Der unterschätzte Bettgenosse
Rund drei bis 14 Prozent aller Männer und zwei bis sieben Prozent aller Frauen leiden unter einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA), entwickeln also im Schlaf wiederholt einen partiellen oder sogar einen kompletten kurzzeitigen Verschluss der oberen Atemwege mit Abfall des Sauerstoffgehalts im Blut. Die Apnoe-Phase wird durch eine sogenannte Weckreaktion (Arousal) beendet, wobei sich bei Patienten mit schwerer Schlafapnoe mehr als 30 Apnoen pro Stunde Schlaf ereignen. „In Ausnahmefällen können sogar bis zu 100 Atemaussetzer pro Stunde auftreten“, erklärte Dr. Wolfgang Galetke, Köln, bei der 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V.. Die ständig auftretenden Weckreaktionen unterbrechen den Schlaf der Patienten und führen so zu einem nicht erholsamen Schlaf und zu einer teils erheblichen Schläfrigkeit am Tag. Noch gravierender scheinen aber die Auswirkungen der wiederholten Sauerstoffabfälle auf das Herz-Kreislauf-System der betroffenen Patienten zu sein. „Tierexperimentelle Untersuchungen sprechen dafür, dass die wiederholten Sauerstoff- abfälle in der Nacht Entzündungsprozesse im Bereich der Blutgefäßwände induzieren, die schließlich in eine Arteriosklerose münden können“, sagte Galetke.
„Das erklärt die ausgesprochen hohe Komorbidität bei Vorliegen einer OSA“, ergänzte Prof. Dr. Joachim H. Ficker aus Nürnberg. So kommt es bei Patienten mit Schlafapnoe überdurchschnittlich häufig zu kardiovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Überproportional oft liegen außerdem parallel zu der nächtlichen Atemregulationsstörung eine Hypertonie, eine Herzinsuffizienz, ein Diabetes, eine Adipositas und insgesamt ein metabolisches Syndrom vor. Auf das Konto des nicht erholsamen Schlafes geht wahrscheinlich die Beobachtung, dass die Patienten häufig auch Depressionen entwickeln. Während bei Männern inzwischen rasch die Verdachtsdiagnose Schlafapnoe gestellt wird, wird das Krankheitsbild bei Frauen nach Ficker noch unterschätzt. Ein Grund hierfür dürfte die etwas unterschiedliche Symptomatik sein. So weisen Frauen üblicherweise einen niedrigeren Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) als Männer auf, die Apnoe-Phasen sind im Allgemeinen kürzer und es kommt seltener zu schweren Apnoen. Frauen entwickeln dafür mehr REM-assoziierte Ereignisse, haben eine niedrigere Arousal-Schwelle und längere Schlaflatenzen, berichtete der Mediziner in Köln.
Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Kölninfo@christine-vetter.de