezahlens. Weiter verbreitet sind Dienste wie Paypal oder ClickBuy. Ende des Jahres wollen die deutschen Banken und Sparkassen ihr gemeinsames Projekt Pay Direkt starten.
Dabei soll sich der Kunde registrieren und direkt von seinem Konto aus bezahlen. Aus den USA werden in den nächsten Jahren weitere Neuerungen kommen. Paypal und Co bekommen mächtige Konkurrenz. Mit dabei ist der chinesische Internethandelsriese Alibaba. Er will mit Alipay in den USA und in Europa bei den Bezahldiensten mitmischen. Derzeit nur in den Vereinigten Staaten funktioniert der sehr erfolgreiche Dienst Apple Pay. Mit ihm kann jeder Smartphone-Besitzer nicht nur im Internet, sondern auch an der Supermarktkasse oder an der Tankstelle per Fingerabdruck bezahlen. Die deutschen User müssen sich noch etwas gedulden.
Zusätzlicher Schutz durch eine Versicherung
Besonders Vorsichtige können sich gegen die Risiken des bargeldlosen Bezahlens versichern. Cosmos Direkt bietet für einen Jahresbeitrag von 7,90 Euro eine Police, die den Missbrauch von Kredit- und Girokarten sowie Kontodaten bis zu einer Schadenssumme von 10.000 Euro absichert. Gezahlt wird, wenn der Kunde den Schaden unverzüglich bei der Bank meldet und eine Strafanzeige bei der Polizei stellt. Selbst bei grober Fahrlässigkeit, wenn zum Beispiel die Bank den Schaden nicht ersetzt, weil der Kunde Pin und Karte zusammen aufbewahrt hat, springt sie ein.
Der Schutz umfasst alle Konto-, Depot- und Kartenverbindungen zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses sowie auch künftige Karten und Konten der im Haushalt lebenden Familienmitglieder. Nicht geschützt sind Bitcoins und geladene Geldkarten. Auch das Banking am Dienst-PC ist nicht mitversichert. Die Prüfer der Stiftung Warentest halten den Schutz für verzichtbar, weil die Bankkunden sowieso nur bis zur Kartensperre haften und die meisten Banken und Sparkassen auf die Selbstbeteiligung von 150 Euro verzichten.
Allgemein gilt: Wer seine Bankgeschäfte mit großer Sorgfalt betreibt, schützt sich selbst.
Marlene Endruweit
m.endruweit@netcologne.de