Warum man für seinen Job nicht brennen muss

Christian Henrici
Dass viele Leute mit ihrem Job unzufrieden sind und oftmals sogar innerlich gekündigt haben, ist kein Geheimnis. Doch woran liegt das, was läuft falsch? Glaubt man den Ratgebern, ist die Antwort auf diese Frage simpel: Die Personen haben den falschen Job. Doch auch Menschen, die endlich ihren „Traumjob“ gefunden haben, beklagen sich nur wenige Wochen später, dass sich der Montag immer noch wie ein Montag anfühlt. Deshalb gibt es auf die Frage noch eine Antwort: Die Personen haben die falsche Einstellung.

Was hat Leidenschaft eigentlich damit zu tun, dass wir unseren Job gut machen? Am Ende sind es die rationalen Entscheidungen, das besonnene Handeln und die sorgfältige Arbeit, die die Qualität eines Mitarbeiters ausmachen. Leidenschaft ist oftmals nicht gleichbedeutend mit einer sauberen und effizienten Arbeitsweise. Ein Zahnarzt kann voller Hingabe sein, doch wenn er es nicht schafft, ein Loch sauber zu füllen, führt ihn auch seine Leidenschaft nicht zu einem guten Ergebnis. Meines Erachtens löst nicht mangelnde Leidenschaft Fehler aus, sondern das Fehlen von Sorgfalt und Zuverlässigkeit oder aber ein Mangel an Konzentration und Aufmerksamkeit. Diese Defizite führen häufig dazu, dass so manche Alltagstätigkeiten nicht ausreichend gemeistert werden. 

Die Leidenschaft gehört den Patienten

Nüchterne Distanz zum Berufsleben ist wichtig, denn Leidenschaft und starke Emotionen können zur Folge haben, dass man leicht etwas übersieht oder vergisst. Leidenschaft deutet auch darauf hin, dass es einem nur um das eigene Wohl geht beziehungsweise um das eigene Verhältnis zu seiner eigenen Arbeit. Doch ist es nicht gerade in einer Zahnarztpraxis wichtig, den Fokus auf den Patienten zu legen? Empathie sollte – im Unterschied zur Leidenschaft – die Arbeitsweise jedes Mitarbeiters beeinflussen, denn es ist wichtig zu wissen, was Ihre Patienten wünschen und erwarten. Dies zu erfüllen und den Patienten entgegenzukommen, sollte das Ziel jedes Mitarbeiters sein.

Ja, es ist abgedroschen, aber gerade in einer Zahnarztpraxis müssen die Abläufe genauestens aufeinander abgestimmt werden. Reibungslose Prozesse, Empathie und Sorgfalt sind die Schlüssel zum Erfolg einer Zahnarztpraxis. Vergisst man einen Termin richtig einzutragen, nach einer Leistung die Abrechnung zu erstellen oder einen Patienten ins Behandlungszimmer zu rufen, gerät der Praxisalltag aus dem Takt. 

Die Leidenschaft steht nicht nur gelegentlich der Empathie im Weg, sondern auch der Effizienz, was bedeutet: Wer für seine Arbeit brennt und diese gerne macht, ist oftmals nicht bereit, Arbeitsschritte zu streichen und den reinen Arbeitsprozess zu kürzen. So viel Spaß und Freude ein eingeschliffener Ablauf auch macht, so schwungvoll die Arbeit auch von der Hand geht: Prüfen Sie, ob alles, was Sie hier tun, auch im Sinne einer effizienten Praxisführung ist.

Empathie UND Sorgfalt sind die Schlüssel zum Erfolg

Dies alles heißt jedoch nicht, dass man im Sinne der Arbeitsergebnisse und -qualität auf die Leidenschaft verzichten sollte, denn Leidenschaft und Arbeitsqualität sind ohnehin zwei komplett unterschiedliche Messgrößen. Aber, so fragen sich vermutlich viele Leser, erfordert ein zufriedenes Leben nicht eine Arbeit, für die man brennt? Jeder Mensch ist individuell. Es gibt Menschen, die leidenschaftlich arbeiten und glücklich sind, und andere, die nicht leidenschaftlich arbeiten und glücklich sind, weil sie dennoch gute Ergebnisse liefern. Man beachte jedoch, dass zu viel Leidenschaft auch dazu führen kann, dass man die Probleme auf der Arbeit zu Hause wälzt. Letztendlich müssen die drei beschriebenen Faktoren aufeinander abgestimmt sein, so dass die Qualität, die Leidenschaft und die Wirtschaftlichkeit in einem perfekten Verhältnis zueinander stehen.

Im Endeffekt geht es nie darum, wie gut wir unsere Arbeit finden. Es geht immer darum, wie gut wir unsere Arbeit machen. Dies mag zwar ein wenig kühl wirken und im ersten Moment nicht der Schlüssel zum Glück sein, dennoch ist es eine Möglichkeit, um anhaltend zufrieden zu sein.

Wofür ist eine Zahnarztpraxis da?

Um ein klares Fazit zu ziehen, muss man sich fragen, wieso die Arbeit überhaupt erfunden wurde. Gibt es Zahnärzte, damit ein Teil der Menschen ihren Lebenssinn findet? Oder sind sie eher dazu da, dass wir gesunde Zähne haben und im hohen Alter noch in der Lage sind, unsere Nahrung zu kauen? 

Aus Unternehmersicht ist es im Prinzip ganz einfach: Eine Praxis braucht hochqualifizierte Arbeitnehmer, die ohne Wenn und Aber ihre Pflichten erfüllen und wirtschaftlich arbeiten. Doch was hat jede einzelne betroffene Person davon? Man verübt eine Tätigkeit, die die Gesellschaft braucht und letztendlich brauchen die meisten ihren Job, um die Lebenkosten zu bezahlen.

Schlussendlich geht es also nicht darum, ob Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Leidenschaft dabei sind, sondern wie gut sie ihre Arbeit machen, damit der Praxisalltag reibungslos verlaufen kann. 

In diesem Sinne …

Ihr Christian Henrici

Henrici@opti-zahnarztberatung.de

www.opti-zahnarztberatung.de

Christian Henrici

Dipl. Kfm. Christian Henrici ist seit 2006 Gründer und Geschäftsführer der OPTI health consulting GmbH, die nach eigenen Angaben seit 2006 rund 3.000 Zahnarztpraxen in Deutschland beraten hat. Henrici ist Lehrbeauftragter und Referent für Controlling, Personal und Businessplanung. Als Autor erschien von ihm im Quintessenz-Verlag das Buch „Wer braucht schon gutes Personal? – Erfolgreich führen in der Zahnarztpraxis“. Christian Henrici schreibt Fachbeiträge zu den Themen Betriebswirtschaft, Organisation und Führung & Personal in der Zahnarztpraxis und seine regelmäßige Kolumne in den zm.

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