Leitartikel

Klare Wege in der Prävention

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

in den vergangenen 60 Jahren haben KZBV und KZVen entscheidende Impulse für die Gesundheitspolitik in Deutschland gesetzt und das Bild der modernen präventionsorientierten Zahnmedizin von heute mitgeprägt. Dem Jubiläum der KZBV und ihrem Wirken in den vergangenen Jahrzehnten haben wir uns filmisch in Form einer „Retroperspektive“ genähert: Unser Blick geht in die Vergangenheit, aber noch mehr in die Zukunft unter dem Motto „Gesundheit gestalten“. Wir bieten uns der Politik als Gesprächspartner und Ratgeber auf Expertenbasis an und setzen uns für das Wohl der Patienten wie auch der Vertragszahnärzte gleichermaßen ein.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat in seiner Rede anlässlich unseres Festaktes in Berlin klare Worte gefunden. Er hat ausdrücklich gewürdigt, dass die KZBV in den vergangenen 60 Jahren maßgeblich an der erfolgreichen Entwicklung der zahnmedizinischen Versorgung hin zu einem klar präventionsorientierten Ansatz mitgewirkt hat. Deutschland nimmt – dank des Einsatzes aller Zahnärztinnen und Zahnärzte – inzwischen bei der Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen einen Spitzenplatz in Europa ein.

Zahnärzte haben schon immer die bestmögliche Mundgesundheit ihrer Patienten zum Ziel gehabt: Ein maßgeblicher Schritt nach vorne – weg von der Reparaturmedizin – erfolgte mit dem Paradigmenwechsel in den 80er-Jahren. Hier wurden erstmals Gruppen- und Individualprophylaxe in der Gesetzgebung berücksichtigt. Damit wurde der Grundstein für das Leitbild der modernen, präventionsorientierten Zahnheilkunde gelegt. Spätestens seitdem ist Zahnmedizin eine echte Erfolgsgeschichte.

Als Player im Gesundheitswesen hat sich die KZBV in Politik und Gremien Gehör verschafft und bringt ihre Expertise ein. Dennoch: Wir sind in der Selbstverwaltung der „David“ unter den Körperschaften. Und manchmal sind die Wege lang und steinig, bis Durchbrüche erreicht werden. Unser Ziel ist es, den Menschen über seinen gesamten Lebensbogen präventiv zu betreuen, etwa mit einem professionellen Präventionsmanagement. So herrscht akuter Handlungsbedarf bei der Versorgung alter und behinderter Menschen und von Pflege- bedürftigen sowie bei frühkindlicher Karies (Early Childhood Caries, ECC).

Ein großes Anliegen von uns ist es, die zahnärztliche Versorgung der Kleinsten von 0- bis 3 Jahren zu verbessern und ECC zu bekämpfen. Hier gibt es gute Nachrichten: Der Bundestag hat kürzlich das Präventionsgesetz verabschiedet, dort wurde auch ein Passus aufgenommen, der frühkindliche Karies im Visier hat. Darin wird der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) verpflichtet, das Nähere zur Ausgestaltung der zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen (FU) zur Vermeidung frühkindlicher Karies zu regeln. Damit sollen über die bisherige FU-Richtlinie hinaus, die die erste zahnärztliche FU im dritten Lebensjahr vorsieht, schon früh im Kleinkindalter Untersuchungen eingeführt werden, um eine Reduktion von ECC zu erreichen. Geplant ist ferner eine stärkere Vernetzung von Kinder- und Zahnärzten.

Der Gesetzgeber hat damit eine jahrelange Forderung der Zahnärzteschaft, die im ECC-Konzept zusammengefasst ist, auf den Weg gebracht. Inzwischen hat der G-BA dazu einen entsprechenden Beschluss gefasst. Die von der KZBV eingebrachte Forderung nach der Verankerung von Verweisen vom Pädiater zum Zahnarzt wurde mit den Stimmen der Leistungserbringer und aller Unparteiischen gegen die Stimmen des GKV-Spitzenverbands angenommen.

Die G-BA-Richtlinie zur Früherkennung von Krankheiten bei Kindern bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr wird nun neu strukturiert. Der Beschluss wird allerdings erst dann in Kraft treten, wenn auch das Kinder-Untersuchungsheft („Gelbes Heft“) der Richtlinie angepasst wird.

Hier sind im Sinne unserer kleinsten Patienten versorgungspolitisch wichtige Pflöcke eingeschlagen. Und es geht weiter. Es wäre sehr wünschenswert, wenn die Gremienarbeit schneller Ergebnisse bringen würde – im Sinne der Klarheit für die Patienten wie auch für die Kollegenschaft.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Wolfgang Eßer

Vorsitzender des Vorstands der KZBV

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