Rekonstruktion der Lippe
Das Bonner MKG-Chirurgenteam um Prof. Dr. Dr. Rudolf Reich entfernte zunächst das befallene Gewebe der Lippe – kastenförmig mit einem Sicherheitsabstand von 10 mm im Gesunden. Ebenso wurden die Lymphbahnen am Hals (Neck dissection) entnommen. Um eine gute Funktion und Ästhetik der Lippe zu erreichen, mussten mehrere rekonstruktive Methoden kombiniert werden: Den großen Defekt der Unterlippe und des Mundwinkels deckten die MKG-Chirurgen durch eine treppenförmige Verschiebung von Kinngewebe (Treppenplastik nach Johanson/Grimm) und durch Schwenkung eines Teils der Oberlippe in den Unterlippendefekt (Estlander-Plastik).
Das übrige Lippenrot zeigte bereits eine Vorstufe für den Lippenkrebs (Cheilitis actinica), daher musste dies ebenfalls oberflächlich entfernt werden. In der gleichen Sitzung wurde auch das verlorene Lippenrot durch eine Verschiebung von Schleimhaut der Innenlippe rekonstruiert (von-Bruns-Plastik). Drei Jahre nach dem Eingriff geht es dem Patienten gut, es gibt keinen Hinweis auf ein Rezidiv des Tumors.
Ästhetisch und funktionell vollwertige Unterlippe
Die Funktion der Lippe ist nicht eingeschränkt (Lippenschluss, Gefühl, Beweglichkeit). Ebenso konnte ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis erzielt werden. Insgesamt wurde die Unterlippe vollwertig rekonstruiert. Der Patient wird mindestens fünf Jahre in der Tumornachsorge bleiben. Die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens des Tumors sinkt von Jahr zu Jahr nach dieser umfangreichen Operation.
Diese Fälle wurden auf dem 67. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) vorgestellt.