Kryptowährung für Zahnärzte
Der Dentacoin ist noch kein Jahr alt, aktuell kostet er gerundet 0,0006 Dollar pro Stück (Stand Anfang März). Die digitale Währung, die sich der Technologien der Marktführer Bitcoin und Ethereum bedient, wird von der gleichnamigen niederländischen Stiftung herausgegeben. Sie verfolgt laut 37-seitiger Absichtserklärung kein geringeres Ziel als die Mundgesundheit weltweit zu verbessern – und zwar mithilfe von Dienstleistungen: Indem Patienten zahnärztliche Leistungen mit Dentacoins bezahlen, entsteht ein digital nachvollziehbarer Vertragsabschluss, der beiden Vertragsteilnehmer Vorteile bringt. Das ist zumindest die Idee.
„Die Mundgesundheit weltweit verbessern ...“
Denn der Dentacoin soll mehr sein als Geld: Patienten verifizieren sich durch die „Blockchain“ – also die kryptografisch verkettete Liste von Datensätzen, die Teil der Währung ist – für ein eigenes Zahnarztbewertungsportal und werden für die Abgabe einer Bewertung mit Dentacoins belohnt. Gleichzeitig sollen Zahnärzte entscheiden können, welche Patienten besonders vertrauenswürdige Bewertungen abgeben dürfen. Diese bekommen vom Behandler dafür einen Link per E-Mail zugesendet. Geplant ist außerdem, die Währung zu erweitern: um eine App etwa, die Patienten spielerisch zu einer besseren Prophylaxe anleitet, um ein Portal, das von Patienten regelmäßig Meinungen zu Dentalthemen abfragt und Zahnärzten „extrem wertvolle Marktforschungsdaten“ liefert, sowie um eine innovative Zahnbehandlungsversicherung, die zwischen Patient und Zahnarzt geschlossen wird und bei Einhaltung der Prophylaxetipps der App und einer regelmäßigen Zahlung an den Behandler im Bedarfsfall die Heilfürsorge komplett abdeckt. In der letzten Stufe wollen die Macher Dentacoin sogar zur Speicherung und zum Transfer von Patientendaten einsetzen.
Jede zweite Kryptowährung scheitert
Der Hype um den Bitcoin und die Diskussion um dessen Marktmacht oder Potenzial als lukrative Geldanlage verstellen den Blick für das Risiko, das Kryptowährungen bergen: Denn ein sogenanntes Initial Coin Offering (ICO) – also die Ausgabe einer digitalen Währung – erfolgt häufig innerhalb eines unregulierten Crowdfundings, womit die Kryptowährungsfirmen den streng regulierten Prozess der Kapitalaufnahme von Risikokapitalgebern, Banken oder Börsen vermeiden. Beim ICO dagegen wird ein Anteil einer neu ausgegebenen Kryptowährung – im Austausch gegen eine staatlich ausgegebene Währung oder gegen andere Kryptowährungen wie etwa Bitcoin – an Anleger verkauft. Doch sowohl diese Ausgabe als auch der Markteintritt können schnell schiefgehen: Nach einer Studie der Branchenplattform NewsBitcoin.com scheiterten 46 Prozent der 902 untersuchten Unternehmen, die im vergangenen Jahr eine Kryptowährung aufgelegt hatten. Diese kritische Zeitspanne hat der Dentacoin noch nicht überstanden. Zwar feierte die dahinterstehende Stiftung jüngst einjähriges Bestehen, doch die Ausgabe des ersten Prozents aller Dentacoins – bei der 412.268 Dollar erlöst wurden – fand erst im Juli 2017 statt.
Wie dies alles genau funktionieren soll, bleibt allerdings unklar. Dentacoin-Mitbegründer Philipp Grenzebach teilte zunächst mit, ein Artikel über seine Kryptowährung „klingt genial“ – man werde die Fragen der zm umgehend beantworten. Bis zu unserem Redaktionsschluss haben wir von ihm trotz mehrmaliger Nachfragen jedoch nichts mehr gehört.