jameda auf dem Weg zur Arztsuche 3.0

„Ich hätte gerne mal Ihre CME-Zertifikate gesehen!“

Das Arztbewertungsportal jameda hat seine Online-Suchfunktion angepasst: In die Ergebnislisten fließen nun neben der Bewertungsnote und der Anzahl der Bewertungen auch die Bewertungsinhalte, Eigenangaben der Mediziner zu ihren Tätigkeitsschwerpunkten sowie Empfehlungen der Kollegen ein. Zukünftig soll der Suchalgorithmus noch mehr Daten berücksichtigen. Der „richtige“ Arzt soll dadurch schneller gefunden, die medizinische Versorgungsqualität „transparenter“ gestaltet werden – so das Versprechen von jameda.

Google ist in diesem Jahr 20 Jahre alt geworden. Wer die Suchmaschine seit ihren Anfängen nutzt, weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr sich unser Suchverhalten in dieser Zeit verändert hat. Oder würden Sie heute noch nach „Zahnarzt, Berlin“ suchen, um dann 36.600.000 angezeigte Treffer durchschauen zu können?

Wer weiß, was er will, formuliert seine Suche heute spezifischer: „Zahnarzt, Angstpatient, Wurzelbehandlung, Berlin-Wilmersdorf, Öffnungszeiten nach 18 Uhr“ reduziert die Ergebnisse auf rund 51.900. Mehr Daten, schaffen so mehr Überblick. 

Das Arztbewertungsportal jameda macht sich dieses Wissen nun zunutze. Anfang Mai wurde der erste Schritt auf dem Weg zur „Arztsuche 3.0“ vollzogen, indem eine erste Version der neuen Arztsuche von jameda implementiert wurde. Seitdem können Patienten auf dem Portal nicht mehr nur nach Fachärzten suchen, sondern auch nach Erkrankungen oder Behandlungen. 

Der Algorithmus kann jetzt noch besser (aus-)sortieren

Um zu gewährleisten, dass Patienten für diese spezifischen Suchanfragen die passenden Ergebnisse erhalten, hat jameda seinen Suchalgorithmus mit weiteren Daten gefüttert. Jetzt fließen in die Ergebnisliste der neuen Arztsuche neben der Bewertungsnote und der Anzahl der Bewertungen drei weitere Kriterien ein: die Eigenangaben der Ärzte zu ihren Schwerpunkten, die passenden Empfehlungen anderer Ärzte für diesen Arzt sowie Bewertungsinhalte des Arztes. 

„Die neue Arztsuche wird von Ärzten vor allem positiv beurteilt“, betont jameda auf Nachfrage. Besonders würden die von jameda befragten Ärzte den Vorteil zu schätzen wissen, dass die neue Arztsuche Patient und Arzt „noch passgenauer zueinander führt“, ebenso die Möglichkeit „sich als Arzt noch besser auf eine bestimmte Behandlung zu positionieren“. 

Im Umkehrschluss könnte dies aber auch heißen: Wer sich als Arzt nicht positioniert, keine Angaben zu seinen Schwerpunkten liefert, keine Empfehlungen an andere Ärzte ausspricht und somit im Gegenzug vielleicht auch keine erhält, wird es schwer haben vom jameda-Suchalgorithmus gefunden zu werden. Eine kleine Stichprobe erhärtet den Verdacht: In der Ergebnisliste von jameda werden auffallend viele Profile von zahlenden Premium-Kunden ausgespielt – inklusive Foto, Leistungsbeschreibung sowie dutzenden 1-Sterne-Bewertungen. Erst danach folgen die schmucklosen, kostenfreien Profile. 

Nun beteuert jameda ja stets, dass es keinen Unterschied in der Bewertung und Platzierung macht, ob ein Arzt Kunde ist oder nicht. Eine Datenanalyse der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ anhand von 3.770 benoteten Einträgen belegt jedoch das Gegenteil. Im Januar 2018 haben die Journalisten das Portal daraufhin untersucht, ob Ärzte, die ein kostenpflichtiges Premiumpaket gekauft haben, in den Bewertungen besser abschneiden als die nicht-zahlenden Kollegen. Ihr Ergebnis: „Sonderbarerweise haben zahlende Ärzte so gut wie keine schlechten Noten, und 95 Prozent ihrer Noten sind Einsen.“

Die neuen Suchkriterien spielen in diesem Konflikt keine Rolle. Dennoch liegt der Verdacht nahe, dass mit den zusätzlich eingeforderten Informationen zusätzlicher Druck ausgeübt werden kann: Entweder der Arzt pflegt sein Profil bei jameda, gibt Auskunft über seine Tätigkeiten, „positioniert sich“ und wird dann auch vom Suchalgorithmus berücksichtigt – oder er verschwindet hinter einem anonymen Konterfei am Ende der Ergebnisliste. 

jameda weist diese Kritik weiterhin von sich und spricht stattdessen von „Qualitätskriterien“, die zukünftig sogar noch ausgebaut werden sollen: So sollen „in naher Zukunft“ auch Zertifikate, Fallzahlen zu bestimmten Behandlungen oder Patient Reported Outcome Measures (PROMs) im Profil hinterlegt werden können. Auch Auszeichnungen, Weiterbildungen und Praxisausstattungsmerkmale seien denkbar. „Auf diesem Wege möchten wir sicherstellen, dass Patienten künftig noch besser zu den passenden Ärzten finden – und Ärzte zu den passenden Patienten“, betont der Portalbetreiber. „Nie jedoch sollte das Ranking durch den Kundenstatus beeinflusst werden.“

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