Im regen Austausch mit der Politik
„Der Berufsstand hat sich in seinen Selbstverwaltungsstrukturen ein funktionierendes System gegeben, das die Einhaltung des Berufsrechts überwacht – und das von staatlicher Seite ermächtigt!“, betonte der Präsident der BZÄK und federführende Gastgeber, Dr. Peter Engel, bei der Begrüßung. Wer dies ändern will, rüttele an einer der tragenden Säulen des Gesundheitssystems, der zahnärztlichen Freiberuflichkeit. Engel rief den Gesetzgeber dazu auf, das Standesrecht anzuerkennen und die Kammern nicht nur als Interessenvertretung zu sehen, sondern sich auch darauf zu besinnen, dass er ihnen einen Teil der staatlichen Ordnungsaufgaben übertragen habe und dass die Kammern diese auch erfüllten. So seien die Kammern zum Beispiel dazu da, die Ein- haltung des Berufsrechts zu überwachen. Mehr Recht sei nicht automatisch besseres Recht, betonte er mit Blick auf die Pläne zum Antikorruptionsgesetz.
Vom Bundestagsausschuss für Gesundheit waren vier Vertreter geladen. Aus Sicht von Jens Spahn, MdB CDU/CSU, schaffe das Strafrecht bei Korruption ein besseres Bewusstsein, allerdings sehe der Gesetzgeber die Zahnärzteschaft nicht im Fokus. Lobende Worte fand Spahn für die zahnmedizinsche Prävention. Sie habe Vorbildfunktion für andere Präventionsbereiche. Der Gedanke, dass man regelmäßig zum Zahnarzt gehen muss, sei in der Bevölkerung fest verankert.
Hilde Matheis, MdB SPD, unterstrich, dass der Präventionsgedanke in den Lebenswelten der Menschen angekommen sei. Mit dem Versorgungsstärkungsgesetz solle die Versorgungsqualität im Land verbessert werden. Dazu gehöre auch der Bereich der Pflege. Egal ob bei den Kleinen oder bei den Älteren: Die zahnärztliche Versorgung sei dabei ein zentraler Punkt, betonte sie.
Birgit Wöllert, MdB Die Linke, griff diesen Aspekt auf. Initiativen wie der Tag der Zahngesundheit hätten in der Bevölkerung Pflöcke eingeschlagen. Sie betonte, dass bei der Versorgung von Kleinkindern die Hebammen mit ins Boot genommen werden müssten. Auch eine Weiterentwicklung der aufsuchenden Betreuung für Pflegebedürftige sei notwendig.
Dass die Zahnärzteschaft in fachlichen Fragen als verlässlicher Ansprechpartner für die Politik zu Verfügung steht, würdigte Dr. Harald Terpe, MdB Bündnis 90/die Grünen. Aus seiner Sicht ist es sinnvoll, die Rolle des öffentlichen Gesundheitsdienstes zu stärken. Zahnärztliche Aktivitäten hätten sich auf diesem Sektor als beispielhaft erwiesen. Wichtig seien eine sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung und kooperative Prozesse.
Verlässlicher Partner
Ein dynamisches gesundheitspolitisches Jahr 2015 prognostizierte der KZBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Eßer. Die Zahn-ärzte hätten bisher unter Beweis gestellt, dass sie für die Politik ein verlässlicher Partner seien. Viele konkrete Vorschläge des Berufsstands seien inzwischen in die Gesetzgebung aufgenommen worden. Wichtig sei, die Lebensqualität und Mundgesundheit von vulnerablen Patienten-gruppen wie Kleinkindern unter drei Jahren, Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen deutlich zu verbessern. Der Berufsstand bringe sich hier aktiv ein. Als Beispiel nannte Eßer die von April 2014 bis heute stetig angestiegene Zahl von Kooperationsverträgen mit Krankenkassen zur Versorgung von Kleinkindern zwischen sechs und 30 Monaten. Dennoch müsse das Problem der frühkindlichen Karies weiter an der Wurzel gepackt werden. Er forderte, das Versorgungskonzept der Zahnärzte zur Early Childhood Caries (ECC) ins Präventionsgesetz aufzunehmen.